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Personalien Franz Josef Strauß, Bob-Lenker Herbert Pitka, Christian Heinrich Fürst zu Sayn Wittgenstein Hohenstein, Ratu Sir Kamisese Mara, Willy Brandt, Abi Ofarim, Patricia Nixon

aus DER SPIEGEL 11/1972

Franz Josef Strauß, 56, Bayer, durfte »Deutschland II« bremsen. Der Christsoziale, vorletzten Sonntag Schirmherr einer internationalen Rennrodel-Veranstaltung in Königssee bei Berchtesgaden, hatte zum Abschluß hinter dem Bob-Lenker Herbert Pitka, 30, im Olympia-Zweier »Deutschland II« Platz genommen, und -- so Pitka -- »dann sind wir zur Gaudi einfach losgefahren«. Strauß, nach Pitka-Urteil »vom Gewicht her der richtige Mann, aber die Schnelligkeit fehlt ihm«, fühlte sich bei Tempo 80 unter »ziemlichem Druck« und zeigte sich erst im Ziel -- nachdem er den Schlitten »gut abgebremst« (Pitka) hatte -- erleichtert, denn »das Gefühl hinterher ist schöner als das vorher«. Urteilte der Fahrer über den Fahrgast: »Er ist zu unerfahren und kein Risiko gewohnt.«

Christian Heinrich Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, 63, Waidmann, wollte »Hippies mit Stockhieben ins Gewissen reden«. Weil seine Treiber bei einer Jagd-Gesellschaft (Kosten: 500 Mark) statt des erwarteten Wilds nur zwei jugendliche Spaziergänger ausmachten, die »sich schon häufiger dort im Dickicht herumtrieben«, befahl der Jäger-Meister Attacke: »Gebt ihnen 25 drauf.« Fürst Wittgenstein ("Bedauerlich, daß in der Schule nicht mehr geschlagen wird") griff selbst zum Stock, verfehlte aber sein Ziel: »Wenn ich diese Elemente hätte fangen können, hätte ich ihnen den Hintern entblößt und ihnen was auf die Keulen gegeben.«

Ratu Sir Kamisese Mara, 51, Premierminister der Fidschi-Inseln« fühlte sich von Australien diskriminiert. Der 1,93 Meter große Oxford-Absolvent -- nach Canberra gereist, um bei einem kleinen Gipfel pazifischer Insel-Herrscher die australische Regierung zur Lockerung ihrer rassistischen Einwanderungsgesetze zu animieren -- empörte sich, daß er ein Visum beantragen mußte, obwohl Fidschi wie Australien zum Commonwealth gehört. Besonderes Ärgernis: Der den Premier (Hautfarbe: braun) begleitende Kabinettssekretär (Hautfarbe: weiß) benötigte keine Einreisegenehmigung.

Willy Brandt, 58. Polit-Reisender, brauchte einen neuen Diplomatenpaß. Während der Tagung sozialdemokratischer Parteien im österreichischen Igis Anfang Februar hatte der Kanzler das Dokument seinem Referenten Peter Reuschenbach anvertraut, der es stets in der Tasche seines Popeline- Mantels trug. Während eines Hotel-Essens aber wurde der Mantel samt Inhalt gestohlen. Reuschenbach: »In Zukunft werde ich das Papier möglichst dicht am Körper tragen.«

Abi Ofarim, 34, Musik-Manager, verzichtet seit Monaten auf Statussymbole. Der einstige Schallplatten-Millionär, der nach Trennung von Ehefrau und Mitsängerin Esther 1969 die Produktions-Firma »Prom« gründete, um »unzählige neue Esthers zu kreieren«, steht wegen Reparaturen an seinem Rolls-Royce (Baujahr 1961) und Jaguar (Baujahr 1967) bei der Münchner Werkstatt »Druck und Bauer« mit 4000 Mark in der Kreide. Die Firma pfändete die beiden Fahrzeuge, brachte sie in einen Verschlag auf ihrem Hof unter und kündigte einen Zahlungsbefehl an. William Proxmire, 56, US-Senator, muß erhoffter Schönheit wegen Spott ertragen. Mitte Februar hatte der Nichtraucher, Antialkoholiker und Reformkostler in Washington erstmals Heiterkeit (und Spekulationen) ausgelöst, als er mit blauen Augen im Senat erschien (l. Photo) -- Folge operativer Beseitigung seiner Tränensäcke, wie sich später herausstellte. Tage darauf wurde der Nixon-Gegner dann mit frischem Kopfverband gesichtet (r.) -- abermals gingen Gerüchte um; Insider mutmaßten gar, Proxmire sei in eine Schlägerei geraten. Der Senator, schon immer um sein Äußeres besorgt, rang sich schließlich zu einer offiziellen Erklärung durch: Er unterziehe sich einer Haar-Transplantation, die frühestens in 18 Monaten Erfolg zeigen werde, und: »Ich erwarte kritische, amüsierte, beleidigende oder sogar lächerlich machende Reaktionen, aber ich werde keinerlei Stellung nehmen. Das war's.«

Patricia ("Pat") Nixon, 59, Mitfahrerin, probierte Pyjamas mit einem Ersatz-Mann. Als sie vorletzten Freitag in Peking einen Einkaufsbummel machte, konnte sich die First Lady lange nicht entscheiden: Erst ein seidener Schlaf-Anzug fand ihren Gefallen. Um den Sitz des Präsents (Preis: 27,20 Mark) für den Präsidenten zu überprüfen, streifte sie die Pyjama-Jacke einem US-Geheimdienst-Agenten mit Nixons Körpergröße über (Photo). Sich selbst kaufte sie nichts. Zwar zeigte sie Interesse an einem kostbaren Jade-Ring, doch der Preis -- zigtausende Mark -- wirkte abschreckend. Pat: »Wow!«

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