Falsches Bild
Mitglieder und Funktionäre von SPD und CDU/CSU zeichnen jeweils von ihren politischen Gegnern Bilder, die nicht der Realität entsprechen. In einer vertraulichen Untersuchung für den SPD-Parteivorstand bestätigt das Godesberger Infas-Institut einerseits die gängige Meinung, daß die SPD von Unionsmitgliedern »sehr viel mehr als Linkspartei« angesehen wird als von den eigenen Leuten. Ebenso wird die CDU von den Sozialdemokraten »als ausgesprochene Rechtspartei« empfunden.
Andererseits haben aber die Godesberger Meinungsforscher erfragt, daß dieses grobe Klischee wertlos wird, wenn Mitglieder beider Parteien jeweils über ihre »Wünsche für eine zukünftige Gesellschaft« berichten.
»Mehr revolutionäre Ideen« wünscht sich in beiden Parteien so gut wie keiner. »Mehr Wohlstand« gilt bei nur vier Prozent der SPD und bei sechs Prozent der Unionsangehörigen als erstrebenswert. Und das von allen Parteien im Wahlkampf so stark strapazierte Motto »mehr Freiheit« haben acht Prozent der SPD- und ganze sieben Prozent der CDU-Leute (Wahlslogan 1976: Freiheit statt Sozialismus) auf die Liste gerückt.
Im Vordergrund stehen bei den Mitte vergangenen Jahres Befragten in unterschiedlicher Reihenfolge Wünsche nach »mehr sozialer Gerechtigkeit« (SPD: 46. CDU: 33), nach »weniger Verschwendung« (SPD: 40, CDU: 48) und nach »weniger Kriminalität« (SPD: 36, CDU: 48).
Während »soziale Sicherheit« in beiden Parteien von etwa einem Viertel genannt wurde, rufen im Vergleich zu den Sozialdemokraten doppelt so viele Unierte nach »mehr Leistung« (SPD: 10, CDU: 20).