PERSONALIEN Gustav Heinemann, Konrad Adenauer, Jilian Jessup, Franco Maria Malfatti, Joseph Kardinal Höffner, Hermann Diehl, Eberhard Schlitz, Roland Peterski
Gustav Heinemann, 71, Präsident, sondierte in der Berlin-Frage. Bei einer gemeinsamen Autofahrt mit dem sowjetischen Bonn-Botschafter Semjon Zarapkin versuchte der Deutsche dem Russen Moskaus Drei-Staaten-Theorie auszureden. Heinemanns Argument gegen die Kreml-Forderung, nach der die Bundesrepublik und West-Berlin im Ausland separate Botschaften zu installieren hätten: »Der Bund müßte ja doch beide bezahlen.«
Konrad Adenauer, 25, Gerichtsreferendar, sorgte sich um das Image seines Ahnen. Nachdem die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« ("FAZ") in einem Beitrag über den »Sport und seine Bedeutung für die deutschen Bundeskanzler« den Adenauer-Nachfolger (und Fußball-Fan) Ludwig Erhard ausdrücklich als »sehr sportfreundlich« gelobt hatte, belehrte der Adenauer-Enkel das Blatt in einem Leserbrief, »daß die Beziehungen des ersten deutschen Bundeskanzlers ... zum Sport sich nicht auf einige Redepassagen beschränkten«. Der Referendar erinnert an die sportlichen Aktivitäten des Altvorderen -- »Tennis in der Jugend, Wandern im »Mittelalter und Boccia im »hohen Alter'« -, den Bau des Kölner Stadions während der Oberbürgermeister-Zeit Adenauers und den »zum geflügelten Wort gewordenen Ausspruch« seines Großvaters: »Der Sport ist der Arzt am Krankenbett des deutschen Volkes.«
Jilian Jessup, 20 (l.), 91 -- 61 -- 91, und Pearl Jansen, 20 (r.), 91 -- 61 -- 91 sollen gemeinsam Südafrikas Schönheit bei der Wahl der Miß World verkörpern. Die weiße Ex-Studentin aus Fort Elizabeth und die schwarze Maschinistin aus Kapstadt hatten sich trotz Rassensehranken bereits vor Abflug zum Austragungsort London kennengelernt. Jillian Jessup: »Ich mag Pearl sehr, sie ist ein schönes Mädchen.« Pearl Jansen: »Dies ist einer der glücklichsten Augenblicke für mich.« Auch nach Ankunft in der britischen Hauptstadt blieben die Titel-Anwärterinnen einander nah. Sie ließen sich gemeinsam photographieren, sie lehnten es gemeinsam ab, ihre Ansichten zum Thema Apartheid mitzuteilen. Beim Schönheitswettbewerb am Freitag dieser Woche in der Royal Albert Hall aber müssen die beiden getrennt marschieren: Jillian als Miß Südafrika, Pearl als Mill Afrika-Süd Hermann Mehl, 45, bayrischer NPD-Landtagskandidat in Lindau, wirbt um Wähler in umstrittenem Gewand. Der ehemalige Dominikanerpater, der seinen Orden verlassen und sich bis zum Juli dieses Jahres als Hilfskaplan bei den amerikanischen Streitkräften in Bad Aibling um GI-Seelen gesorgt hatte, gilt -- so das Erzbischöfliche Ordinariat München -- »kirchenrechtlich als exkommuniziert«. Dennoch erscheint der Ordens-Abtrünnige, den die Thadden-Partei auf Wahlplakaten als »katholischen Geistlichen« präsentiert, bei Kundgebungen der Nationaldemokraten weiterhin in Priesterkleidung. Der Exkommunizierte über seine NPD-Auftritte: »Ich mache da nur das, was meine Kollegen von der Kanzel herab für die CSU tun.«
Franco Maria Malfatti, 43, Präsident der Brüsseler Europa-Kommission, ließ Abwesenheit ahnden. Der Italiener war an einem Freitagnachmittag im Anschluß an seinen Antrittsbesuch bei Bundeskanzler Brandt vom Palais Schaumburg zum Verbindungsbüro der Europäischen Gemeinschaften in die Bonner Zitelmannstraße gefahren, hatte dort aber -- eingelassen von der Hausmeisterin -- nur noch einige wenige Beamte angetroffen. Auch Büro-Chef Joachim Willmann, seit 1967 Leiter der Dienststelle, war bereits ins Wochenende gefahren. Folge: Willmann wurde Anfang dieses Monats nach Brüssel versetzt -- als Berater bei der Generaldirektion Presse und Information. Ein Beamter seines Bonner Büros: »Gerüchte, daß Malfatti nur von Putzfrauen empfangen worden sei, stimmen nicht. Aber das alles hat etwas Arger gemacht.«
Joseph Kardinal Höffner, 63, Erzbischof von Köln, entwickelte sich in vier Tagen zum Sex-Sachkenner. Als die Fernseh-Postille »TV Hören und Sehen« ihn befragen wollte, ob man »Sexualität und Erotik auf dem Bildschirm« zeigen solle, beschied der persönliche Referent des Erzbischofs, Kaplan Feldhoff: »Der Kardinal ist Professor, und Professoren sind nicht in der Lage, auf derartige Fragen kurz und knapp zu antworten. Sie müssen sich erst mehrere Tage mit einem Thema auseinandersetzen und sich die entsprechenden Bücher dazu beschaffen.« Vier Tage später -- Allerheiligen -- wußte der Gottesmann einiges zum Thema zu sagen. Höffner im Kölner Dom: Die Pornographie »führt nicht zur Befreiung des Menschen, sondern zu seiner Erniedrigung, zum Ausverkauf der Menschenwürde«.
