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PERSONALIEN Francisco Franco Bahamonde, Siegfried Zoglmann, Walter Scheel, Philippe Henri Xavier Antoine de Gaulle, Rosemarie Hess, Keith Vomstive, Fidel Castro, Roland Tabbert, Hans-Dietrich Genscher

aus DER SPIEGEL 33/1971

Francisco Franco Bahamonde, 78, Diktator, kämpft »für den Glauben, für Spanien und für Gerechtigkeit«. Als er in der Kathedrale des Wallfahrtsorts Santiago de Compostela (Region Galicien) traditionell dem nationalen Schutzheiligen Jakobus huldigte, verkündete der Caudillo Ministern, Bischofen und Kirchgängern sein politisches Glaubensbekenntnis. Der Staatschef (der mit Hilfe der Hitler-»Legion Condor« 1939 an die Macht gelangte): »Während unseres ... Befreiungskreuzzuges haben wir mehrfach festgestellt, daß die entscheidenden Siege an hohen kirchlichen Festtagen erzielt wurden.« Und: »Es ist viel einfacher, Krieg zu führen, wenn man Gott zum Verbündeten hat.«

Siegfried Zoglmann, 57, Chef der konservativen »Deutschen Union«, will seinen Duzfreund Walter Scheel im Urlaub besuchen. Der FDP-Abtrünnige, der gegenwärtig im Hintertriebenthal in der Steiermark -- zwei Autostunden vom Ferienquartier des Freidemokraten-Führers im salzburgischen Hinterthal entfernt -- Jagdurlaub macht, war von Scheel ein-, über die Bonner FDP-Zentrale aber wieder ausgeladen worden, nachdem der angeblich politische Treff zwischen den beiden Parteichefs in die Zeitungen geraten war. Zoglmann, nach eigenem Bekunden nicht verantwortlich für das vorzeitige Bekanntwerden der geplanten Plauderstunde, glaubt die Quelle der Indiskretion inzwischen geortet zu haben: im Präsidium seiner »Deutschen Union«. Er ließ Scheel seine Unschuld beteuern und erklärte anschließend: »Ich kann jederzeit bei ihm zu Kaffee und Kuchen vorbeikommen.«

Walter Scheel, 52, Außenminister, fühlt sich im Urlaub belästigt. Der Vize-Kanzler, der im österreichischen Hinterthal ein Ferienhaus besitzt und dort vorzugsweise Lederhosen trägt, wird ständig von Touristen als Sehenswürdigkeit bestaunt. Weil sich überdies stets Zaungäste auf einer an sein Grundstück angrenzenden Wiese zum Picknick niederlassen, ersann der FDP-Vorsitzer Schutzvorkehrungen: Er will die Wiese aufkaufen und für die Öffentlichkeit sperren lassen. Mutmaßte Scheel, der an einem Sonntag in einer Stunde 90 Autogramme verteilen mußte: »Ich bin ein Opfer der Liebe der Deutschen zu ihrem Außenminister.«

Philippe Henri Xavier Antoine de Gaulle, 49, Marine-Offizier und Sohn des verstorbenen Staatspräsidenten Charles de Gaulle, nahm späte Rache. Bei einer offiziellen Feier der französischen Polizei weigerte er sich, dem sozialistischen Vize-Präsidenten des französischen Senats, Etienne Dailly, die Hand zu geben. Grund: Daillys Partei-Freund Andre Cornu hatte Philippe noch zur Amtszeit seines Vaters vor dem Parlament wegen politischer Erklärungen in Brasilien gerügt. (De Gaulle jr. damals: »Mein Vater ist die wichtigste Persönlichkeit Europas« und: »Die Amerikaner verlieren ihre Zeit in Vietnam"). Privat ging der künftige (ab 1. September) Konter-Admiral sogar noch weiter. Im Bretagne-Städtchen Erquy forderte der Seemann die gaullistischen Gemeinderäte auf, nicht mehr -- wie bisher -- den dort als Bürgermeister amtierenden Cornu zu unterstützen. Eigene politische Ambitionen Philippe de Gaulles haben indes kaum Erfolgsaussichten: Nur 19 Prozent aller von der Gaullisten-Partei geheim befragten Franzosen -- so behauptet die rechtsextreme Pariser Wochenzeitschrift »Minute« -- stehen seiner Kandidatur als Staatspräsident angeblich »sehr positiv« gegenüber, doppelt so viele jedoch (38 Prozent) »sehr negativ«.

