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Genossen-Schelte aus der Zelle

aus DER SPIEGEL 10/1991

Aus seiner Zelle in Sofia, wo ihm gegenwärtig wegen Amtsmißbrauchs der Prozeß gemacht wird, meldete sich Bulgariens ehemaliger Staats- und KP-Chef Todor Schiwkow mit zum Teil harscher Kritik an seinen einstigen sowjetischen Partnern zu Wort. Schiwkow leitete von 1954 bis Ende 1989 die bulgarische KP und erlebte seit Stalin alle Moskauer Führer. Der Bulgare, der als bislang einziger KP-Oberer des Ostens vor Gericht steht, äußerte sich in einem Interview mit der jugoslawischen Zeitschrift Duga über die Spitzengenossen. Josef Stalin: Habe besten Eindruck gemacht und bei Sitzungen immer in den hinteren Reihen gesessen. Nikita Chruschtschow: Hatte Arteriosklerose und sei immer auf dasselbe Thema zurückgekommen, ohne Prügel könne man nicht regieren. Leonid Breschnew: War eine Null und eine politische Leiche. An die Gipfeltreffen auf der Krim lohne nicht mal die Erinnerung. Jurij Andropow: Klug, kultiviert. Konstantin Tschernenko: Ebenbild von Breschnew. Seiner kranken Füße wegen sei für einen Staatsbesuch eine Gangway zum Flugzeug mit eingebautem Lift konstruiert worden. Er starb vorher. Zu Michail Gorbatschow fand Schiwkow keinen Draht. Gorbatschow habe ihn 1987 kritisiert, weil er Bulgarien in den Kapitalismus führe. »Trotz allem: Meine Hochachtung vor ihm.«

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