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GÜNTER FRIEDRICHS

aus DER SPIEGEL 14/1964

GÜNTER FRIEDRICHS

leitet seit sieben Jahren die Abteilung »Automation und Kernenergie« beim Vorstand der Industrie gewerkschaft Metall in Frankfurt, die alle Entwicklungen auf dem Gebiet der Automation systematisch verfolgt.

Friedrichs, Jahrgang 1928, zog im vergangenen Jahr in Frankfurt die erste internationale Automationstagung auf, bei der internationale Fachleute über den technischen Fortschritt in den USA und Westdeutschland referierten.

Die Ergebnisse der dreitägigen Vortragsveranstaltung waren alles andere als günstig. Sowohl in den Fertigungsbereichen wie in den Büros droht den Beschäftigten Gefahr von den Automaten, teils durch Verlust des Arbeitsplatzes, teils durch soziale Degradierung.

Mit zunehmender Technisierung verliert das Berufskönnen an Wert; in gleichem Ausmaß wächst das Desinteresse der Beschäftigten an ihrer Arbeit. Die Berufsideologie zerbröselt, und die hierarchische Betriebsstruktur wird zerstört.

Der Beamtensohn aus Erfurt rückte 1944 von der Oberschulbank auf den Kanonier-Sessel einer Vierlings -Flak, die das Stickstoffwerk Leuna in Sachsen gegen alliierte Bomber verteidigte. Nach Entlassung aus der Gefangenschaft machte er eine Lehre im Kasseler Lebensmittel -Filialgeschäft »Rheika« durch und bestand anschließend die Zulassungsprüfung für das wirtschaftswissenschaftliche Studium, das er 1952 an der Universität Frankfurt abschloß. Danach studierte Friedrichs ein Jahr lang an der Universität von Minnesota und promovierte 1957 in Frankfurt mit einer Arbeit über »Verkaufswerbung, ihre Technik, Psychologie und Ökonomie« zum Dr. rer. Pol. Schon seit 1954 war er als Halbtagskraft bei der IG Metall beschäftigt, ehe er 1956 Angestellter der Gewerkschaft und ein Jahr später auf Betreiben Otto Brenners Leiter der Automations-Abteilung wurde.

Mit Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich oder verlängertem Urlaub, mit Übergangshilfen für freigesetzte Arbeiter und Mitsprache der Gewerkschaften bei Automationsprojekten der Betriebe will die IG Metall den sozialen Gefahren des technischen Fortschritts rechtzeitig begegnen. Überdies soll eine aktive Lohnpolitik dafür sorgen, daß die bei der Automation anfallenden Produktivitätsgewinne der Industrie auch den Beschäftigten zugute kommen.

In Zukunft wollen sich die Gewerkschaften noch intensiver mit den Problemen des technischen Fortschritts befassen: Aus Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk sollen, so schlug der DGB-Chef Ludwig Rosenberg dieser Tage vor, die wirtschaftlichen, soziologischen und arbeitsphysiologischen Folgen der Automation in Westdeutschland gründlich untersucht werden.

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