György Aczel
ist als ungarischer Vizepremier und Mitglied des 13köpfigen Politbüros der »Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei« (USAP) einer der Initiatoren des Reformprogramms, mit dem die Partei die Vertrauenskrise nach dem blutigen Volksaufstand von 1956 mit beachtlichem Erfolg überwunden hat.
Aczel, 63, trat als 18jähriger Bauarbeiter in die unter dem Horthy-Regime verbotene KP ein und kämpfte bis Kriegsende im politischen Untergrund. Nach der Befreiung Ungarns vom Faschismus wurde er Bezirks-Parteisekretär (im nordungarischen Zemtlen und im Kohlenrevier Baranya) und Abgeordneter im Parlament.
1949 ließ ihn der stalinistische Parteichef Rakosi verhaften. Nach über fünf Jahren Kerker, die Aczel zum größten Teil in einer Einzelzelle verbringen mußte, wurde er rehabilitiert und übernahm die Leitung eines staatlichen Bauunternehmens.
Nach 1956 stieg Aczel als ZK-Mitglied und Vizeminister für Kultur und Bildung in die politische Führungsspitze um Parteichef Janos Kadar auf. Im Jahr 1970 übernahm er das einflußreiche Amt des ZK-Sekretärs für Fragen der Kunst und Wissenschaft und war maßgebend für das bis heute anhaltende liberale Kulturklima in Ungarn verantwortlich: So dürfen auch Schriften von Systemkritikern, wie die der Philosophin Agnes Heller, erscheinen.
Im Gegensatz zu Polen gelang es der Partei in Ungarn, die Bevölkerung mit den kleinen Freiheiten ihres vorsichtigen Reformkurses zu überzeugen: Dezentralisierung zugunsten der Eigenverantwortlichkeit der Betriebe, verbessertes Warenangebot, Unterstützung privater Initiative im Dienstleistungsbereich, Beschränkung der Pressezensur und die nahezu ungehinderte Möglichkeit für jeden Ungarn, auch ins westliche Ausland zu reisen.