EINE KUGEL RISS VIER WUNDEN
Gerüchte und Spekulationen, die nach dem Attentat auf Präsident Kennedy am 22. November 1963 und der Ermordung seines Mörders, Lee H. Oswald, auftauchten und Glauben fanden, werden in einem Sonder-Anhang des 888 Seiten langen amtlichen US-Berichtes über den Mord von Dallas untersucht. Zehn Monate lang hat die von Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson eingesetzte siebenköpfige Kommission unter Vorsitz von Amerikas höchstem Bundesrichter, Earl 5. Warren, in Zusammenarbeit mit der US-Bundeskriminalpolizei FBI, dem US-Geheimdienst CIA, dem für den Präsidentenschutz verantwortlichen Secret Service und einer Anzahl von Spezialdetektiven alle Einzelheiten des Attentats überprüft. Allein das FBI und der Secret Service führten 26550 Zeugenvernehmungen durch und legten 3100 Ermittlungsprotokolle vor. Die Warren-Kommission selbst vernahm 552 Zeugen, deren Aussagen in 20 Dokumentationsbänden veröffentlicht werden sollen. Dem Sonder-Anhang »Spekulationen und Gerüchte« sind folgende Auszüge entnommen:
Von wo wurde geschossen?
SPEKULATION: Die Schüsse, die Präsident Kennedy töteten, kamen von der Eisenbahnbrücke, die über die drei Straßen (Elm Street, Main Street, Commerce Street) führte.
WARREN-KOMMISSION: Die Schüsse, die in den Hals und den Kopf des Präsidenten eindrangen und Gouverneur Connally verletzten, kamen von hinten und von oben. Es gibt keinen Beweis dafür, daß Schüsse von irgendwo anders her auf den Präsidenten abgefeuert wurden als vom Lagerhaus des Texas-Schulbuchverlages aus.
SPEKULATION: Es gibt Zeugen, die behauptet haben, die Schüsse seien von der Brücke aus gefallen.
WARREN-KOMMISSION: Der Kommission ist nichts von irgendwelchen Zeugen bekannt, die gesehen haben, daß Schüsse von der Brücke aus abgefeuert wurden. Erklärungen oder Aussagen der beiden Polizisten und der 13 Eisenbahner, die sich auf der Brücke befanden, bestätigen ausnahmslos, daß von der Brücke aus keine Schüsse abgegeben wurden.
SPEKULATION: Auf den Präsidenten und den Gouverneur Connally wurden mehr als drei, vielleicht sogar fünf oder sechs Schüsse abgegeben.
WARREN-KOMMISSION: Der überwiegende Teil des Beweismaterials läßt darauf schließen, daß drei Schüsse abgefeuert wurden, von denen zwei Präsident Kennedy trafen. Überzeugende Experten-Gutachten besagen, daß eine dieser beiden Kugeln auch Gouverneur Connally traf (und dessen Brust, Handgelenk und Oberschenkel verletzte). Einige Zeugen haben behauptet, sie hätten mehr als drei Schüsse gehört.
SPEKULATION: Es wurden wenigstens vier oder fünf Kugeln gefunden.
WARREN-KOMMISSION: Nach dem Attentat wurden metallene Kugelreste gefunden: darunter eine fast unversehrte Kugel mit einem Gewicht von 158,6 Gran, Fragmente, die 44,6 und 21,0 Gran wogen, und andere Fragmente, die so klein waren, daß sie nicht mehr gewogen werden konnten*. Diese Metallreste lassen darauf schließen, daß mindestens zwei Schüsse abgefeuert wurden. Die Kommission ist der Ansicht, daß drei Schüsse abgegeben wurden.
SPEKULATION: In der vorderen Windschutzscheibe des Präsidenten-Autos befand sich ein kleines, rundes Kugelloch. Das beweist, daß ein Schuß oder mehrere Schüsse von einer Position vor dem Wagen aus auf den Präsidenten abgefeuert wurden.
WARREN-KOMMISSION: Die Windschutzscheibe wurde von keiner Kugel durchschlagen. Eine Blei-Partikel wurde auf der Innenseite der Windschutzscheibe gefunden; auf der Außenseite der Windschutzscheibe war ein feines Netz von Sprüngen direkt vor dem Bleistückehen auf der Innenseite. Die Kugel, von der die Blei-Partikel stammte, war wahrscheinlich eine der Kugeln, die den Präsidenten trafen, und kam daher von oben und hinten.
