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»Greenfreeze in Peking«

aus DER SPIEGEL 34/1995

Der Deutsche Bode, 48, wurde vergangene Woche aus China ausgewiesen, weil er auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens gegen Atomtests demonstriert hatte. Er wird ab September als Geschäftsführer Greenpeace leiten.

SPIEGEL: Peking hat jetzt trotz Ihres Protestes eine Atombombe gezündet. War alles umsonst?

Bode: Das ist eine ungeheuerliche Provokation. Darauf wollten wir aufmerksam machen, nachdem Aufklärungsfotos vom Testgebiet Lop Nor ausgewertet worden waren. China ist bislang von uns sträflich vernachlässigt worden. Aber in der wirtschaftlich boomenden Volksrepublik warten noch andere große Aufgaben.

SPIEGEL: Welche?

Bode: Die Einführung von sparsamen Automodellen oder FCKWfreien Kühlschränken etwa vom Typ »Greenfreeze«, die Sanierung der verseuchten Flüsse oder die Luftreinhaltung sind wichtig. Großes Interesse findet bei der chinesischen Bevölkerung aber auch gesunde Nahrung, insbesondere unbelastete Babykost. Von unserem neuen Büro in Hongkong aus _(* Mit Greenpeacelern Harald Zindler ) _(und Heinz Laing vergangene Woche in ) _(Hamburg. )

wollen wir dazu Kampagnen starten.

SPIEGEL: Die chinesische Bevölkerung wird davon aber nicht viel mitbekommen.

Bode: Da gibt es vor allem im Süden schon eine Menge TV-Satellitenschüsseln auf den Dächern. Zudem haben wir Kontakte zu deutsch-chinesischen Unternehmen, die Umwelttechnik anbieten wollen. Für High-Tech im Öko-Bereich sind die asiatischen Partner sehr aufgeschlossen.

SPIEGEL: Aber auch für den zügigen Ausbau der Atomkraftwerke.

Bode: Sicher, deshalb müssen wir in Europa mit gutem Beispiel vorangehen und aus dieser Dinosauriertechnik aussteigen. In China liegt eine Riesenchance für den Export von profitabler Umwelttechnologie. Wir hatten bei Greenpeace in Hamburg schon ganz interessierte chinesische Wirtschaftsdelegationen zu Besuch, einschließlich Hafenrundfahrt.

SPIEGEL: Und woher kennen Sie China?

Bode: Ich habe 1982 drei Monate als Berater für die Weltbank in Peking gearbeitet. Wir haben damals zwei Kohlekraftwerke allerdings ohne Filteranlagen finanziert. Damals gab es dreimal die Woche Peking-Oper und einmal Peking-Ente. Dafür blieb diesmal keine Zeit.

* Mit Greenpeacelern Harald Zindler und Heinz Laing vergangene Wochein Hamburg.

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