Zur Ausgabe
Artikel 18 / 87

»Ein paar Bomben zünden«

Der König des illegalen Glücksspiels, Manfred Hauschild, belastet deutsche Polizisten schwer: Viele Beamte seien bestechlich und regelrechte Komplizen der Zocker-Bosse. Millionär Hauschild, der in England auf seine Auslieferung wartet, soll nun ins Hochsicherheitsgefängnis von Stuttgart-Stammheim gebracht werden.
aus DER SPIEGEL 2/1992

Der Gast auf Zimmer 436 im Penta-Hotel von London-Heathrow war nur noch in der Unterhose, als sieben Uniformierte nachts um Viertel nach eins die Tür aufrissen. Mit drei Pistolen im Anschlag und durch schußsichere Westen geschützt, zwangen die Beamten von Scotland Yard den Unbewaffneten zu Boden.

Manfred Hauschild, 44, wegen illegalen Glücksspiels verurteilt und auf der Flucht vor der deutschen Justiz, war seinem Ruf als Draufgänger wieder gerecht geworden: »Der Papst« der Zocker, wie er in Europas Rotlichtbezirken ehrfürchtig genannt wird, hatte das Schicksal herausgefordert.

Der Deutsche, mit internationalem Haftbefehl gesucht, hatte am Nachmittag jenes Novembertages 1991 schon an der Rezeption geahnt, daß er erkannt worden war. Dennoch kehrte er, weil der Plan für eine schnelle Flucht nach Rio gescheitert war, vom Dinner mit Curry-Shrimps und Peking-Ente in Cheung''s Chinese Restaurant zum Penta-Hotel zurück. Den Leichtsinn weiß Silvia Lützen, 30, langjährige Vertraute und Geschäftspartnerin Hauschilds, zu erklären: »Er ist halt ein Spieler.«

Seit Ende November wartet nun der aus Ulm stammende Hauschild, der über ein weitverzweigtes Netz illegaler Spielkasinos gebot, in England auf seine Auslieferung. Zunächst hoffte er, London werde ihn »in ein Land meiner Wahl, etwa Taiwan, Korea oder Kuba«, abschieben. Doch nun steht seine Überstellung nach Deutschland, in das Hochsicherheitsgefängnis von Stuttgart-Stammheim, kurz bevor.

Viele deutsche Ermittler werden Hauschilds Ankunft mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Der Ober-Zocker, der sich bei seiner Festnahme in Großbritannien mit einem paraguayischen Paß auswies, hatte sich nach London gewagt, um im Auftrag amerikanischer Bandenbosse bei europäischen Kasino-Betreibern wegen Prozent-Anteilen zu sondieren. Hauschild traf sich zudem mit Journalisten, denen er ankündigte, er werde »ein paar Bomben in Deutschland zünden«.

Wenn Hauschilds Behauptungen zutreffen, dann rollt auf die deutschen Fahnder ein handfester Skandal zu. »Massenhaft«, so Hauschild, decke die Polizei illegales Roulettspiel mit Millionenumsätzen in verschwiegenen Klubs und erhalte dafür diskret Informationen aus der Halbwelt. Beamte, die dort verdeckte Ermittlungen betrieben, seien oft »gekaufte Leute« oder befänden sich in der Hand von Straftätern.

Vor allem im Stuttgarter Landeskriminalamt (LKA) seien mehrere Beamte »über Jahre bestochen worden«, behauptet Hauschild. In Baden-Württemberg werde er mit Hilfe einiger Privatdetektive und früherer Croupiers eine »Maultaschen-Connection hochgehen« lassen, »auch in Nordrhein-Westfalen« müsse »aufgeräumt« werden.

Vorerst wiegeln die Behörden ab. Hauschilds Schilderungen, erklärte das Düsseldorfer LKA, seien »nachvollziehbar, aber nicht billigenswert«. Der baden-württembergische Landespolizeipräsident Erwin Hetger tut die Vorwürfe als »Rachefeldzug von Kriminellen« ab. Und der Stuttgarter Staatsanwalt Helmut Krombacher, der bereits gegen zwei LKA-Beamte wegen Beihilfe zu illegalem Glücksspiel ermittelt, will die Bestechungsvorwürfe noch nicht glauben: »Erst Beweise bitte.«

Umfangreiches Material hatte Krombachers Duisburger Kollege Gerd Schnittcher schon 1981 vorgelegt. Er wies dem Fahnder Hans-Georg Haupt, einem einstigen verdeckten Ermittler des Wiesbadener Bundeskriminalamts (BKA), Untreue und Betrug nach.

