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Briefe

GUTE SITTEN
aus DER SPIEGEL 23/1956

GUTE SITTEN

Die Erschütterung der SPIEGEL-Leserin Dr. Hannelis Schulte aus Ziegelhausen über das »erregende Bild des wie ein Pestkranker gemiedenen Botschafters Sorin« ist ein guter Beweis für die Richtigkeit der bolschewistischen These »Religion ist Opium für das Volk«. Dr. Hannelis Schulte war vermutlich nie in sowjetrussischer Gefangenschaft, noch hat sie als Christin in Rußland gelebt. Ich als Spätheimkehrer sehe in der Tatsache, daß Herr Sorin dieser gebildeten Dame leid tut, ein weiteres Beispiel für die stets überlegene Taktik der Bolschewisten, die westliche Welt aufs Kreuz zu legen. Ob sie die Christen umbringen oder einsperren, ob sie die Menschen ihres Machtbereichs auf das tiefste demütigen und entsetzlich peinigen - einen echten Christen kann alles nicht beirren. Im Gegenteil. Auch der infolge allzu aufdringlicher und unerwünschter »Kontaktsuche« zu guter Letzt vereinsamt zwischen den Stühlen sitzende »Vertreter einer Weltanschauung, die wir ablehnen und einer Macht, die wir fürchten«

- so Dr. Hannelis Schulte -, kann sicher

sein, unter den Christen (die er verachtet) weltfremde Träumer zu finden, die voller Erbarmen für ihn sind.

Kevelaer JOHANNES BÜTTNER

Zu dem Brief von Dr. Hannelis Schulte kann ich nur sagen: »Bravo!« Am Beispiel des Botschafters Sorin zeigt sich so richtig die Paradoxie der westdeutschen Politik: diplomatische Vertretung - ja; Kontakt - nein. Die Regierung der Deutschen Demokratischen- Republik soll nicht anerkannt Werden, weil sie nicht aus freien Wahlen hervorgegangen ist. Da frage ich mich nur: Ist denn die Regierung der Sowjet-Union aus freien Wahlen hervorgegangen und die Jugoslawiens?

Würselen GÜNTER QUAST

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