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Gibt Moskau die Kurilen zurück?

aus DER SPIEGEL 27/1990

Auch im Fernen Osten räumt die Sowjetunion Positionen des Kalten Krieges und sucht den Ausgleich mit der Wirtschaftsweltmacht Japan. Auf einem Symposium in Tokio gestand Alexej Kirischenko, Mitglied der sowjetischen Akademie der Wissenschaften, erstmals ein, was Japan immer behauptet und die Sowjetunion stets betritten hatte: Stalins Kriegserklärung an Japan vom 8. August 1945 sei illegal gewesen, weil sie das Neutralitätsabkommen zwischen beiden Ländern verletzt habe. Gleichzeitig gaben die Sowjets detaillierte Informationen über das Schicksal der japanischen Kriegsgefangenen. Danach befanden sich 594 000 Japaner in sowjetischer Hand, von denen 62 068 starben, darunter 32 Generäle und 612 andere Offiziere. In Sibirien gibt es 27 japanische Kriegerfriedhöfe mit den Gräbern von 15 147 namentlich bekannten Soldaten. Weitere Details wollen die Sowjets in den nächsten Monaten liefern. In Tokio wird nicht mehr ausgeschlossen, daß Moskau auch das letzte große Hindernis auf dem Weg zu guten Beziehungen mit Japan aus dem Wege räumt und die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges annektierten vier südlichen Kurilen-Inseln an Nippon zurückgibt. Wenn Sowjetpräsident Michail Gorbatschow Anfang nächsten Jahres zum erstenmal das Inselreich besucht, könnte ein historisches Gegengeschäft besiegelt werden: Im Austausch für die Inseln verpflichtet sich Japan zu großzügiger Wirtschaftshilfe an die darbende Sowjetunion.

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