FIAT 1500: 67 PS HINTER VIER AUGEN
Der SPIEGEL veröffentlicht die Ergebnisse einer Untersuchungsreihe, in der jeweils 3000 Automobilbesitzer über Vorzüge und Mängel der von ihnen gefahrenen deutschen und ausländischen Modelle befragt werden. Die sechste Repräsentativ-Umfrage gilt dem Fiat 1300/1500. Die befragten Fiat-Besitzer haben den Wagen im Durchschnitt fünf Monate gefahren und mit ihm 8578 Kilometer zurückgelegte.
Verlockendste Eigenschaft des Fiat 1300/1500 ist für deutsche Automobilisten die Form. Sie erweist sich als dominierender Kaufgrund (von 52% aller Befragten angegeben).
Auffallend ist, daß kaum einer der Befragten die Vokabel »schön« benutzt, um seine Vorliebe für die Blech-Physiognomie des Fiat-Modells auszudrükken. Die Linienführung gilt eher als »gekonnt«, »gefällig«, »kompromißlos«, »schlicht« oder »charmant«.
Da auch bei Ford-17-M und Peugeot 404-Fahrern die Form des Autos an erster Stelle unter den Kaufgründen rangierte, bestätigt sich erneut, daß Kraftfahrer - oder deren mitbestimmende Ehefrauen - mehr mit dein Auge als mit technischem Verstand kaufen.
Immerhin, die Aufgeschlossenheit der Fiat-Fahrer für technische Vorzüge erweist sich an der weiteren Reihenfolge der Kaufargumente. Die außerordentlich temperamentvolle Beschleunigung wird von 36,5% der Befragten genannt. Und die Einsicht, daß ein so extrem kurzes Auto (4,03 Meter gegenüber 4,07 Meter des Käfer-VW) leicht durch den Verkehr zu bewegen und ungemein bequem zu parken sei, war für nicht weniger als 30,5% der Befragten erwerbsbestimmend.
Weitere Kaufgründe: wirkungsvolle Scheibenbremsen (29,0%), Schnelligkeit (26,9%), reichhaltige Ausstattung (26,0%), gute Erfahrungen mit zuvor gefahrenen Fiat-Automobilen (20,4%). Und: daß der Wagen viertürig (19,9%), preisgünstig (18,8%), allgemein sehr leistungsfähig (17,4%), im Verhältnis zu knappen Außenabmessungen sehr geräumig (15,9%) und »selbst im Vergleich zu deutschen Fabriken« sehr gut verarbeitet (14,5%) sei**.
Die weite Spanne des Benzinverbrauchs (9,0 bis 15,0 Liter) macht deutlich, daß die individuelle Fahrweise den Treibstoffkonsum stärker bestimmt als die spezifische Motorleistung. Es zeigt sich, daß Schnellfahrer und Ampelspurter bei voller Ausnutzung der Leistung (1300: 61 PS; 1500: 67 PS) zwangsläufig viel Treibstoff verbrauchen. Bedächtige Fahrer kommen hingegen mit mäßigen Mengen aus. Die Aufschlüsselung nach Verbrauchsgruppen läßt das erkennen:
Es stellt sich heraus, daß der Fünfzehnhunderter im Durchschnitt nur einen halben Liter mehr verbraucht als der Dreizehnhunderter: Der Verbrauch beträgt 11,07 Liter Superkraftstoff beim Fiat 1500 und 10,52 Liter beim Fiat 1300 (auf 100 Kilometer Fahrtstrecke). Zum Vergleich: Mercedes 190: 11,95 Liter; Peugeot 404: 10,36 Liter; Ford 17 M mit 1,5-Liter-Motor: 9,23 Liter.
Alte Fiat-Fahrer betonen, hoher Verbrauch sei in vielen Fällen darauf zurückzuführen, daß die drehzahlfreudigen Motoren (Höchstleistung bei 5200 beziehungsweise 5400 Umdrehungen pro Minute) diesseits der Alpen fast immer unterkühlt liefen. So hat ein Fahrlehrer den anfänglichen Verbrauch von 13 bis 14 Liter durch Einbau einer Kühlerjalousie auf elf bis zwölf Liter und schließlich auf neun bis zehn Liter drücken können.