SPEKULATION: Die Halswunde des Präsidenten wurde nach Angaben der Ärzte im Parkland-Hospital durch einen Schuß verursacht, der von vorn gekommen war.
WARREN-KOMMISSION: Die Ärzte mm Parkland-Hospital waren ursprünglich der Meinung, die Halswunde hätte sowohl eine Eintritts- als auch eine Austrittswunde sein können; aber sie untersuchten nicht, was Eintritts-, und was Austrittswunden waren. Später, als das Beweismaterial der Obduktion vorlag, kamen die Ärzte des Parkland-Hospitals zu der Ansicht, daß es sich um eine Austrittswunde handelte.
SPEKULATION: Es ist unvorstellbar, daß die Ätzte im Parkland-Hospital den Präsidenten nicht umgedreht und aufs Gesicht gelegt und den Einschuß in seinem Nacken nicht entdeckt haben.
WARREN-KOMMISSION: Die Ärzte des Parkland-Hospitals haben ausgesagt, der Präsident sei auf dem Rücken liegengeblieben, solange er im Parkland-Hospital behandelt wurde; sie hätten ihn nie umgedreht. Die Bemühungen, ihm das Leben zu retten, nahmen sie voll in Anspruch. Daher wußten sie von dem Loch in seinem Nacken erst, als sie darüber unterrichtet wurden.
Der Attentäter
SPEKULATION: Oswald hatte die Route der Fahrzeugkolonne nicht wissen können, als er am 22. November zur Arbeit kam.
WARREN-KOMMISSION: Die Route wurde am 19. November von beiden in Dallas erscheinenden Tageszeitungen veröffentlicht und war daher schon mindestens 72 Stunden bekannt, bevor Oswald am 22. November zur Arbeit kam. Die Route der Fahrzeugkolonne wurde am 18. November festgelegt. Danach wurde sie nicht mehr geändert.
SPEKULATION: In der braunen Papierumhüllung, die man Oswald am 22. November in das Gebäude bringen sah, kann er durchaus Gardinenstangen gehabt haben, denn er wohnte in einem Zimmer, wo er welche brauchte.
WARREN-KOMMISSION: Laut Oswalds Zimmerwirtin, Mrs. A.C. Johnson, war »das Zimmer mit Jalousie, Gardinenstangen und Vorhängen ausgestattet, als Oswald dort wohnte. Nach dem Attentat wurde die leere Papierumhüllung in der Nähe des Fensters gefunden, von dem aus die Schüsse abgegeben wurden; Gardinenstangen fand man nicht.
SPEKULATION: Oswald verbrachte den Morgen des 22 November zusammen mit anderen Arbeitern in dem Gebäude und blieb mit ihnen zusammen, bis sie
wahrscheinlich nicht später als 12.15 Uhr - nach unten gingen, um die Vorbeifahrt des Präsidenten zu beobachten.
WARREN-KOMMISION: Oswald war am Vormittag nicht mit anderen Arbeitern zusammen. Charles Givens, ein anderer Angestellter, sah ihn gegen 11.15 Uhr vor dem Attentat als letzter im fünften Stockwerk des Gebäudes.
SPEKULATION: Es ist wahrscheinlich, daß ein Komplice Oswalds, der sich über Nacht im fünften Stockwerk versteckt gehalten hatte, jenes Brathähnchen gegessen hat, dessen Reste dort gefunden wurden
WAHREN-KOMMISSION: Das Brathähnchen war kurz nach 12.00 Uhr am 22. November von Bonnie Ray Williams gegessen worden, einem Lagerarbeiter des Texas-Schulbuchverlages, der, nachdem er gegessen hatte, in den vierten Stock hinunterging, wo er sich befand, als die Schüsse fielen. Oswald hat das Brathähnchen nicht gegessen. Auch hat er nicht aus der Limonadenflasche getrunken, die bei dem Brathähnchen gefunden wurde.
SPEKULATION: Auf einem um 12.20 Uhr - zehn Minuten vor dem Attentat auf Präsident Kennedy - aufgenommenen 8-Millimeter-Amateur-Photo waren zwei Silhouetten an dem Fenster im fünften Stockwerk des Lagerhauses zu sehen.