Haupt hatte, wie er später gestand, seinem V-Mann Noel ("Nico") Gilisen in illegalen Spielkasinos nicht das vereinbarte BKA-Honorar ausgezahlt, sondern »ein Drittel davon für mich abgezweigt«. Haupt, der zu acht Monaten Freiheitsentzug mit Bewährung verurteilt wurde, hatte gewußt, daß V-Mann Gilisen »Geld aus den Klubs zog«.

Schon damals war in den Prozeßakten von Hauschilds Spielklubs die Rede. Wie er solche Kasinos schützte, schilderte Haupt in einer Vernehmung: _____« Ich habe mich jeweils bei der örtlichen Polizei dafür » _____« verwandt, (daß) die Klubs, in denen Gilisen Informationen » _____« sammeln wollte, nicht kontrolliert wurden bzw. etwaige » _____« Razzien mir vorher angekündigt wurden. Diese » _____« bevorstehenden Razzien habe ich dem Gilisen angekündigt. » _____« Ich wußte, daß Gilisen seinerseits seine Unterinformanten » _____« und die Spielklub-Besitzer informierte . . . Es ist » _____« richtig, daß ich auf diese Weise mehr als zehn Spielklubs » _____« abgedeckt habe. »

Auch nach Haupts Verurteilung wurde illegales Glücksspiel, das gerade mal so streng wie Verleumdung mit höchstens zwei Jahren Freiheitsentzug bestraft wird, kaum geahndet. Bald zählten Ermittler rund 400 illegale Spielklubs in Westdeutschland. Hauschild: »Allenfalls gab es mal Geldstrafen von 2000 oder 3000 Mark.«

So war Hauschild höchst verwundert, als er 1989 eines Nachts, zusammen mit 29 Geschäftsführern, Strohleuten und Teilhabern, verhaftet wurde. 1600 Polizisten, 200 Steuerfahnder und 9 Staatsanwälte durchkämmten bundesweit 23 Spielsalons, filzten rund 200 Wohnungen, Büros und Banckonten (SPIEGEL 39/1989).

Der Herr des Zocker-Imperiums wurde als Kopf einer kriminellen Vereinigung wegen Beamtenbestechung und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Ein gutes Dutzend seiner Mitarbeiter wanderten für Jahre in den Bau. Immerhin aber habe er, rechnete Hauschild jetzt in London dem SPIEGEL vor, »von 1985 bis 1989 satte 13 Millionen Mark verdient«.

Bundesbürger dürfen nur in den über 30 staatlich konzessionierten Spielbanken Roulett, Black Jack oder Bakkarat spielen. In den privaten Kasinos, über deren Zahl das BKA derzeit keine Angaben machen kann, sind nur sogenannte Beobachtungs- und Geschicklichkeitsspiele erlaubt.

Diese Vorschrift nutzen die Zockerprofis raffiniert aus: Sie erfanden Roulett-Varianten wie »Opta I« oder »Hadja-Kis-Rouletta 24«, bei denen es angeblich auf eine gute Beobachtungsgabe und ein präzises Gedächtnis des Spielers ankommt.

Das BKA fungiert für Privatkasinos mit diesen Spielvarianten als eine Art Technischer Überwachungsverein: Im Jahresturnus werden die Spielkessel und Filztische von Wiesbadener Beamten geprüft. Entspricht das Gerät den technischen Vorschriften, wird eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erteilt. Diesen Persilschein hängen die Konzessionäre an die Wand, was unbedarfte Kontrolleure oft beeindruckt.

Doch mit den erlaubten Höchsteinsätzen von 20 Mark pro Spiel sind in einer solchen Kullerbude monatlich allenfalls 7000 Mark zu erwirtschaften. Das reicht vielleicht für Miete und Strom, nicht aber für die Löhne von Geschäftsführer, Croupiers und Türstehern.