Grundsätzlich wird der Verbrauch nicht kritisiert - im Gegensatz zur Straßenlage, die hauptsächlich mit folgenden Argumenten beanstandet wird:
- Den serienmäßig montierten italienischen Reifen (5,60 - 13) fehle das Rundschulterprofil. Vorteilhafter seien die etwas voluminöseren deutschen Reifen der Abmessung 5,90 13 mit runder Schulter, die »bedeutend bessere Bodenhaftung, besonders auf nasser Straße und in Kurven« bewirkten.
Die Hinterachse des Wagens sei bei Alleinfahrt (und ohne Gepäck) zu wenigbelastet. Einzelstimmen: Bleigewichte und Sandsäcke im Kofferraum (angegebene Gewichte: zwischen 30 und 80 Kilogramm) seien vonnöten, um ein »ungutes Gefühl« loszuwerden.
Die starre und nur an den Blattfedern geführte Hinterachse erweise sich in flott gefahrenen Kurven mit schlechter oder auch nur gewellter Straßendecke als unruhig; sie neige zum »Trampeln« (wie das Stoßen und das seitliche Versetzen im Kraftfahrer-Jargon bezeichnet wird).
So wird die Straßenlage beim Fiat 1300/1500 ganz ausgezeichnet - 37,0%
gut - 51,5%
zufriedenstellend - 8,2%
ausreichend - 2,0%
unbefriedigend - 1,3%
- schlechter bewertet als bei den (ebenfalls starrachsigen) Mittelklasse -Konkurrenten Ford 17 M und Peugeot 404. Für den deutschen Wagen betrug die »ganz ausgezeichnet«-Quote 50,9%, für den französischen Wagen sogar 71,6%
Ebenso kraß, allerdings in positiver Hinsicht, setzt sich der Fiat 1300/1500 in der Beurteilung der Beschleunigung von vergleichbaren Wagentypen ab. Die Beschleunigung des Fiat wird geradezu enthusiastisch gelobt. Typische Anmerkungen: »Mit das Beste, was bei einem Nichtsportwagen dieser Klasse anzutreffen ist.« Und: »Hervorragend, auch am Berg noch Reserven.«
Gesamturteil:
Schon der Dreizehnhunderter erreicht damit die beachtliche »ganz ausgezeichnet«-Quote des 17 M mit 1,7 Liter -Motor (59,5%). Die 88,2% für den Fünfzehnhunderter aber bedeuten Rekord. Bei keinem vergleichbaren Automobil wird die Beschleunigung so hervorragend bewertet. Selbst Kapitän-Fahrer (58,3%) beurteilen das Spurtvermögen ihrer Wagen schlechter.
Entscheidend ist dabei, daß die de facto bessere Beschleunigung beispielsweise des Mercedes 220 S (von null auf 100 km/st in 13,8 Sekunden) gegenüber der des Fiat (von null auf 100 km/st in 16,5 Sekunden) als selbstverständliches Attribut eines großen Wagens betrachtet wird. Bei einem so kleinen Wagen der Mittelklasse jedoch ist sie ungewohnt, überraschend und deshalb unproportional eindrucksvoll.
Die Dauergeschwindigkeit - wird ebenso exzeptionell gerühmt:
Weder die Besitzer eines Einhundertneunziger Mercedes (48,7% für »ganz ausgezeichnet") noch die eines Opel Kapitän (50,5%), auch nicht die Fahrer der beiden 17-M-Modelle (42,3% beziehungsweise 44,8%) schätzen das Tempo ihrer Automobile so positiv ein wie die Fiat-Fahrer. Lediglich die Besitzer des Peugeot 404 (59,6%) verschwendeten annähernd soviel Dauergeschwindigkelts-Lob auf ihren Wagen.
Die vom Werk mit 140 km/st für den Dreizehnhunderter und 150 km/st für den
Fünfzehnhunderter angegebenen Spitzengeschwindigkeiten
werden nach Angaben der Besitzer mühelos erreicht und gelegentlich nicht nur auf dem Tachometer übertroffen. Kommentar eines Fiat-Fahrers: »Bei den heutigen Verhältnissen auf der Autobahn ist man bei voller Fahrt garantiert bei den Schnellsten; denn Geschwindigkeiten über 150 km/st werden doch recht selten über längere Strecken gefahren.«
Und noch eine dritte Eigenschaft des Fiat 1300/1500 - die Wirkung der Fußbremse - wird von den Eigentümern begeistert honoriert:
ganz ausgezeichnet - 86,3%
gut - 13,0%
zufriedenstellend - 0,2%
ausreichend - 0,5%
unbefriedigend - 0,0%
Das allgemeine Lob schlägt sich in Vokabeln wie »phantastisch«, »unglaublich«, »phänomenal« oder »sensationell« nieder. Im einzelnen werden gerühmt: weicher Übergang vom leichten Antippen des Bremspedals bis zur Vollbremsung, geringer Pedaldruck; hervorragende Wirkung auch ohne Bremsverstärker; kein Nachlassen der Bremswirkung bei starker Beanspruchung; kein Rupfen, Rattern oder Vibrieren; sehr kurzer Bremsweg.
