Gerhard Stoltenberg,
62, Bundesverteidigungsminister, rutschte sichtbar tiefer in der Gunst des Kanzlers. Jetzt mußte er den angestammten Platz des Hardthöhenchefs zur Linken des Kanzlers am Kabinettstisch für den Post-Kollegen Schwarz-Schilling räumen. Dafür kam er neben Arbeitsminister Blüm zu sitzen, der ebenfalls vom Zentrum der Kabinettsmacht abrücken mußte. Der Abstieg in der Tischgenossenschaft wird dem Verteidigungsminister allerdings versüßt durch die Nachbarschaft von drei Damen: Die Minister-Elevinnen Hannelore Rönsch und Angela Merkel (beide CDU) sowie die altgediente Gerda Hasselfeldt (CSU), die sich das bisherige Ministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit teilen, sind Opfer von Stoltenbergs väterlichem Betreuungstrieb. In der ersten Kabinettssitzung der neuen Regierung stand der Verteidigungsminister nicht nur wie beschützend hinter dem Trio, als es von Kanzleramtsminister Seiters eingewiesen wurde, sondern half gleich mal beim Ordnen der Akten. Bei der nächsten Sitzung am vergangenen Dienstag begehrte Stoltenberg dann schon in der Tür zum Kabinettszimmer onkelhaft Auskunft von der verdatterten Ministerin Hannelore Rönsch: »Na, wie war Ihre erste Woche, läuft schon alles?«