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Heinrich Lübke

aus DER SPIEGEL 45/1966

Heinrich Lübke, 72, Bundespräsident, empfing am Montag letzter Woche eine Studenten-Abordnung der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität. Im Gespräch regten die Studenten an, ihnen nach französischem' Vorbild die Wahl zwischen Wehrdienst oder Arbeit in Entwicklungsländern zu lassen. Darauf Lübke: »Das geht auf gar keinen Fall, das ist nicht durchdacht. Es gehen ja dadurch der Bundeswehr zu viele Offiziere und Unteroffiziere verloren. Die Russen werden nicht immer Frieden wahren, deswegen braucht man eine gut ausgerüstete, Armee mit konventionellen Waffen, denn nur die kommen in Frage. Die Studenten würden sich in noch stärkerem Maße ihrer Pflicht, zur Bundeswehr zu gehen und dem Vaterland zu dienen, entziehen, wenn man ihnen statt dessen die Möglichkeit gäbe, in Entwicklungsländern tätig zu sein.« Der Präsident weiter: »Das geht schon unter dem Gesichtspunkt nicht, weil die Gefahr des Kommunismus bei uns größer würde.« Als Studenten einwarfen, daß der Kommunismus auch in den Entwicklungsländern bekämpft werden müsse, entgegnete Lübke: »Aber denken Sie doch an die vielen tausend Agenten bei uns, die man überhaupt nicht erkennen kann. Wieso den Kommunismus in den Entwicklungsländern bekämpfen, solange man im eigenen Land mit ihm genug zu tun hat?«

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