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Artikel 87 / 96

Briefe

»Heilige Verpflichtung«
aus DER SPIEGEL 6/1991

»Heilige Verpflichtung«

(Nr. 4/1991, Friedensbewegung: Schüler gehen auf die Straße; Nr. 5/1991, SPIEGEL-Titel: Die neue deutsche Friedensbewegung)

Die Demonstrationen für den Weltfrieden dürfen in Deutschland, dem Land, das den Zweiten Weltkrieg angezettelt hat und am Boden war wie kein anderes, nicht aufhören! Es muß uns eine »heilige Verpflichtung« sein, immer und immer wieder an den Weltfrieden zu appellieren. *UNTERSCHRIFT: Heidelberg KARIN WENKE

Demonstration ist vor allem auch ein Vorrecht der Jugend, gegen den Krieg erst recht. Nur - wo waren die alle, die jetzt gegen die USA angehen, am 2. August? Wo zu der Zeit, als Saddam Hussein Tausende von Kurden mit Gas massakrierte? *UNTERSCHRIFT: Neusäß-Steppach (Bayern) DR. RUDOLF B. HOLZAPFEL

Frieden schafft man, indem man fanatisch Handelnde in die Knie zwingt. Man muß die Unruhestifter aus dem Verkehr ziehen, dann erst hat man Frieden. In was für einer Welt würden wir wohl leben, wenn keiner sich gegen Hitler erhoben hätte? *UNTERSCHRIFT: Hamburg MARIE-FLEUR KRÖGER

»Der Tod ist ein Meister aus Deutschland«, eine richtige Aussage nach der Barbarei der Nazi-Zeit. Laßt uns die Chance nutzen, durch unsere Absage an diesen Krieg, an jeden Krieg, diese Aussage in Zukunft ad absurdum zu führen! *UNTERSCHRIFT: Frankfurt REGINE NEUKUM-HOLZNER

Demonstranten! Zornig über jedes Geschäft mit dem Tod, respektiere ich Euren Einsatz. Ich glaube, Ihr wollt den Frieden so ehrlich wie ich, der im Hitlerkrieg und in der DDR beim CSFR-Konflikt schon Flagge zeigte. Aber laßt Euch nicht den Kopf verdrehen durch schräge Parolen, als sei Bush der Bösewicht und Saddam das Opfer! - Denkt eigenständig! *UNTERSCHRIFT: Düsseldorf KARL HERBST Pfarrer

»Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit«, sagte einmal Albert Einstein. Das Verhalten der Friedensbewegung bestätigt dieses beeindruckend. Bei den Amerikanern und ihren Verbündeten, die dabei sind, die Welt von einem zweiten Hitler zu befreien, kann man sich nur entschuldigen. *UNTERSCHRIFT: Hamburg HANS-HENNING FREIHERR VON BISCHOFFSHAUSEN

Werden jetzt auch bei Ihnen friedliche Blockaden und Besetzungen unter »Krawall (Flughafen Hamburg) linker Störtrupps« zusammengefaßt? Bei Blockaden der Friedensbewegung anno 1983 wurden zum Beispiel Walter Jens oder Heinrich Böll von Ihnen nicht als linke Störtrupps bezeichnet - weil sie keine Palästinenser-Tücher trugen oder einen konventionellen Haarschnitt auswiesen?

Wenn es nach dem Hamburger Innensenator Werner Hackmann ginge, sind wohl Demonstrationen im Volksparkstadion mit Eintrittskarte am besten. *UNTERSCHRIFT: Hamburg KARSTEN HEROLD

Wir sollten weiser als ein Saddam Hussein sein und das irakische Volk auf die Seite des Friedens holen, ohne es zu bombardieren. Ein Problem wegzubomben ist einfacher als Kommunikation, Problemanalyse und materielle Hilfe. Gerade jetzt aber verliert die Welt durch diesen Krieg die Chance zur internationalen Abrüstung und Konzentrierung aller Kräfte auf den Umweltschutz. In diesen neunziger Jahren wird sich der Weiterbestand des Lebens auf unserem Planeten dramatisch entscheiden. *UNTERSCHRIFT: Kassel ERIK KERSTING *BRIEFE *ÜBERSCHRIFT:

Rundgelutschtes Bonbon *EINLEITUNG: (Nr. 4/1991, Fernsehen: Deutsches Desaster im Golfkrieg) *

