GEGENREFORMATION
Die schleswig-holsteinische CDU-Landesregierung versprach schon vor zehn Jahren den Ausbau der Preetzer Volksoberschule (VOS), sogar vertraglich. Deshalb hatte die Stadt Preetz bisher keine Schulbaupläne. Sie drängte jedoch in all den Jahren auf den Ausbau der VOS, damit der Schichtunterricht beseitigt würde. Nun soll die VOS entgegen den Versprechungen von CDU-Kultusminister Osterloh aufgelöst werden. Das Dilemma ist vollkommen. Jetzt, 15 Jahre nach Kriegsende« kann die Stadt Preetz erst ihre Planungen von Volksschul-Neubauten einleiten! Daß sich die CDU-Kulturpolitiker durch diesen Schildbürgerstreich keine Sympathie in Preetz erwerben konnten, ist auch Kai-Uwe von Hassel aufgegangen, der sich deshalb sogar bei für einen Ministerpräsidenten bedeutungslosen Einweihungsfeiern im kleinen Preetz sehen läßt, um durch Charme am Kaffeetisch gutzumachen, was durch Taten verbockt wurde.
Preetz (Holstein) GERHARD SCHLENK
SPD-Stadtvertreter
Sieben Jahre Gymnasialunterricht sind zu wenig. Die Reformer der höheren Schule sollten ihr Ohr den Klagen der Universität nicht völlig verschließen! Der heutige Abiturient bringt nicht mehr die für die Universität erforderliche Qualifikation mit. Die Förderstufe (fünftes und sechstes Schuljahr) wird niemals der Sexta oder Quinta eines Gymnasiums gleichwertig sein, denn, so der »Rahmenplan":
Die Förderstufe soll die Methoden des anschaulichen Umgangs mit konkreten Sachverhalten beibehalten und dadurch verhindern helfen, daß der kindliche Geist sich zu früh auf Intellektuelle Abstraktionen einengt.
Ist die hier der Förderstufe gestellte Aufgabe nicht gerade eine Aufgabe der
Volksschule? Die Aufgabe der Auslese der intellektuellen Begabung für die weiterführenden Schulen ist doch hinfällig, wenn in der Förderstufe die Methoden der Volksschule weiter praktiziert werden sollen!
Marburg (Lahn) CHRISTIAN HAUFFE
Wann werden die Kultusminister denn nun endlich wissen, wie die Schulreform aussehen soll? Nun haben die Reformer schon drei Pläne ausgeheckt:
- den Rahmenplan des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs - und Bildungswesen,
- den »Mainzer Plan« des rheinlandpfälzischen Kultusministers Dr. Orth und
- den »Bremer Plan« der Lehrergewerkschaft.
Bei jedem Planspiel lamentieren Katholiken, Protestanten, Philologen, Eltern, SPD und CDU darüber, daß ihre pädagogischen Prinzipien nicht genügend berücksichtigt worden sind. Schon entsteht ein neuer Interessenten-Plan. Je mehr die Planerei ins Kraut schießt, desto schwieriger ist es hernach, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Bonn HANS-OTTO STUBBE
Die Herren treiben ihr Gesamtschul -Experiment entschieden zu weit! Die haben im Schuldorf Bergstraße ja auch noch Kindergärten und Berufsschule unter einem Dach! Demnächst werden die Kinder dort wohl gleich gesamtschulpflichtig im Klapperstorch-Nest auf dem Schuldach geboren, und die Eltern holen sie dann nach etwa 18 Jahren einheitsgebildet an der Pforte wieder ab.
Hamburg-Blankenese HANS G. CYSLIK
Welt am Sonntag