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Briefe

EINKÖPFIGES KALB
aus DER SPIEGEL 53/1970

EINKÖPFIGES KALB

(Nr. 50/1970, Presse)

Der SPIEGEL sagt, die Wahrheit liege weder bei »Bild« noch bei »Pardon«. Das ist sehr weise gesprochen, aber auf der anderen Seite auch wieder saudumm. Worauf es ankommt, hat er nämlich nicht kapiert: die zynische, überhebliche und arrogante Menschenverachtung eines Boenisch und seines Meisters zu entlarven, die permanente, breitangelegte Verdummungspraxis« in der nur die blödesten Lügen gut genug sind, anzuprangern. Winterthur (Schweiz) FRITZ FIAKER

Das ist aber nicht von der feinen Art, wie Sie unsere größte bundesdeutsche Zeitung in den Schmutz ziehen! Da hatte schon mancher gestaunt, wie die all die interessanten Geschichten zusammenbringen. Was doch alles vorkommt. Gerade das abgebissene Ohr, also nein, das ist doch klassisch! Wer sollte nicht glücklich sein über eine solche Meldung. Ein abgebissenes Ohr!

Stuttgart MARTIN PAPE

Meine ausgesprochene Hochachtung für Ihren amüsanten, »reißerischen« Artikel. Eindrucksvoll war auch Ihre wohl unfreiwillige Selbstkarikatur, in der Sie selber ein Kalb mit zwei Köpfen darstellen lassen. Frage an Sie: Können Sie mir ein deutsches Nachrichtenmagazin empfehlen, in dem ich von der Geburt eines tatsächlich nur einköpfigen Kalbes erfahre? (Dies ist allerdings eine mehr rhetorische Frage, denn ich wage nicht zu glauben, daß Sie mir eines zu nennen wüßten.)

Freiburg (Bad.-Württ.) A. SCHÄFER

Die Flinte raucht noch, aber der Schuß ging In die falsche Richtung: Ich habe meinen Rücktritt nicht angeboten, weil ich eine verschärfte Fehlerkontrolle für überflüssig hielt. Mir erschien allein die Wirkung einer »schwarzen Liste« fragwürdig. Ich habe stets Kontrollen vorgezogen und ausgeführt, die in der Form fair und gründlich, dafür in der Sache um so härter waren. Es hat mir, verdammt noch mal, heftiges Bauchkneifen verursacht, aber ich habe nach acht erfolgreichen Jahren gekündigt, weil die journalistischen und personellen Meinungsverschiedenheiten vor allem mit der Administration des Chefredakteurs nur noch schlecht zu überbrücken waren. Die nach meiner Kündigung erfolgte Beurlaubung ist mir nie motiviert worden. Akzeptiert habe ich sie nur, um weitere Risse in meinem früheren Ressort und in den Außenredaktionen zu vermeiden. Zu Ihrer Overkill-Theorie erlauben Sie mir bitte ein Wort in eigener Sache: Natürlich geschahen Fehler, aber es gelang wie nie zuvor, sie auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Meine Kollegen und ich haben journalistisches Temperament und Einfallsreichtum im Erschließen neuer Themengebiete hoch geschätzt. Genauso ernst nahmen wir jedoch Härte und Glaubwürdigkeit der Recherchen. Wer dieses Grundgesetz verletzte, dem wurde im Wiederholungsfall gekündigt. Das, und nichts anderes, ist die Wahrheit.

Hamburg MAX GLAUNER

Wozu die ganze Aufregung über die »Bild«-Zeitung? »Bild« ist das rotwelsche Wort für »Gesäß«. Siehe auch Wörterbuch des Rotwelschen! Wer das weiß, braucht sich doch über eine Zeitung, die ihr Zielgebiet und ihren Verwendungszweck so eindeutig im Titel führt, kaum noch zu wundern.

Frankfurt GERHARD SCHILLER

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