So wird an den Spielkesseln, die anders als in den staatlich konzessionierten Spielbanken nicht 37, sondern 26 Zahlenfelder aufweisen, nach Auskunft eines BKA-Experten »zu 95 Prozent Roulett gespielt« - Einsatz nach oben offen. Die Spieler riskieren nach Paragraph 284a des Strafgesetzbuches Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten, die Kasinobosse, ihre Geschäftsführer und Strohleute bis zu zwei Jahre Haft.

Gleichwohl sorgen rund 20 000 Spielsüchtige und Betrüger, die in den staatlich konzessionierten Betrieben Spielverbot haben, Nacht für Nacht für ein Vielfaches der erlaubten Umsätze. Locker macht ein Kasino 500 000 Mark Gewinn im Monat - an der Steuer vorbei. »Finanzbeamte haben Berührungsängste, da reinzugehen«, weiß BKA-Fachmann Ernst Gadebusch. Die »örtliche Polizei«, so Glücksspielexperte Peps Zoller vom bayerischen LKA, »ist blind und vom Fachwissen her überfordert«.

Staatsanwälte, sagt der Stuttgarter Krombacher, hätten illegales Glücksspiel lange für »ein Bagatelldelikt mit Lästigkeitscharakter« gehalten. Erst bei den Hauschild-Ermittlungen, gesteht Krombacher, »haben wir erkannt: Mensch, da wird ja dickes Geld verdient«.

Hauschild, ein »High Roller«, wie Suchtspieler im Milieu genannt werden, geriet 1986 ins Visier der Fahnder: Ihm war in der Zockerszene ein Mord angehängt worden.

Seit damals jedenfalls ist ein Erzrivale von Hauschild, Gerd Hertel, genannt »Goldfinger«, spurlos verschwunden. Der Verdacht fiel auf Hauschild, der daraufhin, höchst ungewöhnlich, eine Million Mark Belohnung für Hinweise aussetzte - ohne Erfolg.

Die Polizei klärte besonders sorgfältig Hauschilds Umfeld ab. Zwei enge Vertraute, Silvia Lützen und Ilona Heisters, wurden bis auf die niederländische Karibik-Insel Aruba verfolgt und observiert - die Fahnder vermuteten in einem großen Koffer der Damen die Leiche. Auch V-Mann Gilisen, ein ehemaliger belgischer Kongo-Legionär, der wegen eines Sprachfehlers den Milieu-Spitznamen »Der Stotterer« trägt, half bei der Beschaffung von Informationen.

Mal von Ulm, mal von Mönchengladbach, mal von Aruba aus dirigierte Hauschild sein Imperium. Noch heute besitzt er Kasinos in Amsterdam ("Femina") und in Eindhoven. Über seine Häuser und Teilhaberschaften in Europa und anderswo mag er nicht reden.

Als Hauschild und seine Gefolgsleute 1989 verhaftet wurden, konnte ein langjähriger Komplize entkommen, der Hamburger Rigobert ("Rigo") Taubert, 40. Mit eigenen, wohl aber auch mit Hauschild-Geldern hatte Rigo ein Tochterunternehmen in Nordrhein-Westfalen aufgebaut: »Wenn Hauschild der Papst ist«, so sieht der Stuttgarter Staatsanwalt Bernhard Häußler diese Connection, »dann ist Taubert das Oberhaupt einer mit Rom unierten Kirche.«

Taubert und sein Komplize »Dackel-Hansi« hatten einen Essener Staatsanwalt bestochen, um sich Tips über Razzia-Termine zu kaufen. »Wie kann man sich«, staunten BKA-Beamte, »als Justizvertreter für einen fünfstelligen Betrag soviel Scheiße ankleben.« Der Staatsanwalt wurde zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Taubert aber wich, rechtzeitig gewarnt, nach Polen aus und gründete mit Schwarzgeldern Kasinos in Warschau, Danzig und Kattowitz. Als ihm auch dort der Boden zu heiß wurde, beteiligte er sich an Bordellen in Thailand.

