SEELSORGE Ein Stein der Königin
Nicht mehr lange braucht das Bundesverteidigungsministerium zu warten, dann wird es außer den vielfältigen Gebäuden, die es heute schon sein eigen nennt und die zum Aufbau einer Armee nun einmal unerläßlich zu sein scheinen, auch ein Gebäude besonderer Art in seinem Fundus haben: Eine Militärkirche. Es ist die Allerheiligen-Kirche im Kölner Villenvorort Marienburg.
Das Gotteshaus ist im Jahre 1951 auf Besatzungskosten für die Engländer errichtet worden. Man wählte damals einen Bauplatz, der Eigentum der Stadt Köln war. An das Gotteshaus mit rund 200 Sitzplätzen, Gasheizung und moderner Orgel schließt sich ein recht komfortables Wohnhaus für den Pfarrer an, und der ganze Komplex ist von einem hübschen Garten verziert. 820 000 Mark hat der Bau gekostet.
Die Engländer, mußten jedoch bald feststellen, daß der hohe Aufwand, den das Gotteshaus auch weiterhin erforderte, in keinem rechten Verhältnis zu seinem Nutzen stand, und so übergaben sie die Kirche am 30. Juni 1955 in deutsche Hände.
Nun mußten die Sachbearbeiter der Bundesvermögensverwaltung und der Oberfinanzdirektion Köln versuchen, das Objekt auf dem Immobilienmarkt abzusetzen. Sie offerierten das Gebäude der katholischen und der evangelischen Kirche, jüdischen Kultusgemeinden und vier weiteren Religionsgemeinschaften. Aber die höchste Summe, die ein Interessent bot - und zwar eine jüdische Gemeinde - waren 100 000 Mark. Das jedoch bezeichneten Sachbearbeiter der Kölner Oberfinanzdirektion als einen Versuch, sich die Kirche »für einen Appel und ein Ei unter den Nagel zu ritzen«.
Die staatlichen Vermögensverwalter hatten sich ganz andere Beträge vorgestellt: Allein 200 000 Mark verlangte die Stadt Köln für das Grundstück, auf dem die Kirche steht, außerdem hätten noch die 820 000 Mark Baukosten irgendwie berücksichtigt werden müssen.
Es erhoben sich Stimmen, die empfahlen, den ganzen Marienburger Kirchenkomplex zu einem Parkplatz einebnen zu lassen. Angesichts des Aufbaus der Bundeswehr aber kam den Vermögensverwaltern die Idee, das Gebäude doch dem Verteidigungsministerium zu übergeben. Und so wurde es auch beschlossen. Demnächst soll das »Ressort-Vermögen Allerheiligen-Kirche« aus dem Eigentum des Bundesfinanzministeriums in das des Bundesverteidigungsministeriums übergehen.
Fraglich war zunächst, für Soldaten welcher Konfession das Haus ausgerüstet werden sollte. Bald war man sich aber darüber klar, daß man es nur für evangelische Soldaten benutzen kann. Abgesehen davon, daß 200 Sitzplätze keineswegs allen in Köln untergebrachten katholischen Uniformträgern des Verteidigungsministeriums die auch beim Gottesdienst angemessene Bequemlichkeit zu bieten vermögen, befindet sich in der Vorderfront ein Stein, den seinerzeit die englische Königin Elizabeth II., ein hohes Mitglied der britischen Hochkirche, gestiftet hat. An diesem Stein stieß sich Kardinal Frings.
Die Stadt Köln will nun versuchen, von dem neuen Eigentümer der Kirche eine »angemessene« Pacht für den städtischen Grund und Boden zu bekommen, auf dem das Gotteshaus steht.
Kölner Allerheiligen-Kirche: Nur für Protestanten geeignet