WARREN-KOMMISSION: Ein kurz vor dem Attentat von einem Amateur-Photographen, Robert J. E. Hughes, aufgenommener Film zeigt einen Schatten in dem Fenster im fünften Stockwerk an der Südostecke des Gebäudes. Eine Untersuchung des FBI und der Photo-Auswertungszentrale der amerikanischen Kriegsmarine hat ergeben, daß es sich hierbei um den Schatten von Kartons in der Nähe des Fensters handelt.
SPEKULATION: Ein nach dem Attentat von vielen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichtes Bild zeigt Oswald auf der Vordertreppe des Lagerhauses kurz bevor die Autokavalkade des Präsidenten vorbeifuhr.
WARREN-KOMMISSION: Der Mann auf der Vordertreppe des Gebäudes - nach Meinung oder Behauptung einiger Leute Lee Harvey Oswald - ist in Wirklichkeit Billy Lovelady, ein Lagerhausangestellter, der Oswald etwas ähnlich sieht. Lovelady hat sich auf dem Bild selbst identifiziert, und andere Angestellte des Lagerhauses, die auf dem Bild neben ihm stehen, haben bestätigt, daß er der Mann auf dem Bild ist und daß Oswald gar nicht dort war.
SPEKULATION: Oswald hätte mit dem Mannlicher-Carcano-Gewehr in fünfeinhalb Sekunden keine drei Schüsse abgeben können.
WARREN-KOMMISSION: Nach Aussagen von Fachleuten haben im Auftrage der Kommission durchgeführte gründliche Versuche den Beweis erbracht, daß es möglich war, mit dem Gewehr innerhalb von fünfeinhalb Sekunden drei Schüsse abzufeuern.
SPEKULATION: Oswald konnte nicht so gut schießen wie der Schütze, der die Schüsse abgegeben hat.
WARREN-KOMMISSION: Oswald qualifizierte sich im Marine Corps mit dem M-1-Gewehr als Scharfschütze. Außerdem haben Experten erklärt, das Zielfernrohr sei ein wesentliches Hilfsmittel zum schnellen, genauen Schießen.
SPEKULATION:Es ist erwiesen, daß ein zweites Gewehr auf dem Dach des Lagerhauses oder auf der Brücke gefunden wurde.
WARREN-KOMMISSION: An keinem dieser Plätze noch an irgendeinem anderen Ort wurde ein zweites Gewehr gefunden. Die Schüsse, die Präsident Kennedy und Gouverneur Connally trafen, wurden mit dem Gewehr abgegeben, das im fünften Stockwerk des Lagerhauses gefunden wurde.
SPEKULATION: Die Behauptung, Oswalds Handabdruck sei auf dem Gewehr gewesen, ist falsch. Das FBI erklärte inoffiziell vor Pressevertretern, daß auf dem Gewehr kein Handabdruck war.
WARREN-KOMMISSION: Das FBI hat bestätigt, daß der Handabdruck, den die Dallas-Polizei von dem im fünften Lagerhaus-Stockwerk gefundenen Gewehr abgenommen hat, ein Handabdruck Oswalds war. Das FBI hat der Kommission mitgeteilt, kein FBI-Agent habe der Presse gegenüber irgendwelche Erklärungen über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein dieses Abdrucks abgegeben.
SPEKULATION: Das Photo, das Oswald mit einem Gewehr und einer Pistole zeigte, war »manipuliert«, als es im Februar 1964 in Zeitschriften und Zeitungen erschien. Das Gewehr, das Oswald auf diesen Bildern hält, ist nicht dasselbe Gewehr, das im fünften Stockwerk des Lagerhauses gefunden wurde.
WARREN-KOMMTSSION: »Life«, »Newsweek« und die .."New York Times« haben der Kommission mitgeteilt, daß sie dieses Bild retuschiert hatten. Dabei hätten sie versehentlich Details der Umrisse des Gewehrs verändert. Die Originalabzuge dieses Bildes sind von der Kommission und von Photoexperten geprüft worden, die das Gewehr als ein Mannlicher-Carcano, Kaliber 6,5. identifiziert haben, von derselben Art also wie das im Lagerhaus gefundene.