Rosemarie Hess, 25 (M.), 89-61-89, hatte bloß Erfolg. Vorletzte Woche stellte sich die gebürtige Schweizerin. seit vier Jahren im kanadischen Montreal ansässig, im Toronto-Vorort Freelton zur Wahl der ersten »Miß Welt (nackt)«. Gemeinsam mit 16 Konkurrentinnen offenbarte sich die Nähmaschinenverkäuferin vor 3000 (teilweise auch nackten) Schaulustigen und einer 14köpfigen Jury (zwölf Männer, zwei Frauen), die ihre körperlichen Vorteile dann auch zu schätzen wußte: Rosemarie gewann Titel und Siegeskrone und kassierte unter anderem eine Camping-Ausrüstung, einen Satz Winterreifen und, Stilbruch« Kleider. Die Damen-Wahl animierte den Photo-Reporter der Nachrichtenagentur Canadian Press, Keith Vomstive, 24 (r. Photo), zu angemessenem Auftreten: Er ging nackt auf Motiv-Suche. Zweifelnde Journalisten erfuhren von der blonden Wahl-Siegerin: »Nach fünf Minuten hat man keine Hemmungen mehr, weil es nichts mehr gibt, was man nicht in den ersten vier Minuten schon gesehen hat.«

Fidel Castro, 43 (l.), Kubaner, hält sich und sein Volk in Atem. Bei Streifzügen über die Zucker-Insel ermuntert der Revolutionär, der die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Kubas neuerdings durch ein »Gesetz über Bummelei« zu meistern trachtet, seine Untertanen zu körperlicher Ertüchtigung und stürmt dabei mit gutem Beispiel voran. Das Trimm-Training des Herrschers bleibt auf keine spezielle Spielart beschränkt: Fidel betreibt neben Basketball (Photo) auch Bergsteigen, Unterwasserjagd und -- gemeinsam mit Halbbruder Raul -- Baseball. Dabei ist der »Máximo Lider« ("größte Führer") nicht der Größte: Raul hat den besseren Schlag.

Roland Tabbert, 42, Chef der »Nationalen Deutschen Befreiungsbewegung«, möchte in Berlin »mit dem roten Mob fertig werden«. Zeitig zum 10. Jahrestag des Mauer-Baus am 13. August 1961 gründete der Versandhaus-Angestellte eine Filiale in der Halbstadt und kündigte für kommenden Freitag eine Demonstration rechtsradikalen Unmuts an: »Ich habe sozusagen aus Westdeutschland »ne kleine Atombombe mitgebracht.« Mehr will er nicht sagen. Tabbert geheimnisvoll: »Das soll für unsere Kollegen von der anderen Feldpostnummer eine kleine Überraschung werden.«

Hans-Dietrich Genscher, 44, Freidemokraten-Vize, machte sich Gedanken über Österreichs Neutralität. Folge: Der Wiener Regierungschef Bruno ]Kreisky gestattete zum erstenmal die Landung eines bundesdeutschen Grenzschutz-Helikopters« mit dem drei Teilnehmer einer nach Salzburg einberufenen FDP-Präsidiumssitzung eingeflogen waren. Genscher, der wie Parteichef Scheel im Salzburger Land entspannte« hatte Kreiskys Bonn-Botschafter Wilfried Gredler, Mitglied der Freiheitlichen Partei Österreichs, von »Parteifreund zu Parteifreund« klargemacht: »Die Grenzschutz-Hubschrauber sind doch kein militärisches Fluggerät.«

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