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LEOPARDEN Geheimnisvoller Deutscher

aus DER SPIEGEL 18/1964

Prinzgemahl Philip befahl, und Königin Elizabeth gehorchte: Sie ließ Leopardenmuff und Leopardehkragen einmotten. Denn Ehemann Philip ist Präsident der britischen Sektion des Welt-Naturschutzvereins »World Wildlife Fund"*, der für die Erhaltung seltener Tierarten streitet. Und zu ihnen gehören die Leoparden, von denen einer sein Leben für Muff und Kragen von Ehefrau Elizabeth hatte lassen müssen.

Der Mensch, so klagte, der konservative Abgeordnete David James im britischen Unterhaus, habe »als schlimmstes Raubtier der Weltgeschichte« seit Christi Zeiten »rund 100 Säugetier- und 100 Vogelarten: ausgerottet«. Weitere 90 Tier- und Vogelarten sind unmittelbar vom Aussterben bedroht. Allen voran der Leopard, seit sein Pelz zum weiblichen Status-Symbol geworden ist (ein Mantel kostet in der Bundesrepublik 5000 bis 25 000 Mark).

In jeder Mode Saison werden 80 Prozent mehr Leoparden erlegt, als neue geboren werden. Die meisten stammen aus Ostafrika. Die kleinfleckigen, kurzhaarigen Abessinien- und Somali-Leoparden mit bläulichem Schimmer sind am meisten gefragt.

500 ostafrikanische Leoparden sind pro Jahr zum Abschuß freigegeben. Die Wirklichkeit: 50 000 werden jährlich erlegt und außer Landes geschmuggelt.

Die Bundesrepublik ist zwar auf den internationalen Pelzauktionen nach den USA, Großbritannien, Frankreich und Italien erst der fünftgrößte Leoparden-Abnehmer. Dennoch soll ein »geheimnisvoller Deutscher« an der Leoparden-Ausrottung hauptschuldig sein.

Dieser Mann, so berichtet der Londoner »Observer«, sei Chef einer Schmugglerbande und habe »einen primitiven Abessinierstamm zur Leopardenjagd angeheuert«. Er entlohne seine wilden Jäger mit abgezählten Bohnen.

Da der »World Wildlife Fund« den Wilderern nicht direkt das Handwerk legen kann, will er sie indirekt zur Strecke bringen, indem er ihnen den Absatz erschwert: Der mondänen Dame soll durch gute Beispiele die gefleckte Mode verleidet werden.

Nach Königin Elizabeth hat auch die Präsidenten-Witwe Jacqueline Kennedy, der Äthiopiens Kaiser Haile Selassie 1961 einen Raubkatzen-Pelz nach Washington mitbrachte, bereits versprochen, das Geschenk nicht mehr zu tragen.

Von Persiens Kaiserin Farah, die bei ihrem letzten Auftreten in Europa noch Leopardenkappe, Leopardenmantel und Leopardenstiefelchen angelegt hatte, erhoffen die Tierschützer eine ähnliche Entscheidung.

Nur eine Niederlage haben die Leoparden-Retter bisher erlitten. Sie ist allerdings besonders schmerzhaft: Tierschutz-Idol und Löwen-Pflegemutter Joy Adamson, die ihre Einnahmen aus ihren weltweiten Bestsellern »Frei geboren« und »Die Löwin Elsa und ihre Jungen« größtenteils dem »World Wildtlife Fund« spendet, liebt es nach wie vor, sich in Leopardenpelz zu hüllen.

* Die deutsche Sektion ("Verein zur Förderung des World Wildlife Fund e.V.) steht unter Vorsitz, von Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier.

Leopardenpelzträger Pudel

Durch gutes Beispiel...

... den Damen die gefleckte Mode verleiden: Leopardenpelzträgerinnen Jacqueline Kennedy, Königin Elizabeth, Kaiserin Farah

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