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»Gewinne zu deutlich herausgestellt«

Bundesfinanzminister Helmut Schmidt spielt seine öffentlichen Aussagen über angemessene Unternehmer-Gewinne vor den Adressaten seiner Worte wieder herunter. Der Spitzen-Sozialdemokrat wiederholte Ende Juli eine Aufforderung an die Unternehmer, »wenigstens einen Pakt zur Beschränkung der Dividenden, Tantiemen und Vorstandsgehälter zu schließen«. Vier Wochen zuvor jedoch hatte der Brandt-Vize auf einer internen Präsidialsitzung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) noch Verständnis für die aktuellen Gewinne gezeigt. Auszug aus dem vertraulichen BDI-Protokoll:
aus DER SPIEGEL 34/1973

Viel distanzierter als in der Öffentlichkeit ließ sich Schmidt zur Gewinnsituation aus. Er bestätigte die interministeriellen Schätzungen. wonach -- jeweils brutto 1973 -- für Unternehmereinkommen mit einer Steigerung von 12 Prozent und für die Arbeitnehmereinkommen mit einer Zunahme von 13,5 Prozent gerechnet werden könne. Vorwürfe an die Adresse der Wirtschaft wegen einer überproportionalen Gewinnausweitung sind nach Schmidt unbegründet.

Schmidt appellierte an die Wirtschaft, mit Rücksicht auf die kritische öffentliche Stimmung um zurückhaltende Gewinnveröffentlichungen bemüht zu sein. Insbesondere die Chemie- und die Automobil-Industrie haben nach Schmidts Meinung ihre Gewinne zu deutlich herausgestellt.

Seine öffentliche Kritik an hohen Tantiemen und Dividenden wollte Schmidt nicht als Forderung nach einem Stopp verstanden wissen, sondern als Appell, die psychologischen Aspekte der Tantiemen sorgfältiger im Auge zu behalten.

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