SPEKULATION: Das Bild, das Oswald mit dem Gewehr zeigte, war montiert; Oswalds Gesicht wurde auf den Körper eines anderen geklebt.
WARREN-KOMMISSION: Marina Oswald hat ausgesagt, sie habe dieses Photo selbst aufgenommen, mit einer Kamera, die ihrem Mann gehörte.
SPEKULATION: Nachdem er die Schüsse abgefeuert hatte, hätte Oswald das Gewehr nicht verstecken und rechtzeitig genug die Treppen zur Kantine hinabgehen können, um sich ein Getränk aus einem Limonade-Automaten zu holen.
WARREN-KOMMISSION: Die Poliim Auftrage der Kommission angestellter Zeittests hat ergeben, daß es Oswald möglich war, das Gewehr hinter einen Karton zu legen und zur Kantine im ersten Stock hinunterzugehen, bevor Polizist Baker und (Lagerhausverwalter) Truly dort hinaufkamen. Oswald hatte keine Limonadenflasche in der Hand, als Baker ihn stellte, und er stand nicht neben dem Limonade-Automaten. Er betrat gerade die Kantine.
SPEKULATION: Als Oswald in den ersten Stock kam, riegelte die Polizei bereits alle Ausgänge des Gebäudes ab.
WARREN-KOMMISSION: Die Polizei hat möglicherweise schon um 12.33 Uhr begonnen, an den Ausgängen Posten aufzustellen; aber es ist unwahrscheinlich, daß sie alle Ausgänge eher als frühestens 12.37 Uhr vollkommen gesperrt hatte. Oswald hatte wahrscheinlich mindestens sieben Minuten Zeit, in denen er, ohne aufgehalten zu werden, das Gebäude verlassen konnte.
Der Mord an Tippit
SPEKULATION: Tippit (Dallas-Polizist) kannte seinen Mörder.
WARREN-KOMMISSION: Die Ermittlungen haben keinen Beweis dafür erbracht, daß Oswald und Tippit miteinander bekannt waren, sich je begegnet waren oder gemeinsame Bekannte hatten.
SPEKULATION: Mrs. Helen Markham, eine Zeugin der Ermordung Tippits, gab die Tatzeit mit etwas nach 13.06 Uhr an. Demnach hätte Oswald den Mord unmöglich begehen können, da er bis zu dem Zeitpunkt nicht Zeit genug gehabt hätte, zu dem Tatort zu gelangen.
WARREN-KOMMISSION: Als Zeitpunkt der Ermordung Tippits ist etwa 13.15 Uhr oder 13.16 Uhr ermittelt worden und zwar aufgrund einer Meldung an das Polizeihauptquartier mit dem Funkgerät in Tippits Streifenwagen, die ein anderer Mordzeuge, Domingo Benavides, durchgegeben hat.
SPEKULATION: Mrs. Helen Markham ist die einzige Zeugin der Ermordung Tippits.
WARREN-KOMMISSION: Weitere Zeugen der Ermordung Tippits sind: Domingo Benavides und William Scoggins, ein Taxifahrer, der seinen Wagen an der Ecke der 10th Street und der Patton Avenue geparkt hatte. Barbara Jeannette Davis und Virginia Davis sahen unmittelbar nachdem sie die Schüsse gehört hatten, die Tippit töteten -, wie ein Mann mit einer Pistole in der Hand über den Rasen ihres Vorgartens ging. Diese Zeugen, mit der Ausnahme von Benavides haben Oswald später als den Mörder identifiziert.
Oswald in der Sowjet-Union
SPEKULATION: Die Russen bildeten Oswald in Minsk in einer Spezialschule für Attentäter aus.
WARREN-KOMMISSION: Die Ermittlungen der Kommission haben keinen Beweis dafür erbracht, der diese Behauptung stützen würde, noch haben sie erwiesen, daß es zu der Zeit, als Oswald sich dort befand, eine solche Schule gab. Er gehörte in Minsk lediglich einem Jagdklub an.
SPEKULATION: Marina Oswalds Vater war ein wichtiger Mann im Apparat des sowjetischen Geheimdienstes.
WARREN-KOMMISSION- Marina Oswalds Vater starb, als sie noch Säugling war.
