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Mehr als vier Jahrzehnte lang hat der SPIEGEL den Lebensweg Richard von Weizsäckers begleitet. Mit Respekt etwa, als der Bundespräsident 1985 eine historische Rede zum Jahrestag des Kriegsendes hielt, und wohlwollend, als er 1987 nach Moskau reiste. Dort mühte sich der Christdemokrat um Schadensbegrenzung, nachdem Kanzler Helmut Kohl den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow mit dem Nazi Joseph Goebbels verglichen hatte. Kritisch analysierte der SPIEGEL die Rolle, die Weizsäcker in den sechziger Jahren im Chemiekonzern C.H. Boehringer Sohn spielte. Das Unternehmen hatte Know-how für das verheerende Gift Agent Orange geliefert, das im Vietnam-Krieg eingesetzt wurde. SPIEGEL-Gespräche mit dem liberalen Konservativen, der am 15. April 90 Jahre alt wird, waren stets Zeugnisse unorthodoxen Denkens, wie es in politischen Eliten kaum verbreitet ist. SPIEGEL-Autor Klaus Wiegrefe, 44, zeichnet das Leben des Altbundespräsidenten nach und beleuchtet die Geschichte der Familie Weizsäcker. Sie verkörpere, so Wiegrefe, »seit 150 Jahren wie keine andere die guten wie die problematischen Seiten des deutschen Bildungsbürgertums« (Seite 64).
Den Schriftsteller Bodo Kirchhoff, 61, traf SPIEGEL-Redakteur Volker Hage, 60, erstmals, als der Dichter 1979 in einem privaten Kreis aus dem Debüt »Ohne Eifer, ohne Zorn« las. 2001 veröffentlichte Kirchhoff seinen Roman »Parlando«, und er vertraute Hage an, dass eine kurze Missbrauchsszene in einem Internat am Bodensee einen autobiografischen Hintergrund habe. Für den SPIEGEL hat der Schriftsteller nun aufgeschrieben, was er als Schüler erlebte und durchlitt. Es ist, so Hage, »der schonungslose Bericht über die Ohnmacht und Sprachlosigkeit eines Zwölfjährigen, verfasst von einem wortmächtigen Autor, der im Zorn zurückblickt« (Seite 150).
Erdöl gibt es noch immer im Überfluss - aber das Wasser wird knapp in Saudi-Arabien. In 30 Jahren schon, fanden deutsche Forscher um den Geologen Randolf Rausch, 59, heraus, könnten die Vorräte nahe der Hauptstadt Riad erschöpft sein. SPIEGEL-Redakteurin Samiha Shafy, 30, begleitete das Team und erlebte in dem erzkonservativen muslimischen Land, in das ausländische Frauen nur mit einer Sondergenehmigung einreisen dürfen, zaghafte Anzeichen des Wandels. »Zwar schreiben die Gesetze immer noch eine strikte Geschlechtertrennung vor, doch im Alltag werden die Schranken allmählich gelockert«, sagt Shafy. Als sie mit den Wissenschaftlern einen Kamelmarkt besuchte, wurde sie, immerhin, mit den Männern in ein Zelt eingeladen. Eigens für die Gäste aus Deutschland molken ein paar Händler dann ein Kamel und servierten die schaumige, noch warme Milch mit Datteln und arabischem Kaffee (Seite 114).