GESTORBEN DOROTHEE SÖLLE
DOROTHEE SÖLLE , 73. Sie war Deutschlands populärste theologische Schriftstellerin, eine radikale Feministin und Pazifistin, die unermüdlich für eine bessere Welt kämpfte. Die gebürtige Kölnerin, die nach einem Theologie- und Germanistikstudium zunächst als Lehrerin gearbeitet hatte, war seit den sechziger Jahren eine der engagiertesten Friedensaktivistinnen. Sölle protestierte gegen den Vietnam-Krieg und den Nato-Doppelbeschluss und beklagte den »Kreislauf der Gewalt, in dem wir gefangen sind«. Der Amtskirche war sie unbequem. »Wirkliche Kirche braucht Visionen, Aufbruch, das Volk Gottes wandert«, so schrieb sie es streitlustig ihren evangelischen Bischöfen ins Stammbuch. Sie blieb zeitlebens eine idealistische Sozialistin, ihre Gegner rügten entnervt »weltanschaulichen Kitsch«. Dorothee Sölle starb am 27. April in einer Göppinger Klinik an einem Herzinfarkt. Wenige Stunden zuvor hatte sie in der Evangelischen Akademie Bad Boll noch eigene Gedichte zum Thema »Gott und das Glück« rezitiert.