HERIBERT WILMES
HERIBERT WILMES
gehört dem Vorstand des westdeutschen Industrieverbandes Pflanzenschutz an und ist Chef der Verkaufssparten Pflanzenschutzmittel und Pharmazeutika bei den Farbenfabriken Bayer AG in Leverkusen:
Firmentreu hat sich der heute 58jährige gebürtige Westfale vier Jahrzehnte hindurch in diese Spitzenposition der 75 000 köpfigen Bayer-Hierarchie emporgedient. Derzeitiger Höhenpunkt seiner Karriere - im buchstäblichen Sinne - ist das 27. Stockwerk des Bayer-Verwaltungshochhauses zu Leverkusen, wo er, 105 Meter hoch über dem Rhein, im 163 Quadratmeter weiten, vollklimatisierten und mit modernen Plastiken geschmückten Konferenzsaal Stabs-Besprechungen abhält.
Im selben Werksgelände begann seine Laufbahn - wenn auch etliche Stockwerke bodennäher: Im Frühjahr 1924, gleich nach dem Abitur, startete Wilmes seine kaufmännische Lehre, anfangs in der Abteilung Farbstoffe, später auch in der Pharmazie.
Den Ruf der deutschen I. G. Farben in die Welt zu tragen, wurde er während der zwanziger und dreißiger Jahre mehrfach nach Übersee entsandt, vor allem in süd- und mittelamerikanische Länder. »Schon damals«, berichtet Wilmes, »hatten wir einige Schädlingsbekämpfungsmittel anzubieten« - gegen Ratten ("die beispielsweise 1932 von Schiff her die Pest nach Ecuador einschleppten") und als Saatschutzmittel.
Heute liefert allein die Firma Bayer mehr als 80 verschiedene Pflanzenschutzmittel. Viele davon - so etwa das »E 605« - gehören der Wirkstoffgruppe der Phosphorsäureester an, die während des Zweiten Weltkrieges in den Bayer-Laboratorien entwickelt wurden. Zusammen mit den sogenannten chlorierten Kohlenwasserstoffen, zu denen auch das von dem Schweizer Nobelpreisträger Paul Müller entdeckte DDT zählt, ermöglichten diese Wirkstoffe erstmals einen weltweit betriebenen Pflanzenschutz.
So wuchs auch beim Bayer-Konzern seit Kriegsende der Absatz von Pflanzenschutzmitteln rapide. Der Umsatz in diesem Herstellungszweig des Konzerns hat mittlerweile den des traditionsreichen Pharmazie-Zweiges nahezu überrundet.
Bayer-Direktor Wilmes, in Mußestunden Sammler von Westphalica, verschließt sich der Problematik nicht, die mit der Massenausbringung chemischer Insektizide verknüpft ist und die vor allem seit Erscheinen des polemischen Mahn-Buches »Der stumme Frühling« von Rachel Carson in der Öffentlichkeit heftig diskutiert wird (Wilmes: »Ich habe das Buch zweimal gelesen").
Die Diskussion soll auf der diesjährigen Deutschen Pflanzenschutz -Tagung fortgeführt werden, die ab Dienstag dieser Woche in Wiesbaden stattfindet. Heribert Wilmes wird in Wiesbaden die dutzendköpfige Bayer-Equipe anführen.