Bei keinem anderen Automobil (innerhalb der Untersuchungsreihe des SPIEGEL*) wurde die Fußbremse auch nur annähernd so gut bewertet.
Eklatanter Gegensatz: Die Erreichbarkeit der Handbremse wird mißfällig beurteilt. »Erst muß man sich zu sehr bücken, damit man sie erreichen kann«, kommentierte ein Fiat-Fahrer, »dann kann man sie schlecht greifen, weil sie zu dicht am Tunnel liegt, und schließlich bleibt man ständig mit dem Aufschlag des Hosenbeines daran hängen.«
Resultat:
ganz ausgezeichnet - 9,9%
gut - 42,3%
zufriedenstellend - 25,3%
ausreichend - 12,0%
unbefriedigend - 10,5%
Bei der Bewertung der Sicht nach vorn wirkt sich offensichtlich aus, daß der Wagen für zierliche Italiener konzipiert wurde:
ganz ausgezeichnet - 46,0%
gut - 47,7%
zufriedenstellend - 5,0%
ausreichend - 1,1%
unbefriedigend - 0,2%
Kennzeichnende Anmerkung: »Gut - bis auf die bei der hohen Sitzposition etwas zu niedrige Windschutzscheibe, die den Blick auf die Ampel nur durch Vorbeugen möglich macht.«
Bemerkenswert ist, daß die Sicht nach hinten entgegen der üblichen Erfahrung besser bewertet wird als die Sicht nach vorn:
ganz ausgezeichnet - 0,5%
gut - 46,8%
zufriedenstellend - 2,1%
ausreichend - 0,4%
unbefriedigend - 0,2%
Das rührt nicht daher, daß die Sicht nach hinten im Fiat wesentlich besser wäre, denn - wie ein Fiat-Fahrer notierte - »moderne Wagen unterscheiden sich in dieser Beziehung nicht sehr«. Vielmehr kehrt der Wert für die Sicht nach hinten nur hervor, daß die Sicht nach vorn in der Relation schlechter bewertet wird.
Angetan sind die Fiat-Fahrer wiederum von der Scheibenwischerfläche. Sie gilt als
angenehm groß - 80,7%
ausreichend - 18,4%
zu klein - 0,9%
Fiat hat sogenannte Schmetterlingswischer installiert, die so arbeiten, daß sich - wie beim Mercedes - die Wischbereiche in der Mitte überlappen. Dasselbe Prinzip ohne Überlappung (Opel Kapitän) gilt heute als überholt, da in der Scheibenmitte stets eine keilförmige Fläche ungewischt bleibt. Aber auch dem allgemein gängigen Parallelwischer (VW) scheint diese neue Wischmethode nach Ansicht der Autofahrer überlegen zu sein: Fiat 1500 und Mercedes 190 mit Schmetterlingswischern erreichen 80,7% und 68,1%, Ford 17 M und Peugeot 404 mit Parallelwischern 45,6% und 65,2%, der Opel Kapitän schließlich mit der gegenläufigen, aber nicht überlappenden Anordnung nur 27,6% (jeweils für »angenehm groß").
Die Gängigkeit und Schaltbarkeit des Getriebes ganz ausgezeichnet - 31,4%
gut - 45,2%
zufriedenstellend - 14,4%
ausreichend - 5,0%
unbefriedigend - 4,0%
- wird vergleichsweise mäßig bewertet. Allerdings präzisieren Fiat-Fahrer selten die Ursache ihres Unbehagens - abgesehen davon, daß sich der erste und zweite Gang bei kaltem Motor nur relativ schwer und mit einigem Kraftaufwand schalten lassen. Ausschlaggebend dürfte sein, daß die als umständlich empfundene und als »knorpelig« apostrophierte Lenkradschaltung mit ihren aufwendigen Gestänge und den vielfältigen Hebelübertragungen forschen Fiat-Fahrern nicht behagt.
