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AUSLÄNDER Heikle Post aus Russland

aus DER SPIEGEL 17/2005

Der Fall der Tschetschenin Asja D., die als anerkannter Flüchtling in Deutschland lebt und in ihrer Heimat vier Militärs erschossen hat, könnte zu einer Belastung für die deutsch-russischen Beziehungen werden. Gut zweieinhalb Jahre nachdem Kanzler Gerhard Schröder am Rande eines Treffens mit Russlands Präsident Wladimir Putin eine Prüfung der Angelegenheit zugesagt hatte, ist die Frau am Freitag festgenommen worden. Zwar setzte das Karlsruher Oberlandesgericht (OLG) den Haftbefehl außer Vollzug, Asja D. muss sich nun aber wöchentlich bei der Polizei melden. Auslöser ist ein Auslieferungsersuchen der Russen, das diese erst im März offiziell gestellt haben. Asja D. hatte auf dem Höhepunkt des Geiseldramas im Moskauer »Nord-Ost«-Theater im Oktober 2002 in einem Interview mit dem Sender N-tv geschildert, dass sie 1995 im Tschetschenien-Krieg drei russische Soldaten und einen tschetschenischen Milizionär erschossen habe (SPIEGEL 50/2002). Ein anschließendes Ermittlungsverfahren hatte die Staatsanwaltschaft Karlsruhe aber nicht weiter verfolgt, weil die Frau ihre Darstellung, die sich auch in einem Buch über ihr Leben wiederfindet, inzwischen nochmals konkretisiert hat. Demnach will sie ausschließlich aus Notwehr geschossen haben. Sollte das OLG Karlsruhe entscheiden, dass die Auslieferung rechtens ist, hat die Bundesregierung in der heiklen Angelegenheit das letzte Wort. Das OLG stellte am Freitag bei der Haftprüfung schon fest, es könne eine Reihe von Auslieferungshindernissen geben.

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