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Erich Raeder, Poul Henningsen

aus DER SPIEGEL 13/1956

Erich Raeder, 79, Großadmiral a.D., den der Pressedienst der SPD Mitte März als einen »Paladin des Dritten Reiches« bezeichnete, dessen Pension von monatlich 2246 Mark gekürzt werden müsse, wurde um dieselbe Zeit im Kopenhagener Regierungsblatt »Social-Demokraten« gegen den Vorwurf in Schutz genommen, ein Kriegsverbrecher zu sein, weil er während des Krieges die militärische Besetzung Dänemarks und Norwegens empfohlen hatte. Schrieb der ständige Kommentator des Blattes, Poul Henningsen, 61: »Ich riskiere jedenfalls meinen dänischen Namen und Ruf, und behaupte, daß die Besetzung Dänemarks und Norwegens wohl eine Kriegshandlung, aber kein Kriegsverbrechen war.« Wenn Raeder im wesentlichen dieser Kriegshandlung wegen vom Nürnberger Militärtribunal verurteilt worden sei, so müsse es nach den letzten Aufklärungen von englischer Seite (über britische Kriegspläne zur Besetzung Dänemarks und Norwegens) gestattet sein, das Urteil* gegen Raeder als ungerecht anzusehen.

* Dr. h. c. Raeder war in Nürnberg zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt worden; er wurde am 26. September 1955 mit Rücksicht auf sein hohes Alter und seinen Gesundheitszustand aus dem Spandauer Militärgefängnis entlassen.

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