Der Wunsch nach einer Knüppelschaltung wird deshalb von überraschend vielen Fiat-Besitzern artikuliert: »Bei einem Wagen mit so sportlicher Note, der wegen der hochtourigen Maschine ohnehin nur von Leuten gekauft und gefahren wird, die fahren können und Freude daran haben, müßte Knüppelschaltung wenigstens als Alternative erhältlich sein.«
Der Wendekreis von 10,2 m gilt als
erfreulich klein - 44,6%
ausreichend - 51,4%
zu groß - 4,0%
Auffallend gut wird die Qualität der Verarbeitung eingeschätzt:
ganz ausgezeichnet - 26,8%
gut - 50,5%
zufriedenstellend - 13,9%
ausreichend - 7,0%
unbefriedigend - 1,8%
Der Mercedes 190 bleibt zwar mit 36,9% für »ganz ausgezeichnet« in der Verarbeitungsgüte unerreicht. Doch die für den Fiat ermittelte »ganz ausgezeichnet«-Quote ist fast so hoch wie
die des Käfer-Volkswagens (28,2%), der immerhin europäischen Qualitätsstandard für Großserienfahrzeuge günstiger Preislage verkörpert. Peugeot 404, Opel Kapitän und Ford 17 M fallen ab (19,1%, 14,6% und 4,8%).
Die Ausstattung gilt als
ganz ausgezeichnet - 57,3%
gut - 40,2%
zufriedenstellend - 1,8%
ausreichend - 0,5%
unbefriedigend - 0,2 %
Der Durchschnitt der vier deutschen Wagen, die bisher in der SPIEGEL -Reihe behandelt wurden (Ford 17 M, VW 34 PS, Opel Kapitän, Mercedes 190), liegt bei 17,7% für »ganz ausgezeichnet«. Dem (mit Liegesitzen, Rückscheinwerfer, Lichthupe, Tankschloß ausgestatteten) Fiat am nächsten kommt ein französischer Wagen: der Peugeot 404 (mit 30,0%).
Die Wirksamkeit der Heizung - ganz ausgezeichnet - 63,6%
gut - 29,5%
zufriedenstellend - 4,7%
ausreichend 1,1%
unbefriedigend - 1,1%
- wird ebenfalls gut, die Belüftung
jedoch nur durchschnittlich bewertet: ganz ausgezeichnet - 18,5%
gut - 56,2%
zufriedenstellend - 16,2%
ausreichend - 5,9%
unbefriedigend - 3,2%
Mit den gängigen Konstruktionspraktiken (Ausstellfenster, Schlitze auf und
unter dem Armaturenbrett) scheint das Problem einer halbwegs zugfreien Belüftung nicht im Sinne der Autofahrer zu lösen zu sein. Nur Peugeot kann mit den drehbaren Luftdüsen am Armaturenbrett eine individuell anpassungsfähige Belüftung anbieten, die von den Besitzern denn auch mit einem ungewöhnlich guten Urteil (39,7% für »ganz ausgezeichnet") belohnt wurde.
Trotz der eher als stramm empfundenen Federung (zu hart 8,6%, gerade richtig 89,6%, zu weich 1,8%) und der knappen Abmessungen des Wagens werden Bequemlichkeit und Fahrkomfort beifällig beurteilt:
ganz ausgezeichnet - 44,2%
gut - 46,9%
zufriedenstellend - 6,2%
ausreichend - 2,5%
unbefriedigend - 0,2%
Immerhin macht ein Teil der Besitzer Einschränkungen: »Für große Leute ist es nicht der richtige Wagen, man merkt, daß seine Wiege in Turin gestanden hat.« Andererseits erklären selbst Fiat-Fahrer mit Gardemaß, daß sie im 1300/1500 sehr bequem säßen.
Der Widerspruch ist erklärlich: Für das Sitzbehagen ist weniger die schiere Körpergröße als das Verhältnis von Beinlänge zur Oberkörpergröße entscheidend. Sitzriesen kommen dem
Dach sehr nahe, Langbeinige müssen den Sitz weit zurückschieben. Gelegentlich geäußerter Wunsch: Die Ruhesitze sollten so einzurichten sein, daß sie mit der Rückbank eine ebene Fläche bilden (damit man im Wagen schlafen könne).
