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BELGIEN / LUFTWAFFE Für ein Taschengeld

aus DER SPIEGEL 16/1965

Der Nato-Staat Großbritannien nutzte ein wertlos gewordenes Nato-Geheimnis, um den Nato-Partner Belgien zu schröpfen.

Belgiens Luftwaffe war vor sechs Jahren mit 144 Düsenjägern vom Typ »Hunter Mark VI« des britischen Flugzeug-Konzerns »Hawker Siddeley« in London ausgerüstet worden. Die Briten kassierten für jede der im belgischen Haren in Lizenz nachgebauten Maschinen eine Gebühr von 18 Millionen belgischen Franc (1,5 Millionen Mark).

Vier Jahre später, 1963, wurde Belgiens Luftwaffe auf den moderneren amerikanischen »Starfighter« umgerüstet.

Da verlangten die Engländer ihre Hunter zurück. Denn die Belgier hatten dem britischen Werk - um die Nato -Geheimhaltung sicherzustellen - vertraglich ein Rückkaufrecht auf die Hunter-Maschinen zusichern müssen. Der Vertrag sah für diesen Fall den Schrottpreis vor: 4000 Mark pro Düsenjäger.

Die Belgier protestierten bei Hawker Siddeley gegen die Schrott-Klausel: Die belgischen Maschinen waren noch neuwertig und hatten zum Teil weniger als 200 Flugstunden absolviert.

Nach zähen Verhandlungen erklärten sich die Briten bereit, die Hunter »für ein Taschengeld« (so das Brüsseler Verteidigungsministerium) zurückzukaufen. Sie zahlten zwischen 40 000 und 60 000 Mark, je nach Zustand der Maschine.

Kaum in England, wurden die schrottbillig zurückgekauften Jagd-Jets von den Briten an die Nahost-Staaten Kuwait, Saudiarabien, Irak und nach Venezuela weiterverkauft - zum fünf bis zehnfachen Preis.

»Hunter«-Düsenjäger: Schrottpreis reklamiert

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