Franz Neumann
Franz Neumann, 49, Fraktionsvorsitzender der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus und Mitglied des Bundestages, ist Mittelpunkt eines vom Berliner Polizeipräsidium (Abteilung V) aufgegriffenen Falles von Anstiftung zum Widerstand gegen die Staatsgewalt. Anlaß sind die Demonstrationen vom 9. Februar 1954 gegen die Aufführung des Veit-Harlan-Films »Sterne über Colombo« in einem Kino der Charlottenburger Kantstraße. Neumann soll, als er zufällig dort vorbeikam, jugendlichen Störenfrieden, die von der Polizei abgeführt wurden, Mut zugesprochen haben: »Ich bin Neumann, Mitglied des Polizeiausschusses des Abgeordnetenhauses, und werde euch herausholen, denn ich habe gesehen, wie skandalös euch die (von SPD-Mitglied Polizeipräsident Dr. Johannes Stumm geführte) Polizei behandelt hat.« Neumann bestreitet das ebenso wie die sich aus einem auf der Straße gefundenen Zettel ergebende Inszenierung der Störung durch seine Partei. Als Neumann im Polizeiausschuß seine Unschuld beteuerte, meinte der Charlottenburger Bürgermeister und CDU-Abgeordnete Dr. Ottomar Batzel, 53: »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, so würden Sie ganz schön in mich hineinpieken, Herr Neumann.«