SPEKULATION: Oswald wäre niemals erlaubt worden, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren: wenn der sowjetische Geheimdienst nicht beabsichtigt hätte, ihn auf irgendeine Art gegen die Vereinigten Staaten zu verwenden.
WARREN-KOMMISSION- Es gibt keinen Beweis dafür, daß Oswald irgendeine aktive Verbindung zur sowjetischen Regierung oder zum sowjetischen Geheimdienst hatte. Die Russen haben auch anderen amerikanischen Überläufern erlaubt, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren.
Oswalds Beziehungen zu Behörden
SPEKULATION: Oswald war Informant entweder des FBI oder des (US-Geheimdienstes) CIA. Eine amerikanische Regierungsbehörde engagierte ihn und schickte ihn 1959 nach Rußland.
WARREN-KOMMISSION: Mrs. Marguerite Oswald hat wiederholt die Meinung geäußert, ihr Sohn sei ein solcher Agent gewesen; aber vor der Kommission erklärte sie: »Ich kann nicht beweisen, daß Lee ein Agent war«. Die Leiter des CIA und des FBI haben vor der Kommission ausgesagt, Oswald sei von keiner der Behörden je engagiert oder in irgendeiner Funktion verwendet worden.
SPEKULATION: Das FBI hat versucht, Oswald anzuwerben. Name, Telephonnummer und Autonummer eines FBIAgenten wurden in Oswalds Papieren gefunden.
WARREN-KOMMISSION: Ein FBIAgent, James P. Hosty jr., hatte seinen Namen und seine Telephonnummer Mrs. Ruth Paine (in deren Haus im Dallas-Vorort Irving Oswald mit seiner Familie wohnte) gegeben, damit sie ihn anrufen und ihm Oswalds Anschrift in Dallas geben konnte, wenn sie diese erfuhr. Marina Oswald hatte sich die Autonummer von Hostys Wagen aufgeschrieben und sie ihrem Mann gegeben.
SPEKULATION: Die Polizei von Dallas mußte gewußt haben, wo Oswald in der Stadt wohnte, weil Mrs. Paine die Anschrift von Oswalds Zimmer in der North Beckley Avenue einige Zeit vor dem Attentat dem FBI gegeben hatte.
WARREN-KOMMISSION: Mrs. Paine hat die Anschrift der Pension Oswalds niemals dem FBI gegeben, noch war ihr die Anschrift vor dem Attentat bekannt. Die Polizei von Dallas wußte vor dem Attentat nicht, daß Oswald in der Stadt war.
SPEKULATION: Das FBI hat Oswald zehn Tage vor dem Attentat vernommen.
WARREN-KOMMISSION: Die letzte FBI-Vernehmung Oswalds vor dem Attentat fand im August 1963 in New Orleans statt, als Oswald einen FBIAgenten zu sehen verlangte, nachdem er - wegen der Verteilung von Flugblättern für das (Castro-freundliche) »Fair Play for Cuba Committee« - von der Polizei wegen öffentlicher Ruhestörung festgenommen worden war.
Verschwörerische Beziehungen
SPEKULATION: Lee Harvey Oswald, Jack Ruby und der Polizist J. D. Tippit lebten nur wenige Straßen voneinander entfernt.
WARREN-KOMMISSION: Oswalds Zimmer war 2,1 Kilometer von Rubys Wohnung, und Tippit wohnte 11,2 Kilometer von Ruby entfernt. Die Entfernung zwischen Tippits Wohnung und Oswalds Zimmer betrug etwa 11,2 Kilometer.
SPEKULATION: Oswald hatte nicht genug Geld, um die 435,61 Dollar zurückzuzahlen, die er vom State Department erhalten hatte, um einen Teil der Kosten seiner Rückreise von Rußland zu decken; daher muß er aus anderer Quelle Hilfe empfangen haben. Ruby lieh Oswald Geld für die Rückzahlung der Anleihe und danach kleinere Geldbeträge.
WARREN-KOMMISSION: Der Kommission liegt kein glaubwürdiger Beweis dafür vor, daß Oswald von Ruby oder sonst irgend jemandem Geld bekam, um seine State-Department-Anleihe zurückzuzahlen, oder daß er zu irgendeinem anderen Zeitpunkt kleinere Geldbeträge von Ruby erhalten hat. Eine gründliche Analyse des Einkommens und der Ausgaben Oswalds, die ein Experte der US-Steuerbehörde für die Kommission angefertigt hat, macht deutlich, daß Oswald genug Geld hatte, die Rückzahlungen an das State Department aus seinem eigenen Verdienst zu bestreiten.