Bereitwillig konzedieren Fiat-Fahrer, daß es Wagen gibt, in denen sich mehr Gepäck unterbringen läßt. Sie setzen andererseits die Größe des Kofferraumes in Beziehung zu den geringen Außenabmessungen, die sie ja positiv bewerten. So werden keine Klagen laut. Nur die Zahlen lassen erkennen, daß Wünsche offenbleiben:
ganz ausgezeichnet - 36,1%
gut - 49,9%
zufriedenstellend - 10,1%
ausreichend - 3,0%
unbefriedigend - 0,9%
Das Fassungsvermögen des Tanks (45 Liter) wird allerdings ohne Rücksicht auf die angenehme Kompaktheit des Wagens zurückhaltend beurteilt:
ganz ausgezeichnet - 19,6%
gut - 53,7%
zufriedenstellend - 12,6%
ausreichend - 8,2%
unbefriedigend - 5,9%
Der Tank reicht bei einem Durchschnittsverbrauch von 10,5 bis elf Litern für eine Strecke von rund 400 Kilometern. Viele Fiat-Fahrer verlangen »mindestens zehn Liter mehr« Treibstoffvorrat.
Mehr noch als das Fassungsvermögen bekümmert die Besitzer hingegen die ungeschickte Ausführung des Tankstutzens, der aus stilistischen Gründen waagrecht in der Heckwand ansetzt: Die Folge: »Volltanken ohne Schlabbern ist schwierig ... Übersprudeln und Zurückschlagen des Benzins beim Tanken die Regel.«
über den Kundendienst sind die Fiat-Besitzer sehr unterschiedlicher Ansicht:
ganz ausgezeichnet - 12,7%
gut - 43,5%
zufriedenstellend - 22,1%
ausreichend - 11,7%
unbefriedigend - 10,0%
Immerhin hält Fiat das übliche Niveau, das dadurch gekennzeichnet ist, daß der Wert für »ganz ausgezeichnet« im Zehner-Bereich, der Wert für »gut« im Vierziger-Bereich liegt: Ford 17 M (18,3% und 41,0%), Peugeot 404 (14,7% und 43,5%), Mercedes 190 (16,7% und 44,1%). Ausnahmen bilden nur Opel Kapitän (28,5% und 35,4%) und Käfer-VW (36,8% und 36,6%).
Gelobt wird das auch im Ausland sehr enge Netz der Vertretungen und Spezial-Werkstätten. Und wiederholt wird anerkannt, daß Massenabfertigung nicht üblich sei und daß die Arbeiten prompt und pünktlich verrichtet würden
Neben den üblichen Klagen über den Mangel an Arbeitskräften und die sinkende Arbeitsmoral der Mechaniker hatten die Fiat-Besitzer hier und da Anlaß, die anfänglich schleppende Versorgung mit Ersatzteilen zu rügen. Die Preise für Reparaturen und Ersatzteile, häufig als »nicht gerade billig« klassifiziert, wurden nach den Beobachtungen der Fiat-Besitzer nicht selten unterschiedlich berechnet.
Daß die besorgten Wagenbesitzer bei Inspektionen nicht dabeibleiben dürfen, daß Monteure Fingerabdrücke und Ölflecke hinterlassen, daß Zweifel auftauchen, ob die Wageninspektion gewissenhaft in allen Punkten vorgenommen worden ist - das sind keine spezifischen Symptome des Fiat-Kundendienstes.
36,4% der befragten Fiat-Fahrer hatten keine Veranlassung, die Werkstatt wegen irgendwelcher Reparaturen und Defekte aufzusuchen (Mercedes 190: 52,3%; Peugeot 404: 43,3%;
VW: 39,3%).
Bemerkenswert ist, daß die von den übrigen Fiat-Besitzern gerügten Mängel quantitativ und qualitativ unbedeutend waren. Nur 4,1% hatten Fehler in der elektrischen Anlage zu beklagen, 2,7% mußten die Türschlösser nachsehen lassen, 2,5% monierten beunruhigende Geräusche an der Vorderachse, 2,3% reklamierten undichte Karosserie (vornehmlich Kofferraum), 2,0% beanstandeten das Getriebe und die Schaltung (Geräusche, Schwergängigkeit), 2,0% tadelten den Lack, 2,0% waren mit den Stoßdämpfern unzufrieden.
