Grenze überschritten
(Nr. 53/1976, SPIEGEL-Titel »Fall Oetker! Entführung, das neue Verbrechen«; Nr. 4/1976, Briefe)
Wollen Sie, Herr Dr. Sutermeister*, unser Grundgesetz abschaffen, um Foltermethoden des finsteren Mittelalters wieder aufzugreifen. die zuletzt auf deutschem Boden unter dem Nazi-Regime praktiziert wurden?
Berlin GÜNTER BLUME
An die primitive »Rübe-ab-Argumentation~' hat man sich mittlerweile ja schon fast gewöhnt. Liest man dann aber noch das Dr. med. vor dem Namen, so ist man erst recht unangenehm verblüfft. Ist dieser Arzt etwa auch bereit, seine medizinischen Kenntnisse für die Folter zur Verfügung zu stellen?
Nottuln (Nrdrh.-Westf.) MICHAEL DOHMEN
Mögen wir vor solchen Regierungen verschont bleiben, in denen ein Arzt wie Herr Sutermeister, durch
* Dr. med. Hans Martin Sutermeister aus Basel schrieb: Abfangen der Entführer bei der Geldübergabe und durch energische Folterung Versteck und Mitwisser ausfindig machen ...
einen Eid zum Dienst am Menschen verpflichtet, Folterpraktiken dadurch Vorschub leistet, daß er sie deckt und verschleiern hilft oder, noch schlimmer, seine Kenntnisse etwa dahingehend pervertiert, daß er sie der Erforschung wirkungsvollerer und subtilerer Foltermethoden zur Verfügung stellt.
Stuttgart MARTIN HAMPF
Sieht dieser Dr. med. bereits ein neues Betätigungsfeld?
Bergisch Gladbach RONALD KLEMPTNER
Neuer Titelvorschlag: Dr. med tort.
Amsterdam DAN KELLY
Dr. med. Hans Martin Sutermeister, ein Bruder des Komponisten Heinrich Sutermeister, praktizierte hier in Bern als Arzt, als er, der politisch völlig Unbeschlagene, im Jahre 1968 vom Landesring der Unabhängigen Kampfkandidaten gegen den amtierenden Schuldirektor der Landeshauptstadt gekürt wurde. Seine Amtsführung war von Anfang an durch allerlei Merkwürdigkeiten geprägt. die Zweifel nicht nur an seiner Eignung, sondern auch an seiner Verfassung entstehen ließen. Nach Ablauf der ersten, vierjährigen Amtszeit wurde er unter lautem, öffentlichem Beklagen seines eigenen Schicksals nicht wiedergewählt. Seither praktiziert er wieder in Basel und macht allenfalls noch durch Leserbriefe von sich reden, deren Inhalt keinesfalls darauf schließen lassen, daß seine Denkweise sich erholt oder an Relevanz gewonnen hätte.
Bern PETER KOHLER