SPEKULATION: Die Polizei von Dallas hatte Oswald und Ruby in dem Verdacht, an einem Attentat auf (den rechtsextremistischen) General Walker beteiligt gewesen zu sein, und beabsichtigte, die beiden zu verhaften; da habe jedoch auf Verlangen Justizministers Robert F. Kennedy das FBI interveniert und die Polizei gebeten, aus Gründen der Staatsraison davon abzusehen.
WARREN-KOMMISSION: Diese Behauptung tauchte in einer deutschen Wochenzeitung auf, der in München erscheinenden »Deutschen National-Zeitung und Soldaten-Zeitung« vom 29. November 1983. Die Behauptung erschien später im »National Enquirer« vom 17. Mai 1964. Die Kommission weiß aus zuverlässiger Quelle, daß sich ein Redakteur der Zeitung die Erklärung aus den Fingern gesogen hat.
SPEKULATION: Ruby und Oswald wurden im Carousel Club (Rubys Nachtklub) zusammen gesehen.
WARREN-KOMMISSION: Alle Behauptungen, Oswald sei in Gesellschaft Rubys oder irgendeiner anderen Person im Carousel Club gesehen worden, sind überprüft worden. Keine von ihnen ist glaubwürdig.
SPEKULATION: Rubys Schwester, Mrs. Eva Grant, hat gesagt, Ruby und Tippit seien »wie zwei Brüder« gewesen.
WARREN-KOMMISSION: Ruby war mit einem anderen Dallas-Polizisten namens Tippit bekannt. Aber nicht mit dem Tippit, der getötet wurde.
SPEKULATION: Jack Ruby war einer der berüchtigtsten Gangster von Dallas.
WARREN-KOMMISSION: Es gibt keinen glaubwürdigen Beweis dafür, daß Jack Ruby sich in der Unterwelt betätigte. Die Ermittlungen haben ergeben, daß weder in Chicago (Rubys Heimatstadt) noch in Dallas irgend jemandem bekannt war, daß Ruby mit dem organisierten Verbrechertum zu tun gehabt hätte.
Andere Gerüchte
SPEKULATION: Vor dem Attentat durchsuchte die Polizei von Dallas andere Gebäude in der Gegend des Lagerhauses, aber nicht das Lagerhaus selbst.
WARREN-KOMMISSION: Die Polizei von Dallas und der (für den Präsidentenschutz verantwortliche) Seeret Service haben die Kommission davon verständigt, daß sie - abgesehen von dem Trade-Mart-Gebäude (Ziel der Fahrzeugkolonne) - keine Gebäude an der Route der Präsidenten-Kavalkade durchsucht hätten. Es war nicht die Praxis des Secret Service, Gebäude entlang den Routen von Fahrzeugkolonnen zu durchsuchen.
SPEKULATION: Oswald oder Komplicen hatten Vorkehrungen für seine Flucht mit einem Flugzeug von einem Flughafen im Gebiet von Dallas aus getroffen.
WARREN-KOMMISSION: Die Kommission hat keine Beweise dafür gefunden, daß Oswald einen Fluchtplan hatte.
SPEKULATION: Ein FBI-Agent zeigte Mrs. Marguerite Oswald am Abend bevor Jack Ruby ihren Sohn tötete ein Photo von Ruby.
WARREN-KOMMISSION: Am Abend des 23. November 1963 zeigte FBI-Sonderagent Bardwell D. Odum Mrs. Marguerite Oswald das Bild eines Mannes, um festzustellen, ob sie den Mann kannte. Mrs. Oswald hat später erklärt, das sei ein Bild von Jack Ruby gewesen. Die Kommission hat einen Abzug der Photographie geprüft und festgestellt: Es war kein Bild von Jack Ruby.
Ein Gran = 0,06 Gramm.
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Attentäter Oswald, Mordwaffe
... war ein Jagdklub in Minsk
Rubys Mord an Oswald: Nach dem FBI verlangt