Ein Wahnsinnserlebnis
(Nr. 21/1981, Frauen: Überdreißigjährige holen neuerdings das Kinderkriegen nach - ein neuer Mutter-Mythos breitet sich aus)
Es bleibt mir schleierhaft, wieso die emanzipierte und beruflich selbstbewußte Frau ausgerechnet beim Schwangersein, Gebären und Stillen wieder in die Abhängigkeit der Patriarchen und die damit verbundene Bewußtlosigkeit fallen soll!?
Stahlhofen (Rhld.-Pf.) URSULA LIPP-HÖHNE
Daß Stillgruppen zur Selbsthilfe sich so rasch ausbreiten, liegt an der verkehrten Information, die Mütter sonst über das Stillen erhalten. Damit eine Frau sich wirklich entscheiden kann, müssen wir Aufklärungsarbeit leisten, sonst sind wir ganz den erbarmungslosen Interessen S.12 der Hersteller von Babynahrung ausgeliefert.
Steinenbronn (Bad.-Württ.) BARBARA WINKLER Stillkreisleiterin
Dank der Faschisten haben wir Deutsche kaum zu einer Sache, die zum Leben gehört, ein ungezwungenes Verhältnis. Sie ziehen deshalb eine Parallele zum »Biologismus« des Nationalsozialismus. Sie zeigen, quasi als »Beweisstück«, ein Photo von der Mutterkreuzverleihung der Faschisten; es soll suggestiv beweisen, daß die Nazis Mütter gefördert hätten. Wissen Sie nicht, daß diese Mutterkreuzverleihungen im Faschismus nichts anderes waren als hohle Inszenierungen? Und es wurde sicher nicht an Juden-, Zigeunermütter, an nichteheliche Mütter verliehen. Die Nazis haben niemals Mutterschaft gefördert, im Gegenteil wollten sie die »reine« Heldenmutter.
Billerbeck (Nrdrh.-Westf.) KARIN STRUCK
Die Abhängigkeit der Frau entsteht doch nicht durch das Kind, sondern durch eine Gesellschaft, die der Mutter immer noch die meisten Pflichten gegenüber Kindern und Haushalt aufbürdet. Diese Situation gilt es eben zu verändern, was natürlich nur gemeinsam und nicht im stillen Kämmerlein möglich ist. Wenn man/frau dies im Kopf hat, dann braucht sie sich auch den dicken Bauch nicht zu versagen, der nun mal ein Wahnsinnserlebnis ist.
Berlin INGRID NORMANN-KÜHL
Diese gebärwütigen Frauen machen sich keinerlei Gedanken über die Bevölkerungsexplosion auf der Erde, geschweige denn über die rapide ansteigende Mißbildungsrate bei Kindern, die nach dem 35. Lebensjahr der Mutter geboren werden, sowie über die extrem höheren Risikoraten bei Geburt, Nachgeburt sowie Rückbildungszeit.
Viele solcher Versuche, das zerrüttete Selbstwertgefühl durch Kinderaufzug wiederzufinden, verhindern das notwendige gesellschaftliche Engagement mit dem durch Solidaritätserfahrungen ein vielfaches mehr an Selbstwert gefunden werden könnte, ohne vergeblich Ersatz dafür beim Psychotherapeuten zu suchen, wenn der Versuch mit dem Kinderkriegen nicht den erwarteten Erfolg brachte.
Tettnang (Bad.-Württ.) DR. MED. CHRISTOPH PIRKER Psychosomatik -- Sexualmedizin