Hausmitteilung: Hassan-Gespräch

Datum: 2. Februar 1981 Betr.: Hassan-Gespräch

»Nehmen Sie bitte die Krawatte ab, ich möchte nicht, dass ein Araber eleganter aussieht als ich«, gebot Hassan II., König von Marokko, dem SPIEGEL-Mitarbeiter Adel S. Elias. Der libanesische Staatsbürger Elias tat's, die Hierarchie war gewahrt, denn den krawattenlosen König schmückte ein goldenes Krönchen am Revers seines Blazers.

Fünf Tage hatten Elias und Heinz P. Lohfeldt, stellvertretender Chef des Auslandsressorts, auf den Termin für ein zugesagtes SPIEGEL-Gespräch mit Hassan gewartet - keine unübliche Frist beim »Nachfolger des Propheten«. Auch Elisabeth II. musste bei ihrem letzten Staatsbesuch in Marokko Stunden im heissen Wüstenzelt harren, bis der »Emir aller Gläubigen« endlich Zeit für sie hatte.

Erst als Lohfeldt und Elias ihren Rückflug ankündigten, rief Marokkos Bonn-Botschafter den Bonner Marokko-Botschafter an, der seinen Pressereferenten mobilisierte: »Die beiden vom SPIEGEL dürfen nicht abreisen.« Am nächsten Tag empfing sie der König in einem mit Teppichen und frischen Blumen dekorierten Zelt auf dem Platz des »Royal Golf de Marrakech«.

»Als Staatschef muss man einfach Golf spielen können«, erklärte Hassan die für ein SPIEGEL-Gespräch ungewöhnliche Lokalität; auch einen Hinweis auf seine Siege als Reiter bei drei grossen Springturnieren unterliess er nicht.

Das Gespräch auf dem Golfplatz ("Ich war niemals Pate von Camp David«, Seite 122) benutzte Hassan zu einem Aufruf an die Untergrundkämpfer der Polisario: »Es sei hier feierlich und offiziell wiederholt, dass der König von Marokko, der Emir der Gläubigen, der Nachfolger des Propheten, ihnen Verzeihung garantiert und alles Geschehene vergessen wird.«