Mal ganz ehrlich, ich hätte nicht den Mut, jetzt aus Israel, Jordanien oder aus Saudi-Arabien zu berichten. *UNTERSCHRIFT: Passau CAROLINE WALGARTH

Ihre Behauptung, Frau Christiansen sei in jener Nacht »der Altersgrenze sichtbar« nähergerückt, ist schlichtweg eine gemeine Beleidigung, die nur aus einer androzentrischen Perspektive heraus geäußert werden kann. *UNTERSCHRIFT: Würzburg JOHANNES RINKE MECHTHILD HERBERHOLD

Kann Ihnen ernsthaft daran gelegen sein, hochglanzverpackte und flott servierte - und nebenbei scharf zensierte - Satellitenbilder a la CNN in die abendlichen Wohnzimmer flimmern zu sehen? Soll uns nun auch noch die Kriegsberichterstattung heruntergehen wie ein rundgelutschtes Bonbon? *UNTERSCHRIFT: Wuppertal CHRISTIANE GIBIEC

Ich habe über den Artikel so gelacht, daß mir die Tränen herunterliefen und ich dauernd mein Taschentuch benutzen mußte, um weiterlesen zu können. Die Sendung selbst, welche ich live am Bildschirm erlebte, war nicht zum Lachen, sondern zum Weinen. *UNTERSCHRIFT: Iserlohn (Nrdrh.-Westf.) HARRY KLEMM

Warum müssen wir Moderatoren sehen, wie sie mit den Telefonen herumfummeln? Warum müssen wir alle Anweisungen, die der Studioregisseur herausbrüllt, mitbekommen? Ist das eine Art Entfremdungstechnik? Also, so geht es jedenfalls nicht. *UNTERSCHRIFT: Berlin J. KRÄMER

Noch nie habe ich Ihnen zum SPIEGEL geschrieben, obwohl ich ihn fast immer blendend gemacht finde. Aber heute läuft mein Herz über: Ihr Beitrag über die Fernsehberichterstattung zum Golfkrieg spricht mir aus der Seele. Was für ein Gequatsche auf den deutschen Sendern, was für eine Umständlichkeit, wie viele Eitelkeiten spreizen sich da. Zum Glück konnte ich CNN sehen, sonst wäre ich vor einem deutschen Fernseher wahrscheinlich verrückt geworden. *UNTERSCHRIFT: München GÜNTER PRINZ Herausgeber Bunte *BRIEFE *ÜBERSCHRIFT:

Nur Übersetzer *EINLEITUNG: (Nr. 3/1991, Zeitgeschichte: Sowjethistoriker Lew Besymenski über die Entdeckung der Geheimprotokolle zum Hitler-Stalin-Pakt) *

Sie schrieben in dem Vorwort Ihres Artikels »Niemand kann uns überführen«, Lew Besymenski sei einst Vernehmungsoffizier von Generalfeldmarschall Friedrich Paulus gewesen. Das ist sehr falsch! Vernehmungsoffiziere waren: Marschall der Artillerei Woronow, Generaloberst Rokossowski und ein Major (der als Übersetzer fungierte). Besymenski war Oberleutnant und brachte Paulus nach Sawarygin zu den sowjetischen Generälen. Während der Major Russisch - Deutsch übersetzte, übersetzte Besymenski Deutsch - Russisch. Er war also nur Übersetzer, nicht Vernehmungsoffizier. Besymenski hat sich in Stalingrad einige Erfrierungen zugezogen, an denen er noch heute leidet. *UNTERSCHRIFT: Frankfurt HELMUT O. HORNUNG _(* 1943 in Stalingrad. )

Generalfeldmarschall Paulus, Besymenski* Zu den sowjetischen Generälen gebracht *BRIEFE *ÜBERSCHRIFT:

Totalrevision *EINLEITUNG: (Nr. 1/1991, Gesellschaft: SPIEGEL-Autor Peter Brügge über die Symptome der deutschen Luxus-Bewegung; Nr. 3/1991, Leserbrief des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder; Nr. 4/1991, Leserbrief des Uhrensammlers Harry Rodenstock) *

