Es geht nicht mehr so weiter. Deutschland, das größere Deutschland mit seinen 80 Millionen Einwohnern, macht sich vor aller Welt lächerlich. Es bedroht niemanden mehr und wird nicht mehr bedroht, allenfalls von ABC-Waffen, denen es nichts entgegensetzen kann, weil es sie weder kriegt noch will.
Deutschland unterhält eine Verteidigungsarmee, die sich überwiegend aus Wehrpflichtigen rekrutiert. Die Wehrpflicht läßt sich aber durch einen Zivildienst unterlaufen und verliert so ihren Sinn. Warum hält man dann noch an ihr fest?
Als die Militärreformer Scharnhorst, Gneisenau, Clausewitz und Boyen nach der verheerenden Niederlage Preußens gegen Napoleon 1806 bei Jena und Auerstedt auf die allgemeine Wehrpflicht zusteuerten, war das sinnvoll; ebenso das Konzept vom »Bürger in Uniform«, nachdem die Bundesrepublik sich in den fünfziger Jahren zur Wiederbewaffnung durchgerungen hatte.
Schickt man jedoch heute unfreiwillig Dienende zu Kampfeinsätzen etwa nach Jugoslawien, Südafrika oder nach Mittelamerika, hat das mit den ursprünglichen Intentionen einer Armee zur Landesverteidigung nichts mehr zu tun. Sie würden nur Geld kosten und wenig leisten.
Der Ausweg liegt auf der Hand: eine nur aus Freiwilligen bestehende Berufsarmee von, sagen wir, 200 000 bis 360 000 Mann. Der Einwand dagegen ist auch klar: zu teuer.
Nun, das müßte natürlich sorgfältig geprüft werden. Unzufriedene Soldaten, Scheckbuch-Diplomatie, allgemeine Reibungsverluste, das kostet ja auch alles Geld. Kann sein, eine Berufsarmee wäre zu teuer; kann aber auch sein, sie wäre, die Imponderabilien eingerechnet, billiger.
Wer sich freiwillig zum Dienst mit der Waffe verdingt, kann sein Leben verlieren, wer zwangsweise eingezogen wird, auch. Aber fest steht doch, daß ein Feuerwehrmann oder ein Polizist inzwischen größere Risiken eingeht als ein Soldat in einem Kampfeinsatz.
Die Reichswehr der Weimarer Republik - auch eine Berufsarmee - war ein Staat im Staate, nur teilweise der verantwortlichen Reichsregierung unterstellt, ihr nur teilweise gehorsam. Sie fand sich eingeschnürt durch den Versailler Vertrag und wollte instinktiv ja auch den Krieg.
An der Unterordnung der Bundeswehr unter die verfassungsmäßige Regierung würde sich auch bei einer Berufsarmee nicht das geringste ändern. Man würde, da das alles Geld kostet, vermutlich die gleichen, eher aber weniger Streitkräfte haben, bestimmt besser motiviert und daher auch mit mehr Kampfkraft ausgestattet.
Wieso »Kampfkraft«? Nun, weil diese Armee immer nur stückweise eingesetzt würde, und gar nicht, wenn es der Bundesregierung nicht angezeigt erschiene. Ihr Einsatz müßte im Verhältnis zu dem der anderen Großmächte stehen, und die Bundesregierung könnte nicht anders als darauf achten, daß die Deutschen ihre Interessen genauso wahrnehmen dürften wie alle anderen Mitgliedstaaten der Uno auch.
Die Umstellung auf eine Berufsarmee kostet Zeit? Sicherlich. Aber wir werden ja doch in spätestens fünf Jahren als Ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sitzen und wie die bisherigen fünf Mitglieder mit einem Vetorecht ausgestattet sein.
Ob wir uns ein Veto dann leisten können, wird sich erweisen. Die USA haben sich, was das betrifft, noch nie gescheut.
Wer soll dann den deutschen Vertreter im Sicherheitsrat instruieren? *___Der Bundeskanzler; *___die Mehrheit der Mitglieder des Bundeskabinetts; *___der Bundestag mit einfacher Mehrheit; *___der Bundestag mit absoluter Mehrheit ____("Kanzler-Mehrheit"); *___der Bundestag mit der Zweidrittelmehrheit der ____abgegebenen Stimmen; *___der Bundestag mit der Zweidrittelmehrheit der Stimmen ____aller Abgeordneten, wie sie auch bei ____verfassungsändernden Vorhaben nötig ist?
In diesem Sinne ist der Krieg der Hitler-Deutschen mittlerweile wirklich zu Ende. Man muß jetzt rechnen und hinterher reden.
Da sich ohne die SPD nichts machen läßt, muß mit ihr und den anderen im Bundestag vertretenen Parteien darüber gesprochen werden.
Es sei denn, man käme zu dem Schluß, eine unhaltbare Lage sei immer noch besser als gar keine.