Gegen Phantom-Rocker machtlos
(Nr. 15/1977, SPIEGEL-Titel über die Jumbo-Katastrophe von Teneriffa)
Sollte die Auswertung aller Bandaufzeichnungen ergeben, daß die überwiegende Schuld ein Besatzungsmitglied trifft, so wollen Sie bitte noch die Umstände der Dienstleistung eingehend würdigen. Die Pan Am-Crew hatte zum Beispiel den üblichen Streß eines Langstreckenfluges, dazu einen spanischen Anflug und eine sicherlich denkwürdige Ausweichlandung zu bewältigen. Danach mehrere Stunden Wartezeit mit Passagieren an Bord und dem nervtötenden »Keiner weiß, was wird«-Rummel. Was das bedeutet, möglicherweise nebst unzulänglicher Crewverpflegung, kann unter Laien eventuell ein Oft-Flieger erahnen.
Bad Homburg (Hessen) LOTHAR REGENBOGEN
Flugkapitän
Was, fragt sich erschrocken ein objektiver SPIEGEL-Leser, bezweckt der SPIEGEL mit solch tendenziösen Titelbildern? Seit Jahren fliegt der deutsche Urlauber- und Charterflugverkehr Millionen urlaubsuchender Bundesbürger unfallfrei in diverse Ferienländer. Der Ausbildungsstandard und die technische Qualität der deutschen Flugtouristik-Unternehmen kann heute ausnahmslos als vorbildlich bezeichnet werden. Die wirklichen Probleme im Flugverkehr können mit solchen Bildern nicht transparenter gemacht werden.
Walldorf (Hessen) GERD SIEBERT
Flugkapitän
Mangelhafte Koordination und Kommunikation zwischen zivilen und militärischen Fluglotsen und ihren Dienststellen sowie Mängel im technischen Bereich der Flugsicherung sind eine unerträgliche Gefährdung der Luftfahrt.
Frankfurt GERHARD LEIDINGER Reisebüro Bulletin Das Nachrichten-Magazin für die Touristik-Industrie
Wir sollten uns auch mit allzu heftiger Kritik zurückhalten, sonst müßten wir uns zum Beispiel von den Spaniern vorhalten lassen, daß wir gegen gewisse Phantom-Rocker machtlos sind, die nicht nur auf dem runway touch and go üben, sondern Verkehrsmaschinen »gefechtsmäßig« anfliegen.
Achern (Bad.-Württ.) MANFRED FISCHER
Die Tatsache, daß Häfen wie Kerkira auf Korfu und Alghero auf Sardinien immer noch angeflogen werden, obwohl sie kritische Mängel aufweisen, zeigt ganz klar, daß südländische Schlamperei und Rückständigkeit gepaart mit mittel- und nordländischer Nun-wollen-wir-mal-den-Vogel-aufsetzen-Mentalität à la Hans Albers das beste Mittel ist, um einen Abenteurerurlaub zu erleben. Hier ist wirklich noch eine Menge drin! Mein Vorschlag: l4tägiger Flug mit 20 Landungen und Abflügen auf den gefährlichsten Flughäfen der Welt mit einem zu 120 Prozent überlasteten Jumbo ohne Kraftstoffanzeige. Mit der Fliegersprache: Take off! A splendid time is guaranteed for all!
Kassel ANTONIO MARCH-VIDAL