PERSONALIEN Günter Guillaume
Günter Guillaume, 56, DDR-Spion, der 1974 als Referent des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt aufflog, wegen besonders schweren Landesverrats zu dreizehn Jahren Gefängnis verurteilt und nach knapp siebeneinhalb Jahren Haft 1981 im Austausch gegen andere Häftlinge in die DDR entlassen wurde, führt dort das Leben eines Privilegierten. Der DDR-Korrespondent der »Süddeutschen Zeitung«, Helmut Lölhöffel, Duz-Freund Guillaumes aus gemeinsamen Bonner Tagen, entdeckte den Ex-Agenten zufällig bei einem Badeausflug in die Umgebung Ost-Berlins. Dort, am Bötzsee, sah Schwimmer Lölhöffel »plötzlich, vielleicht 30 Meter entfernt, auf einem Anlegesteg den rundlichen Mann, den ich irgendwann mal treffen wollte, in Sandalen, grüner Turnhose und grünem Sporthemd. Es ist Günter Guillaume«. Der bewohnt am idyllischen Seeufer in Eggersdorf (Altlandsberger Chaussee 91) eine zweistöckige Villa (Photo) mit einer bemerkenswert hohen Fernsehantenne. Guillaume wohnt nicht allein: Bei ihm ist nicht Ehefrau Christel, die als seine Komplizin 1974 ebenfalls verhaftet, später zu acht Jahren Gefängnis verurteilt und gleichfalls im vorletzten Jahr in die DDR entlassen wurde, sondern eine junge Frau, Guillaumes »neue Freundin«, wie Lölhöffel von Einheimischen erfährt. Mit der lebt er am Bötzsee sehr zurückgezogen, besucht hin und wieder Funktionärs-Partys. Urteil der Guillaume-Nachbarn über das Leben des Spions, der nach mehr als 25jähriger »Dienstreise« nun wieder zu Hause ist: »Der lebt doch hier wie im Westen.«