Ihren Artikel über die Symptome der deutschen Luxusbewegung habe ich mit Aufmerksamkeit und einigem Erstaunen über die Lebensgewohnheiten der darin Beschriebenen gelesen. Daß darin auch ich, neben Franz Josef Strauß, als Kunde des Herrn Altmann erwähnt wurde, ist allerdings zuviel der Ehre. Meine Nachforschungen haben ergeben, daß mein Wahlkreis München-Nord im Jahre 1976 dort ein Tourenfahrrad Marke Peugeot für einige hundert Mark gekauft und es mir sodann am Wahlabend als ständige Aufforderung, etwas für meine Gesundheit zu tun, geschenkt hat. Eigentlich nicht besonders luxuriös - oder? *UNTERSCHRIFT: Bonn HANS-JOCHEN VOGEL Vorsitzender der SPD

Erst jetzt lese ich, was Sie am Handgelenk des Herrn Schröder, Ministerpräsident von Niedersachsen, entdeckt zu haben glaubten. Ich bin zwar nicht der Händler, der Herrn Schröder zu dieser Uhr gebracht hat, wohl aber der Technikus, der Uhrmachermeister, der aus der Gebrauchtuhr eine funktionierende gemacht hat. Wir pflegen das Totalrevision zu nennen. Da ich also diese Uhr genau kenne und mit Einschätzungen vertraut bin, kann ich Ihnen versichern, daß der Wert dieser Uhr allenfalls ein Zehntel dessen beträgt, was Sie in Ihrem Artikel angegeben haben (circa 30 000 Mark -Red.), auch bei allerwohlwollendster Einschätzung. *UNTERSCHRIFT: Hannover GÜNTER KÄMPER *BRIEFE *ÜBERSCHRIFT:

Alter Hut *EINLEITUNG: (Nr. 2/1991, Soja: Schwäbisches Kochbuch für Afrika) *

»Der DED behindert ein Erfolgsprogramm«, behauptet der SPIEGEL. Tatsachen: Der DED arbeitet seit Jahren im Sojabohnenprogramm mit, das 1982 in Sambia landesweit gestartet wurde. 7 der rund 50 Entwicklungshelferinnen und -helfer des DED im Lande sind an dieser Kampagne beteiligt. Das DED-Engagement gilt speziell der Anbauberatung für Kleinbauern und der Information der Familien über die Nutzung von Sojabohnen in der menschlichen Ernährung. In Sambia verhungert niemand, weder Kinder noch Erwachsene. Es gibt genug Nahrungsmittel, aber massive Fehlernährung. Tatsache ist außerdem, 1988 wurden in Sambia fast 30 000 und 1989 rund 35 000 Tonnen geerntet. Frau Schempp hat die Sojabohne also nicht neu erfunden. *UNTERSCHRIFT: Berlin WILLI ERL Geschäftsführer des DED

Als Entwicklungshelfer des Deutschen Entwicklungsdienstes von 1985 bis 1987 in Sambia habe ich selbst erlebt, mit welchem Engagement und Erfolg Entwicklungshelfer des DED den Anbau und die Verwertung der Sojabohne bis in entlegenste Dörfer verbreiteten. Bereits damals wurden Rezepte in Stammessprachen verfaßt und auch praktisch vorgeführt. Soja-Rezeptbücher in Sambia sind somit ein alter Hut. *UNTERSCHRIFT: Römerberg (Rhld.-Pf.) WERNER MÜLLER Landwirt *BRIEFE *ÜBERSCHRIFT:

Schamlos hereingelegt *EINLEITUNG: (Nr. 3/1991, Musik: SPIEGEL-Redakteur Klaus Umbach über den weltweiten Rummel zu Mozarts 200. Todestag) *

Stellt Euch vor, es ist Mozart-Jahr, und keiner geht hin! *UNTERSCHRIFT: Lengerich (Nrdrh.-Westf.) RALF JUNGHÖFER

Fest steht: Das Wolferl ist eigentlich gar kein Genie, weshalb macht man nur zum 200. Todesjahr soviel Lärm? *UNTERSCHRIFT: Weinheim (Bad.-Württ.) ILSE SCHÖPS

Mozarts Musik zu schätzen erfordert eine gewisse Sensibilität, die Klaus Umbach offensichtlich nicht besitzt. Vielleicht sollte er sich in Zukunft auf Politik beschränken. *UNTERSCHRIFT: Recklinghausen KLAUS-PETER KUBIAK

