Bundespräsident Richard von Weizsäcker gerät wegen seiner beruflichen Vergangenheit als Manager der Chemie-Firma Boehringer ins Zwielicht. Deren Hamburger Werk wurde vergangenen Monat geschlossen, weil dort dioxinhaltige Abfälle entdeckt worden waren. Per Anfrage fordern die Grünen in dieser Woche von der Bundesregierung Aufklärung über die »Beteiligung deutscher Firmen und des amtierenden Bundespräsidenten an der Herstellung von Agent Orange für die USA während des Vietnamkrieges«. Weizsäcker wirkte zu Zeiten des Vietnamkrieges als persönlich haftender Gesellschafter in der Boehringer-Geschäftsleitung. Damals, so die Grünen unter Hinweis auf eine SPIEGEL-Veröffentlichung über das Supergift Dioxin, habe die US-Army direkt oder indirekt Grundstoffe für die Agent Orange-Herstellung von Boehringer bezogen, Weizsäcker habe »von Millionengeschäften seines Unternehmens wissen müssen«. Die Bundesregierung soll nun erklären, ob die damalige Regierung die »dubiosen Geschäfte« (so Fraktionssprecherin Antje Vollmer) mit dioxinhaltigen Entlaubungsgiften, die in Vietnam Krebs und Mißbildungen bei Neugeborenen ausgelöst haben, gebilligt hat und wie sich dies mit dem Umstand vereinbart, daß die Bundesrepublik in den Verträgen von Genf und Brüssel auf die Herstellung und Anwendung von chemischen Waffen verzichtet hat.
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