»Ein Pappkamerad im Park«
MAUSS: Ich kann hier nicht zu einem vogelfreien, gehetzten Wild gemacht werden. Ich möchte das hier ganz klar sagen. Das kann ja nicht Ziel und Zweck einer Demokratie sein, wenn eine Person, die ja im Sinne der Verbrechensbekämpfung für die Dienststellen gearbeitet hat, jetzt plötzlich in Form einer Pressekampagne zum gehetzten Wild gemacht wird, nicht nur ich, sondern auch meine Familie. So ist es in den letzten Tagen - und das sage ich hier und bitte das vorerst noch vertraulich zu behandeln; Herr Professor Wenzel kann das bestätigen . . . In einem Park, wo ich zufällig war, ist ein Pappkamerad in Lebensgröße von mir gegenüber dem Hotel aufgestellt worden, mit Eisenträgern im Boden verankert. Wir haben das Ding sicherstellen lassen; es ist auch photographiert. Das sind doch Methoden, die an Alt-Chicago erinnern. Was habe ich denn eigentlich getan? Was will denn die Presse? Was will man denn eigentlich? Ich bin also heute hierhergekommen, und wenn ich jetzt morgen oder übermorgen alles verdreht und verzerrt in den Medien wiederfinde, dann werde ich natürlich bestimmt nicht mehr hierher zurücckommen. Das ist ganz sicher . . .
VORSITZENDER HERBST: . . . es ist natürlich so: Wenn wir hier Zeugen zu uns bitten, dann ist das nicht sozusagen ein gnädiges Entgegenkommen, wenn ein Zeuge kommt, sondern es ist schon seine staatsbürgerliche Pflicht, sich einem Untersuchungsausschuß als Zeuge zu stellen. Das wollte ich nur mal anmerken . . .
WENZEL: Ich darf vielleicht auch noch daran erinnern, daß wir hier . . . das Fernsehen vor der Tür des BKA haben beobachten können. Wir haben den Termin mit Sicherheit nicht bekanntgegeben, das Haus hier mit Sicherheit auch nicht . . . Das kann wohl nur aus dem Ausschuß gekommen sein . . .
ABGEORDNETE ALM-MERK: Unglaublich!
SEDELMEIER: Wo soll es denn herkommen?
ABGEORDNETER WAIKE: Das ist wieder diese Behauptung! Was glauben Sie, was wir laufend für Überraschungen erleben! Ich verwahre mich langsam dagegen!
SEDELMEIER: Entschuldigung! Wer hat das denn gewußt? Woher kann es denn kommen? Gewußt haben es die Beteiligten, sonst doch niemand.
WAIKE: Gewußt haben Sie das und vielleicht sonst noch jemand, aber nicht wir. Da haben uns das die Journalisten schon erzählt. Ich verbitte mir das langsam! Wir haben das in vertraulicher Sitzung gemacht! Immer diese Unterstellungen, das seien die Ausschußmitglieder gewesen!
SEDELMEIER: Nein, nein, nein! Sie wissen es doch nicht!
WAIKE: Sie doch auch nicht! . . .
HERBST: Also meine Herren! Das hat so keinen Sinn! (Anhaltend große Unruhe) . . . Deshalb bringt es nichts, meine Herren, wenn Sie hier den Vorwurf gegen den Ausschuß erheben. Diesen Vorwurf weise ich hier in aller Form ausdrücklich zurück . . .
MAUSS: . . . Kann vom Ausschuß irgend etwas getan werden, um diese Situation in der Presse, durch die ich weiter gefährdet bin, zu verbessern?
HERBST: Wir . . . haben keinen Einfluß auf die Presse. Was unser Beitrag sein könnte, damit sich die Dinge für Sie beruhigen, damit für Sie mehr Distanz eintritt, ist der Abschluß Ihrer Vernehmung vor einem niedersächsischen Untersuchungsausschuß . . .
MAUSS: Ich habe heute ausgesagt, habe versucht, dem Ausschuß zu helfen, Klarheit zu schaffen. Mit den Anwälten zusammen haben wir alles getan, um Fragen der Aussagegenehmigung usw. zu überbrücken, soweit es möglich ist. Kann der Ausschuß verhindern, daß morgen von dem, was ich gesagt habe, wieder die wildesten Gerüchte in der Zeitung stehen?
HERBST: Herr Mauss, ich kann Ihnen da keine Garantien geben. Ich kann Ihnen nur sagen, daß wir, wenn wir als Mitglieder des Ausschusses und ich als Vorsitzender gefragt werden, nur das sagen werden, was sich wahrheitsgemäß wirklich hier ereignet hat. Nicht mehr und nicht weniger.