Freunde, ich raff''s noch immer nicht - hat dieser gepuderte Austro-Beatle doch auch mich schamlos hereingelegt. Hätte ich mir nicht den SPIEGEL ausgeliehen, noch heute würde ich den »Don Giovanni« für ein Kunstwerk halten dieses dank SPIEGEL nun für immer und ewig entlarvten Aufschneiders namens Wolfgang Amadeus Mozart. Auf weitere Enthüllungen bin ich echt gespannt, ehrlich. *UNTERSCHRIFT: Weinheim (Bad.-Württ.) WOLFGANG DOBELKE

Alles in Salzburg und Wien sollte nur noch Mozart heißen. Wenn ich dann jemandem mitteilen möchte, daß ich von Wien nach Salzburg gefahren bin, um mir dort das Geburtshaus anzuschauen, danach ins Cafe gegangen bin und schließlich zurück nach Wien, um mir eine Mozart-Oper anzuhören, so könnte dies ungefähr so lauten: »Do bin i von Mozart nach Mozart gfahrn und hoab mir dann dem Mozart soan Mozart oagschaut; danach bin i dann ins Mozart auf einen Mozart, und als i dann den Mozart fertiggtrunken hoab, do bin i wieda zurückgfahrn nach Mozart und hoab mir am Abend eine Mozart-Mozart oaghört.« *UNTERSCHRIFT: Berlin HARALD R. REY *BRIEFE *ÜBERSCHRIFT:

Alle haben es gewußt *EINLEITUNG: (Nr. 5/1991, Finanzpolitik: Geld - Notstand im Osten) *

Die Tragik der Vereinigungsgeschichte ist: Alle haben gewußt, daß die finanziellen Opfer größer sein werden, als es uns die Regierenden in Bonn und damals Ost-Berlin vorgemacht haben; daß entscheidende Wissensträger allein aus wahltaktischen Gründen fürchteten, sich früher oder später »den Bart zu sengen, wenn sie die Fackel der Wahrheit durch das Gedränge tragen«, wie es Georg Christoph Lichtenberg einmal formulierte.

Die »knauserigen Länder« lassen über den Fonds deutsche Einheit, die Umsatzsteuer-Neuverteilung sowie personelle und technische Hilfe bis 1994 fast 70 Milliarden Mark in die Ost-Bundesländer fließen. Hinzu kommt: Vom erhöhten Steueraufkommen profitiert der Bund weit mehr als die Länder. Möglichkeiten der Refinanzierung wie Telefonsteuer oder höhere Sozialabgaben bleiben den Ländern versagt. Dennoch sind die West-Bundesländer auch weiterhin gewillt, ihre Solidarität mit den Ost-Bundesländern nachzuweisen. Dazu muß aber eine Finanzierung gefunden werden, die so solide und gerecht ist, daß sie auf Dauer hier und dort trägt.

Wohl wahr: Die Probleme kriegen Beine. Sie laufen den Ankündigungen der Bundesregierung hinterher. Vor dem 2. Dezember eilten die Regierungspolitiker mit ihren Versprechungen von Jubel- zu Wahlveranstaltung. Die Zeiten haben sich geändert: Ihre Beine kriegen offensichtlich Probleme. *UNTERSCHRIFT: Kiel HEIDE SIMONIS Finanzministerin des Landes Schleswig-Holstein *BRIEFE *ÜBERSCHRIFT:

Ohne Verbindung *EINLEITUNG: (Nr. 5/1991, SPIEGEL-Titel: Deutsche Technik für Iraks Raketen) *

In Ihrem Artikel »Mein Vetter in Bagdad« wird über Munitionslieferungen fälschlicherweise behauptet, daß die italienische Firma SNIA Techint eine Tochtergesellschaft von Dynamit Nobel sei. Richtig ist, daß zwischen SNIA Techint und Dynamit Nobel keinerlei Unternehmensverbindungen bestehen. *UNTERSCHRIFT: Troisdorf ULRICH HOPMANN Leiter der Presseabteilung Dynamit Nobel Aktiengesellschaft

Dynamit Nobel hat recht. -Red.

Eine Teilauflage dieser SPIEGEL-Ausgabe enthält eine Beilage der Hannoverschen Allgemeine, Hannover, der Enzyklop. Literatur, Dr. Egon Müller, Seefeld, sowie der McGraw-Hill/Business Week, New York.

* 1943 in Stalingrad.

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