China Genossen fürchten Nationalismus
Chinas KP, die immer wieder »patriotische Liebe zum Mutterland« beschwört, gerät durch den so entfesselten Nationalismus selbst unter Druck - Demonstrationen nach dem tragischen Tod eines Hongkonger Aktivisten könnten sich für Pekings Genossen zum ernsthaften Problem ausweiten. David Chan, 45, war am vergangenen Donnerstag bei einer waghalsigen Protestaktion im Ostchinesischen Meer ertrunken. Auf einem ausgemusterten Frachter hatten die von Chan geleiteten pro-chinesischen Demonstranten versucht, das größte der acht unbewohnten Felsenriffe der Diaoyu-Inseln (japanisch: Senkaku) zu entern. Die 190 Kilometer nordöstlich von Taiwan gelegene Inselgruppe wird sowohl von Japan als auch von China und Taiwan beansprucht. Nachdem japanische Rechtsradikale im Juli die Hauptinsel kurzfristig besetzten und dort einen Leuchtturm errichteten, haben sich Chinesen weltweit zu Protestaktionen formiert; in Taiwan und in Hongkong gingen mehrere zehntausend Menschen »gegen den japanischen Imperialismus« auf die Straße. Chans vaterländische »Allianz zur Rettung von Diaoyutai« hatte sogar angekündigt, die Insel gegen die Übermacht der japanischen Küstenwache mit Gewalt zu nehmen. Pekings offizielle Reaktionen wurden hingegen zurückhaltender: Die Genossen befürchten, daß die Proteste in eine unkontrollierte Massenbewegung umschlagen könnten. Prompt wurde daher ein Großaufgebot von Polizeispitzeln in den Pekinger Studentenbezirk Haidian beordert und der Zugang zu Internet-Seiten, die zum landesweiten Protest aufriefen, blockiert. Vor der japanischen Botschaft sind seither Menschenansammlungen verboten.