Hauschild, der seit letztem Sommer auch auf der Flucht war, traf den Geschäftsfreund Rigo in Manila. Noch immer verlangt das Finanzamt von der Hauschild-Vertrauten Silvia Lützen 913 000 Mark Umsatzsteuer, die in einem Kasino in Lottstetten an der Schweizer Grenze angefallen waren. Silvia Lützen galt bei den Behörden als Konzessionsinhaberin, die Goldgrube an der deutschen Südfront gehörte aber offenbar Taubert. »Der Manfred«, behauptet Frau Lützen, »hat das Ding dem Rigo geschenkt.«

So sieht es auch Hauschild. Gespickt mit Tips englischer Croupiers, trieb er den einstigen Zögling auf den Philippinen auf. »Entweder du zahlst dem Finanzamt die Summe«, will er zu Rigo gesagt haben, »oder ich lasse dich hochgehen.«

Abrechnen will Hauschild nun auch mit Justiz und Polizei in Stuttgart. 1990 war er von der 13. Großen Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts wegen »Bildung einer kriminellen Vereinigung« in Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel verurteilt worden. Der Delinquent hatte das Urteil angenommen, um nicht länger in Stammheim sitzen zu müssen, sondern nach Nordrhein-Westfalen, wo seine Familie lebt, in den offenen Strafvollzug zu kommen.

Doch das »erforderliche Unrechtsbewußtsein« ging ihm, erzählt er, bald ab: Hafturlauber Hauschild wurde bei Wochenendreisen »äußerst sauer«, als er »überall Spielklubs offen sah, wo Roulett gespielt wurde«. Über Paris, Madrid und Buenos Aires setzte er sich nach Paraguay ab.

In der Hauptstadt Asuncion erhielt er angeblich »anstandslos« einen paraguayischen Paß und nahm sogleich Verhandlungen auf, um in dem südamerikanischen Land Kasinos zu gründen. Alltägliche Kosten, erzählt Hauschild, bestreite er derzeit als Unternehmer in Südamerika. Für je 2200 US-Dollar habe er drei Softeis-Maschinen gekauft, die von Angestellten in Asuncion bedient würden. Hauschild: »Bringt mir 700 Mark am Tag.«

Er könnte »viel mehr auf der Seite haben«, meint Hauschild, wenn er im Dezember 1986 im schwäbischen Böblingen ordentlich Schmiergeld gezahlt hätte. Damals, erinnert sich der Zocker-Zar, gab es dort in seinem Kasino, das höchst aufmerksam observiert wurde, Probleme mit der Polizeistunde.

Bald darauf habe der Ludwigsburger Branchenkollege Wolfgang Jankowski um eine Audienz nachgesucht. Hauschild hielt den Besucher für eine »interessante Figur«, denn Jankowski besaß »eine Vielzahl Kasinos, die von der Polizei unbehelligt blieben«. _(* In einer vom Bundeskriminalamt ) _(genutzten Turnhalle bei Wiesbaden. )

Jankowski habe vorgeschlagen, gegen 30 000 bis 40 000 Mark monatliche Gewinnbeteiligung in Böblingen könne er Hauschild dort »für sechs Monate Ruhe verschaffen«. Später erfuhr Hauschild, daß Jankowski damals V-Mann des Stuttgarter LKA gewesen sei. Hauschild: »Ich hätte halt zahlen sollen, dann wäre manches anders gelaufen.«

Als »schreiendes Unrecht« betrachtet es Hauschild vor allem, daß ein anderer Branchenkollege, der Grieche Mihail Sainidis, 44, jahrelang unter dem Schutz des baden-württembergischen LKA mit einem Netz von 15 Kasinos Millionen machen konnte (SPIEGEL 28/1991).

Ein Untersuchungsausschuß des Stuttgarter Landtags, der sich damit befaßt, kam inzwischen zu überraschenden Ergebnissen. Das LKA habe nicht nur seine schützende Hand über Sainidis gehalten, sondern ihm bei der Gründung neuer Spielkasinos sogar »förderliche Hilfe gegeben«.

So wie schon Jahre zuvor bei einem Jankowski-Etablissement kämpfte etwa Franz Pfiszter, Vize-Chef des LKA, für längere Öffnungszeiten bei Sainidis. Die Stadt Tübingen wurde von Pfiszter um eine Baugenehmigung für ein Kasino gebeten, Begründung: Der Klub solle als Stützpunkt für eine »hochkarätige Vertrauensperson« der Polizei dienen - für Sainidis.