Hermann Diehl, 42, Lehrer und SPD-Stadtverordneten-Vorsteher im (nordhessischen) Rheuma-Heilbad Sooden-Allendorf, machte seiner eigenen Partei Wähler abspenstig. Der Genosse, taut Orts-CDU ein »prominentes Glied in unserer Stadt«, klärte in etwa 600 persönlichen Schreiben seine Anhänger drei Tage vor der Hessen-Wahl über die »brutale Wahrheit dieses Wahlkampfes« auf und bat sie -- »weil es um unsere Demokratie geht« -, wie er selbst für die durch »zynisches Machtstreben der CDU« bedrängte FDP zu stimmen. Die Folge: Stimmverluste bei der SPD, Zuwachs bei den Freidemokraten. Bedankte sich FDP-Ortsvereins-Vorsitzender Hilmar Zumwinkel: »Studienrat Diehl ist ein erstklassiger Mann.«
Eberhard Schlitz, 59, Programmdirektor des Senders Freies Berlin (SFB) hat um Pietät statt Popmusik. In einer Mitteilung an die »lieben Kollegen« riet der SFB-Obere, »auf Hörer Rücksicht (zu) nehmen, die schon grundsätzlich gegen die Verwendung klassischer Themen in anderen Musikbereichen eingestellt sind, aber im Beethoven-Jahr besonders empfindlich reagieren«. Anlaß des Umlaufs: der »Sang of Joy« des Spaniers Miguel Rios. Das Lied sei Beethovens »Freude schöner Götterfunken« so sehr nachempfunden, daß beim Berliner Sender angefragt werde, »weshalb ausgerechnet im Beethoven-Jahr Geschäft, Geschmack und Respekt so weit auseinanderklaffen«. Der Programmdirektor versicherte, er wolle kein Verbot aussprechen, empfehle aber, »auf -- die Ausstrahlung ... dieses Hits zu verzichten, und zwar ... bis zum 20. Dezember, dem Sonntag, der auf den 200. Geburtstag von Ludwig van Beethoven folgt«.
Roland Peterski, 50, Wiener Modephotograph, malte, was er nicht knipsen konnte: Englands Queen Elizabeth II. nackt auf dem Diwan. Das Öl-Gemälde (Format: 100 X 85 Zentimeter), für das der Künstler seine »Bekannte« Siu-Tan, 17, als Modell hatte posieren lassen, obwohl »man ja die Anatomie aus der bekleideten Erscheinung der Königin ablesen kann«, sollte am Mittwoch vergangener Woche bei einer Kunstausstellung in der österreichischen Hauptstadt gezeigt werden. Der von Pleterski gemeinsam mit Wiener Werbeagenten ausgeheckte Plan, den englischen Botschafter Peter Wilkinson zur Bild-Betrachtung einzuladen, schlug allerdings fehl: Bei der Briten-Botschaft hatte man vorher vom königlichen Akt erfahren und so ein Sprecher -- lediglich »unser Außenministerium auf das Bild aufmerksam gemacht«, ansonsten jedoch nichts unternommen, was dem Künstler zu Publicity verhelfen konnte. Pleterski über sein Werk (Preis: 11 200 Mark): »Ich male nur Menschen, die mir sympathisch sind. Dieser Akt ist also ein Akt der Sympathie.«