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Helmut Kohl

aus DER SPIEGEL 30/1986

Helmut Kohl, 56, Bundeskanzler, fürchtet kurz vor der Wahl eine Neuauflage der »Pinscher«-Diskussion (in den sechziger Jahren hatte der damalige Kanzler Erhard in einem Streit mit Intellektuellen des Landes über den Schriftsteller Rolf Hochhuth gesagt: »Da hört der Dichter auf, da fängt der ganz kleine Pinscher an"). Der Kanzler hatte sich nie mit dem Brandt-Porträt in der Alt-Kanzlergalerie seines Amtes anfreunden können. Auf seinen Wunsch und mit Billigung Brandts wurde deshalb im Herbst vergangenen Jahres das unkonventionelle Werk des Malers Georg Meistermann (Photo o. l.) gegen das naturalistische Brandt-Porträt von Oswald Petersen (Photo o, r.) ausgetauscht. Nach einer Schamfrist von drei Monaten sollte das Meistermann-Gemälde ins Arbeitszimmer von Johannes Rau in der Bonner NRW-Vertretung wechseln. Als das Büro Brandt jetzt nachfaßte, winkte man im Kanzleramt ab: Der Kunst-Transfer in die benachbarte NRW-Vertretung müsse auf die Zeit nach der Wahl verschoben werden. So bleibt das mißliebige Brandt-Porträt wo es ist: am Übergang vom Abteilungsleiter-Flügel zum Kanzler-Komplex - genannt die »Seufzerbrücke«.

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