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Hausmitteilung HAUSMITTEILUNG Nazi-Gold

aus DER SPIEGEL 12/1997

Mit sich selbst standen die Schweizer immer im reinen: So gut wie sie war sonst kein Volk auf Erden. Doch inzwischen ist die Selbstgefälligkeit, mit der sich das Alpenland der verdorbenen Welt präsentiert, stark erschüttert - seit herauskam, wie eng einst die Geschäfte mit dem NS-Regime waren. Es geht um Nazi-Raubgold und die Vermögen von Holocaust-Opfern, aber auch um die Behandlung jüdischer Flüchtlinge oder die Lieferung von KZ-Baracken. Wie sehr sich das Bild nun gewandelt hat, erfuhr SPIEGEL-Autor Siegfried Kogelfranz in Washington bei einem Besuch des US-Senators Alfonse D'Amato, der sich besonders hartnäckig um die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels bemüht (Seite 162). Auf dem Computer-Bildschirm des D'Amato-Bürochefs Gregg Rickman flimmerte der Schirmschoner-Text: »Bye, bye, Iran, Libya, Switzerland« - die Biedermänner im Verein mit Staatsterroristen. »Die Schweizer Banken«, so der deutschstämmige Washingtoner Anwalt Michael Hausfeld zu Kogelfranz, »sollen keinen Cent behalten, der ihnen nicht gehört.« Schwer vorstellbar, daß es so ausgeht: Bis vor kurzem noch reagierten die derart Attackierten mit schroffer Arroganz. Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg erläutert im SPIEGEL-Gespräch (Seite 179) diesen Reflex: »Wer gewohnt war, die Geschichte als eine Art kaltes Buffet zu betrachten, von dem man holt, was einem schmeckt, der schluckt das nicht.«

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