BRASILIEN Heillos überfordert
Innenpolitisch schwer angeschlagen, droht Präsident Lula da Silva nun auch noch auf internationalem Parkett eine heftige Schlappe. Brasiliens Führungsrolle in der Uno-Stabilisierungstruppe in Haiti gilt als gescheitert. Nach dem Selbstmord ihres brasilianischen Oberbefehlshabers, General Urano Bacellar, wächst der Druck auf Lula, seine Soldaten zurückzurufen. Die Mission, den von Hunger, Aids und Bandenkriegen zerrütteten Karibikstaat zu stabilisieren, ist bislang fehlgeschlagen. Bewaffnete Horden kontrollieren weite Teile der Hauptstadt Port-au-Prince, die lange angekündigten Wahlen mussten wegen Unruhen immer wieder verschoben werden und sollen jetzt im Februar stattfinden. Auch danach dürfte sich die Lage in dem zu den ärmsten Ländern zählenden Inselstaat kaum beruhigen. Anhänger des ins Exil geflüchteten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide, der vor allem in Armenvierteln immer noch Unterstützung genießt, bekämpfen die Uno-Truppen als Besatzungsmacht. Nach Aristides Vertreibung durch Rebellen vor zwei Jahren hatte Brasília die Führung der internationalen Militärs übernommen, um sich außenpolitisch zu profilieren. Die 1200 brasilianischen Soldaten sind jedoch heillos überfordert. Die meisten sprechen kaum Französisch oder Englisch und sind von der Bevölkerung isoliert. Die Entwaffnung der ehemaligen Rebellen ist gescheitert.