Die Liste der mangelhaften, ärgerlichen und verbesserungsbedürftigen Punkte erweist sich als ein Dringlichkeitskatalog der Besitzerwünsche, wobei eine ganze Reihe von Beanstandungen wiederholt wird. So betonen 16,1% noch einmal, daß die Frage der optimalen Bereifung noch zu lösen sei. 12,9% beanstanden die zu knapp bemessene Innenhöhe des Wagens. 12,4% kritisieren die Anordnung der Handbremse. 11,6% sähen gern eine bessere
Vorbehandlung der Karosseriebleche, damit dem Rostansatz vorgebeugt werde.
Weitere Verbesserungswünsche gelten der Sitzform und der Güte der Polsterfedern (9,7%), dem flauschig-empfindlichen Bezugsstoff (8,6%), dem zu klein geratenen Handschuhkasten (8,1%), der Qualität des Chroms (7,9%), der hinteren Starrachse und deren wenig vorteilhaftem Einfluß auf die Straßenlage (7,2%).
Die Zusammenfassung der ganz besonders lobenswerten Eigenschaften demonstriert andererseits noch einmal die Vorzüge, von denen sich die Fiat -Fahrer beeindruckt zeigen: 54,1% sind von der spritzigen Beschleunigung begeistert. 36,9% bestätigen noch einmal, daß die Bremsen in jeder Beziehung hervorragend seien. 33,0% erbauen sich an der reichhaltigen und zweckmäßigen Ausstattung. 32,6% finden, daß auch nach fünf Monaten täglichen Anblicks die Form nichts von ihrem ansprechenden Reiz verloren habe.
20,4% zeigen sich von dem Lichteffekt der Doppelscheinwerfer beeindruckt. 15,9% meinen immerhin, die Straßenlage sei trotz der starren Hinterachse als überdurchschnittlich gut zu bezeichnen. 14,2% rühmen die Vorteile beim Fahren und Parken.
Weitere Pluspunkte: Bequemlichkeit für Fahrer normaler Größe (13,4%), beachtliche Geschwindigkeit (12,4%), gute Raumausnutzung (9,9%), saubere Verarbeitung (9,9%), Wendigkeit (8,4%), Ausstattung mit vier Türen (8,1%), gute Sicht nach allen Seiten (7,7%), ausgezeichneter Motor (7,2%), übersichtliches Armaturenbrett (6,6%).
Ungeachtet der reichhaltigen Serienausstattung des Fiat haben 87,2% der Befragten zusätzliches Zubehör erworben. Ein technischer Kaufmann möchte »die Kühlerjalousie jedem Fiat-Fahrer empfehlen, da die meisten Fiat-Wagen nicht kaputtgefahren werden,
sondern an Unterkühlung langsam zugrunde gehen (erhöhter Verschleiß der Zylinder und Kolben)«. 26,4% haben denn auch eine solche Jalousie zusätzlich erworben (Mercedes 190: 5,8%). Am meisten geschätzt werden jedoch Fußmatten (82,3%), während an zweiter Stelle erstaunlicherweise schon der Verbandskasten folgt (66,7%).
Andere Accessoirs: Abschleppseil (55,1%), Reservekanister (48,4%), Radio (45,5%), Schonbezüge (41,2%), Matsch- und Schneereifen (38,9%). Die Zeituhr wird in der Serienausstattung vermißt, zum nachträglichen Erwerb konnten sich hingegen nur 3,7% entschließen.
Von den befragten Fiat-1300/1500 -Fahrern würden sich einen Wagen desselben Fabrikats
wieder kaufen - 68,6%
vielleicht wieder kaufen - 28,0%
nicht wieder kaufen 3,4%
* Eine ausführliche Fassung der Umfrage -Auswertung erscheint im Verlag Delius, Klasing & Co., Bielefeld, unter dem Titel »Meine Erfahrungen mit dem Fiat 1300/1500«.
** Die angegebenen Prozentzahlen ergeben eine größere Summe als 100, weil oft mehrere Kaufgründe angeführt wurden. Das gilt auch für andere Punkte der Befragung.
* Taunus 17 M (SPIEGEL 1-2/1962), VW 34 PS (SPIEGEL 6/1962), Opel Kapitän (SPIEGEL 15/1962), Peugeot 404 (SPIEGEL 19/1962) und Mercedes-Benz 190 (SPIEGEL 28/1962).
Germanische
Robustheit
bei römischem Format
Über und unter
dem Verbrauch
Die Bereifung
hinkt hinterher
Vier Augen sehen
mehr als zwei