PERSONALIEN Erich Kiesl, Edigna Kiesl, Pavel Kohout, Jelena Kohout, Brigitte Wasum, Franz Josef Röder, Hans Apel, Helmut Schmidt
Erich Kiesl, 47, CSU-Staatssekretär und als OB-Kandidat zumindest auf Plakaten in München allgegenwärtiger Wahlkämpfer, veränderte für ein Fest beim Münchner Medien-Manager Josef von Ferenczy sein stadtbekanntes Antlitz. Zum »Wilderer-Abend« im »Forsthaus Wörnbrunn« erschien der Niederbayer Kiesl in echter Bayern-Kluft, aber mit falschem Bart (Photo, mit Ehefrau Edigna). Die in mehr als halbstündiger Sitzung von einem Maskenbildner mühsam applizierte Manneszier trug Kiesl allerdings nur kurz zur Schau: Nach vierzigminütigem Wilderer-Auftritt schlug sich der termingeplagte Wahlkämpfer in die Büsche -- nach Hause, zum Ausspannen. Franz Josef Röder, 68, seit fast 19 Jahren CDU-Ministerpräsident an der Saar und dienstältester deutscher Regierungschef, rüstet sich für die achtziger Jahre. Seine Absicht, demnächst den Regentenstuhl zu räumen, war im November von dem plötzlichen Rücktritt des ungeliebten designierten Nachfolgers Werner Scherer durchkreuzt worden. Seit die Partei am vorletzten Sonntag den farblosen Saar-Bundestagsabgeordneten und Ex-Landrat Werner Zeyer 48, zum neuen CDU-Führer an der Saar kürte und Röders Wunschkandidaten, Rechtspflegeminister Rainer Wicklmayr, 49, auf den zweiten Platz verwies, fühlt sich der Alt-Regent nicht mehr im Wort und weist alle Rücktrittsgedanken von sich. Delegiertenschnack in der Saarlandhalle: »Röders Ankündigung, »bis 80« regieren zu wollen, haben wir immer als Hinweis auf 1980 verstanden. Jetzt ahnen wir, daß Röders 80. Geburtstag am 22. Juli 1989 gemeint ist.« Hans Apel, 45, Bundesminister der Verteidigung, mangelt es noch an Grundkenntnissen für das neue Amt: Er kann nicht einmal korrekt grüßen. Am Dienstag letzter Woche versuchte der unmilitärische Hanseat in der SPD-Bundestagsfraktion vor seinem Amtsvorgänger Georg Leber Haltung anzunehmen. Doch Leber rügte, Apel halte seinen rechten Ellenbogen zu tief. Bei Beginn der Kabinettssitzung am folgenden Mittwoch verblüffte Apel Leber dann mit einer neuen Gruß-Kreation. Er legte die Rechte an die linke Schläfe -- nach Art der Karnevalsjecken. Brigitte Wasum, 47, Hausfrau aus Bacharach (Rhein) und Schöffin beim Mainzer Landgericht, sorgte in einem Beleidigungsprozeß gegen DGB-Chef Heinz Oskar Vetter für einen Eklat. Vetter hatte 1975 nach der »Saustall"Rede von CSU-Chef Franz Josef Strauß vor dem 9. Deutschen Beamtentag in Mainz empfohlen, »dem Schweinehirten von Passau diese Hetzparolen in den geschwollenen Hals zurückzustoßen«. Strauß klagte, Vetter wurde in erster Instanz freigesprochen. Die Berufungsverhandlung in Mainz nahm am vergangenen Donnerstag nach einer Stunde unvermittelt eine tragikomische Wende: Schöffin Wasum offenbarte dem Richter in der zweiten Verhandlungspause, sie sei eine geborene Zwicknagl und die Schwester der Frau Marianne Strauß -- und folglich befangen. Damit war der Termin geplatzt. Strauß-Schwägerin Brigitte Wasum hinterher: »Ich wollte ja eigentlich viel früher sagen, daß ich mit dem Nebenkläger verwandt bin, aber ich wollte die Verhandlung nicht stören.« Helmut Schmidt, 59, Bundeskanzler, tat am vergangenen Mittwoch seinen Ärger darüber kund, daß man mit der Eröffnung der Kabinettssitzung noch warten mußte, weil sein Vize Hans-Dietrich Genscher und die übrigen FDP-Minister unpünktlich waren. Die zur Beratung des Bildungsberichtes ebenfalls ins Kabinett geladene linke FDP-Bundestagsabgeordnete Helga Schuchardt rief daraufhin dem Regierungschef zu, er könne ruhig anfangen, sie werde den Koalitionspartner spielen. Schmidts bissige Replik: »Wenn Sie das übernehmen, dann dauert es nicht mehr lange.«
Pavel Kohout, 49, Schriftsteller und prominenter Dissident in der CSSR, ließ seinen Freunden im Westen als verspätete Neujahrsgrüße ein politisches Photo-Dokument zukommen. Kohout und seine Frau Jelena hatten sich dazu in einem Möbel-Depot ablichten lassen (Photo), in dem per Gerichtsvollzieher-Beschluß der Hausrat des Dichters aufgestapelt worden war, nachdem man Kohouts Wohnung auf dem Prager Burgberg Hradschin zwangsgeräumt hatte. Die Initialen der Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Baltbasar, die in Böhmen nach alter Tradition zum Dreikönigstag an die Haustür geschrieben werden, deutete Kohout in seinem Möbellager in die Anfangsbuchstaben der drei CSSR-Funktionäre Kucera, Málek und Bazil um, die für die Räumungsschikane gegen ihn verantwortlich waren.