Fehlendes Leistungsprinzip
Nr. 31/2005, Serie: Wege aus der Krise, Teil II - Warum die Parteien im Wahlkampf die Wahrheit über die Renten verschweigen
Es wäre zu wünschen, dass Ihr »origineller« Hinweis auf die Versicherungsnachteile der Kinderaufzucht sich dahingehend auswirkt, dass noch mehr Menschen sich stattdessen für die »Karriere« entscheiden und mit ihren jetzt schon höheren Abgaben die Nachkommen anderer finanzieren. Der erstrebenswerte Nebeneffekt: 10 bis 20 Millionen Deutsche weniger. Schon jetzt werden doch offensichtlich 5 Millionen nicht mehr gebraucht. Kinder sind freilich für eine Gesellschaft aus völlig unökonomischen Gründen wichtig. Und nur aus diesen Gründen ist die Solidarität der Kinderlosen gefragt. Die Bismarcksche Gleichung »Kinder gleich Alterssicherung« jedenfalls geht schon lange nicht mehr auf. Die populistische Hatz auf die kinderlosen Trittbrettfahrer ist unter SPIEGEL-Niveau.
BOCHUM KLAUS DÖHMER
Angesichts eines Arbeitsmarktes, der charakterisiert ist durch sieben Millionen Arbeitslose und allgegenwärtigen Jugendwahn, schreiben Sie euphemistisch wie ein Politiker im Wahlkampf zum Rentenalter von 67 Jahren: »Wer früher aufs Altenteil will, hat entsprechende Abschläge in Kauf zu nehmen.« Will! Ich wünsche ihm ewige Jugend.
STEINHEIM (BAD.-WÜRTT.) WALTER HEINLEIN
Ich bin von der neuen SPIEGEL-Serie wirklich begeistert. Was mich aber als 23-jährigen Wirtschaftsrecht-Studenten beunruhigt, ist die Tatsache, dass sämtliche Experten und Entscheidungsträger unseres Landes die Probleme kennen, über sehr gute Lösungsansätze verfügen, aber nichts ändern. Leider existiert das Leistungsprinzip beim Staat nicht. Sollte sich Deutschland in den nächsten Jahren nicht grundlegend ändern, das heißt, leistungsorientierter und schlanker werden, muss man sich zweimal überlegen, in diesem Land zu arbeiten und zu leben. Denn je länger wir warten, desto mehr Schaden entsteht. Und irgendwann ist dieser Schaden nicht mehr reparabel.
BERLIN SEBASTIAN ANDREAE