Peter Huth, LKA-Dezernatsleiter für operative Ermittlungen, bremste Kripo-Kollegen in Freudenstadt, als sie gegen das Sainidis-Kasino »Harlekin« zu ermitteln begannen. Huth, so erinnert sich ein Kollege, habe damals gesagt: »Das LKA hat ein Interesse daran, daß das Ding läuft.«

Ähnlich war es in Dettingen bei Kirchheim unter Teck, wo Sainidis ebenfalls zocken ließ. »Die Polizei hat Anweisung aus Stuttgart«, vermerkte Ordnungsamtsleiter Günther Diez, »das Kasino bis auf weiteres nicht zu betreten.«

Wenn Razzien oder Kontrollen angesetzt waren, bekamen die Kasino-Geschäftsführer rechtzeitig Warnung. Nur in Waiblingen und in Balingen, berichtete ein Ex-Geschäftsführer aus dem Sainidis-Konzern, habe das Alarmsystem nicht funktioniert: »Da war die Polizei wohl nicht bestechlich.«

Hauschild behauptet heute, er könne diverse Bestechungsaktionen belegen. Er hat es vor allem auf einen Leitenden Kriminaldirektor abgesehen, der im Stuttgarter LKA einerseits Sainidis gedeckt hat, andererseits Hauschild und sein Personal verhaften ließ. Hauschild: »Es muß geprüft werden, was gewissen Leuten vom LKA heute alles gehört.« Bislang hat Staatsanwalt Krombacher jedoch »keine Anhaltspunkte für Bestechlichkeit« gefunden.

Gegen den Vorwurf der Korruption werden sich auch die LKA-Ermittler Huth und Jürgen Schmidt wehren müssen. Sie haben schon eingestanden, daß sie sich von ihrem V-Mann Sainidis Dutzende Male opulent aushalten ließen: »Spesen«, schrieb Huth bei dienstlichen Abrechnungen, »wurden von VP (Vertrauensperson) übernommen.« Insgesamt waren bei 70 Treffs mit Sainidis 21 000 Mark zusammengekommen, die der Grieche für die Polizisten springen ließ.

Gegen die Beamten wird zwar nicht wegen Bestechlichkeit, aber wegen Beihilfe zum illegalen Glücksspiel ermittelt. Huth wurde dennoch im LKA zum Stab versetzt, was als Karrieresprung gilt. Amts-Vize Pfiszter wurde indessen aus der Chefetage abgeschoben, und LKA-Chef Ralf Krüger bat überraschend um seine vorzeitige Pensionierung.

Inzwischen, meint Hauschild, würden Stuttgarter Beamte von dem untergetauchten Sainidis erpreßt: »Der weiß halt sehr viel.« Hauschild will den Aufenthaltsort des weltweit gesuchten Sainidis genau kennen: »In einem bestimmten Haus in Saloniki.« Von dort aus werde gelegentlich nach Stuttgart telefoniert.

Solche Informationen wurden Hauschild von seiner Roulett-Connection gesteckt, die offenbar in Las Vegas sitzt. Für diese Mafiosi sollte er in Europa ein paar »Wege ebnen«, wie Vertraute zu wissen vorgeben. »Man weiß eben, ich bin ein Insider«, kommentiert Hauschild seine Mission.

Hauschilds früherer Helfer Thomas Brandt, 42, hat konkrete Hinweise, daß der amerikanische Glücksspiel-Konzern in Spanien, Griechenland und der Türkei die Eröffnung neuer Kasinos plant. Ein Spielkesselhersteller aus Heidelberg, der heute auf Zypern residiert und mit Hauschild gut bekannt ist, wartet ungeduldig auf die Öffnung neuer Märkte.

Die EG-Kommission will 1993 in den Mitgliedstaaten auch private Spielklubs zulassen. »Englische Buchmacher und die Roulett-Mafia«, weiß der Münchner Zocker-Spezialist Zoller, »sitzen in Deutschland schon in den Startlöchern.«

Dann könnte auch Hauschild seine erzockten Millionen wieder investieren.

* In einer vom Bundeskriminalamt genutzten Turnhalle bei Wiesbaden.

Zur Ausgabe
Artikel 18 / 87
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren