Helden - Narren - Nazis
(Nr. 46/1976, Bundeswehr)
Mir lief es kalt den Rücken runter, als ich im Rundfunk die Meldung hörte, daß viele Briefe an den Verteidigungsminister mit »Sieg Heil« unterschrieben waren.
Köln ALF-RÜDIGER VON LEMM
Hätte Herr Minister Leber seine Soldaten politisch besser kontrolliert und ihre Stellung in einer Demokratie deutlicher gemacht, es hätte nicht dieses Kraftaktes der Entlassung zweier Generäle bedurft.
Zweibrücken (Rhld.-Pf) BERTHOLD GÖTZ
Ihre Titelfrage »Marschiert die Bundeswehr nach rechts?« ist rhetorisches Bla-Bla -- zumindest das Fragezeichen. Die Bundeswehr kann gar nicht nach rechts marschieren, denn rechts neben ihr steht nur noch die Wand.
Frankfurt HEINZ BASCHE Flak-Kanonier der »Grolldeutschen«. seit seiner Desertion 1944 a. D.
General a. D. Krupinski hat mir schon einmal seine politische Einstellung und Demokratievorstellung deutlich gemacht. Während seiner Diensttätigkeit als Chef des Stabes beim Hauptquartier der 2. Allied Tactical Air Force in Rheindalen ließ er mich nach außerdienstlichen Meinungsäußerungen zu Gunsten der SPD/FDP-Koalition, die vom Großteil seiner deutschen Untergebenen als kommunistisch bezeichnet wurden, ohne Anhörung meiner Person zum Sicherheitsrisiko erklären und strafversetzen.
Köln DIRK-W. MORCHE
Stabsunteroffizier d. R.
Verdammt noch mal aber auch! Sogar Sie betitulieren diesen Herrn Rudel als »Kriegshelden«. Als Kriegshelden aber sind nur die zu bezeichnen, die ihr Leben dafür eingesetzt haben, das sinnlose Töten zu verhindern oder zu beenden. Und in diesem Sinn kann man sowohl Herbert Wehner als auch Willy Brandt als kriegsheldische Vorbilder für volltauglich erklären.
Karlsruhe CLAUS PHILIPP
Wenn eines Tages die »Vergangenheitsbewältigung« -- die einseitige Geschichtsdarstellung der »Berufsbewältiger« -- endlich in der historischen Wahrheit ihre Grenze findet, wird man sicherlich sagen: Wie konnte man 1976 bloß den »Tapfersten der Tapferen«, den heute schon vom früheren Gegner geachteten Träger der höchsten deutschen Tapferkeitsauszeichnung, Oberst a. D. Rudel, mit Wehner in einem Atemzuge nennen?
Hilchenbach (Nrdrh.-Westf.) GÜNTHER JUST Buchautor:
»Stuka-Oberst Hans-Ulrich Rudel«
Bei Recherchen zu einer Weltkriegs-11-Luftwaffen-Story stieß ich öfters auf den Namen Rudel. Rudel war nach Aussagen seiner damaligen Kameraden schon als Oberleutnant/Hauptmann »ein 150prozentiger Draufgänger, ein 150prozentiger Nazi und 150prozentiger Narr«. Alles in allem galt er schon frühzeitig als »des Führers bester und dümmster Offizier«. Als später die Stukas zu schwer und zu langsam waren, kam Hitler auf die Idee, die restlichen Exemplare seiner Lieblingswaffe zur Panzerjagd im Osten zu verwenden. Selbstverständlich wurden diese noch schwereren und noch langsameren Stukas zunächst reihenweise abgeschossen -- von russischen Jägern. Also setzte man zum Schutz der überlebenden
* Beim Besuch des Aufklärungsgeschwaders 51 »Immelmann« in Bremgarten (Baden-Württemberg). Rechts im Bild: Geschwader-Kommodore Oberst Schade
Panzerjagd-Stukas eine unverhältnismäßig große Anzahl Jäger ein. Dadurch wurde es nun ziemlich ungefährlich, Russen-Tanks in Mengen abzuschießen. Es ist müßig, auszurechnen, wie viele Soldaten sterben mußten, damit der Propaganda-Held Hitlers seine Orden »verdienen« konnte. Aber es ist leicht, sich vorzustellen, was verzweifelte deutsche Kommandeure und noch verzweifeltere deutsche Landser damals fühlten, deren Divisionen, Armeekorps und ganze Armeen praktisch ohne Jagdschutz waren, nur weil etwa ein Viertel der Jäger der gesamten Heeresgruppe Süd zum ausschließlichen, persönlichen Schutz von -- ich zitiere nach Temperamenten -- »Hitlers Augapfel« bis »des Führers Popoglöckchen« abkommandiert waren. Auf jeden Fall war Rudel schon damals kein Vorbild eines deutschen Soldaten -- außer für die NS-Propaganda -, und schon gar nicht sollte er ein Vorbild für die Bundeswehr von heute sein. »Helden«, Narren und Nazis haben dort sicherlich keine Aufgabe mehr -- Gott und Leber sei Dank!
München
WINFRIFD M. »FRIEDEL« SCHNITZLER Schnitzler Film Productions
Die verfluchte Brut. die uns die Russen bis Lauenburg bedingungslos ins Land geholt hat, droht nun erneut mit ihrem stinkigen Atem die jungen Burschen in Uniform zu verseuchen.
Hamburg ERWIN STAHLBERG
Zu Ihrer Meinung, Georg Leber wäre der von militärischem Pomp und Gehabe verklärter, den Generalen höriger Verteidigungsminister, muß ich Ihnen sagen, daß eben dieser der in der Truppe beliebteste und als bisher bester Verteidigungsminister anerkannt wird.
Backnang (Bad.-Württ.) FRANK MÖHRER Stabsunteroffizier in einer Panzer-Grenadier-Einheit
Die Männer des 20. Juli, welche ihr Leben eingesetzt und geopfert haben für ein besseres Deutschland und viehisch umgebracht wurden, zu verunglimpfen, ist eine Unverschämtheit. Das müßten unsere Offiziere Herrn Rudel unverblümt sagen.
Weißenburg (Bayern) STEFAN ZECHMEISTER
Stabswachtmeister a. D
Zum großen Treffen ehemaliger Fallschirmjäger 1958 in Freiburg i. Br. entsandte das Ulmer lt. Korps (ohne Traditionserlaß) Zelte, Feldküche und Unterstützungskommando, zu dem ich als damaliger Gefreiter abkommandiert war. In der Stadthalle ließ der Hauptredner Rudel markige Sprüche gegen die Demokratie auf sein begeistert mitgehendes Publikum los. Die Reaktion der wenigen Uniformträger im Saal war zu überblicken: Beifall nach Gehör beim (sprachunkundigen?) US-General, zurückhaltendes Händeklatschen beim General der 1. LL-Division, Verlassen des Saales durch den Gefreiten.
Bonn GERHARD VOGELMANN Hauptmann