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Briefe

FILM UND FRAU
aus DER SPIEGEL 14/1964

FILM UND FRAU

Das war der beste Beitrag, den ich in der sogenannten Diskussion über Bergmans Opus »Das Schweigen« gelesen habe. Kürzer und zugleich treffsicherer ließ es sich kaum formulieren, daß dieser Film barer, wenn auch aufwendiger Mumpitz ist.

Wuppertal DR. PHIL. HERMANN USSLEBER

Endlich haben Sie das Schweigen gebrochen, Herr Morlock! Es war höchste Zeit, die um jeden Preis christlichen Deutungen endlich als lächerliche Deuteleien zu entlarven.

Bischofsheim (Hessen) HANS SEE

Martin Morlocks Betrachtung verundeutlicht einen klaren Sachverhalt: Ein künstlerisch diskutabler Film ist mit zumindest drei schamlosen Pornographien durchsetzt, die bislang gewissen Pariser Cinémas Cochons vorbehalten waren.

Berchtesgaden DR. FRITZ HIPPLER

Es stellt sich jetzt die Frage, ob man bei anderen Filmen, die rundweg als Pornographie abgelehnt wurden, nicht auch »die Welt ohne Gott ist furchtbar« hätte formulieren können.

Dortmund GEORG FRYDA

Das wirkliche Phänomen des »Schweigen« ist die Reaktion der akkreditierten Geistigkeit: verwirrend mannigfaltig, aber vektoriell vom gesunden Empfinden des normal denkenden Menschen fortstrebend. Ein Rest von Glauben an den Menschen läßt mich hoffen, daß Bergman sich ob dieser Wirkung ins Fäustchen lacht.

Stuttgart HERBERT WILMS

Wenn Gott und die zuständigen Behörden »schweigen«, sollte die Bevölkerung zum Selbstschutz schreiten.

Frankfurt MARCELLE BLANK

Wenn man in Deutschland etwas nicht versteht, dann greift man immer zu der Noterklärung »Gott«. Hier in Schweden kam bisher keiner auf den Gedanken, außer vielleicht Bergman selbst, den Schrei nach Gott zu vernehmen.

Stockholm MANFRED MULBRICH

Falls sich Bergman über dieses Echo seines Sexual-Schockers totlachen sollte, kann man den lieben Gott nur um Barmherzigkeit bitten.

Düsseldorf DR. J. HEINRICHSBAUER

Der SPIEGEL erscheint als Sachwalter Gottes: Zuerst »Der Herrgott von Lengede«, jetzt »Der Herrgott von Timuku«. Vielleicht können beide Beiträge dazu verhelfen, Gott zu suchen, wo er einzig und allein zu finden und kennenzulernen ist: in der Bibel, in seinem Wort.

Bayreuth PAUL GERHARD CHEE

Pfarrer

Das in der Gegenwart erreichte hochgradige Gefälle zwischen Animal und Spiritus kann man nicht, wie Herr Dr. Morlock im SPIEGEL meint, »ausgeruhter« betrachten, wenn man wie Bergman bevorstehende Entladung und Transformation spürt. Es geht um nichts Geringeres als um die Ablösung des Patriarchats. Das ist kein »alter Hut« und hat nichts mit »sexueller Malaise, die es schon zu allen Zeiten gab«, zu tun.

Hanau DR. MED. LIDA GRIGORJEWNA

Sonderbar ist, daß der Regisseur bei Mutter Anna geißeln möchte, was er vom Publikum erwartet: das Zusehen.

Frankfurt DIETER VOGT

Der Zoo scheint als Vorbild gedient zu haben: Auch die Affen sind nicht zimperlich.

Mannheim WERNER KRIEBITZSCH

Simplicissimus

»Alle Welt spricht über den Film. Ich bitte dich, was kann denn schon Aufregendes dran sein, nachdem er künstlerisch besonders wertvoll ist«

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