PERSONALIEN Horst Ehmke, Spiro Agnew, Olav V König von Norwegen, Hans-Dietrich Genscher, Gustav Obermair, Abraham Beame, Ed Hamilton
Horst Ehmke, 46, Forschungsminister, möchte mit einem privaten Energieprogramm private Folgen der Energiekrise überwinden. Weil der mit einer Tragluft-Halle überdachte Swimming-pool neben dem Minister-Haus in Rhöndorf seit den arabischen Öldrohungen nicht mehr beheizt wird, müssen Ehmke und Frau Maria schon seit Wochen auf ihr tägliches Fitnesstraining verzichten. Nun will sich der Minister eine Sauna zulegen, damit er in überhitztem Zustand in das nur acht Grad warme Wasser springen und so seinen Pool doch noch nutzen kann
Spiro Agnew, 55, (im Oktober zurückgetretener) US-Vizepräsident, erhielt in aller Stille einen Ehrenplatz: Weil der einstige Sprecher der schweigenden Mehrheit Amerikas von 1967 bis 1969 Gouverneur im US-Bundesstaat Maryland war, wurde jetzt traditionsgemäß sein Porträt im Gouverneurs-Sitz von Annapolis aufgehängt -- ohne die üblichen Feierlichkeiten. Das Republikaner-Bildnis wurde schräg gegenüber einem Porträt des (1649 geköpften) englischen Königs Karl I. placiert, weil, so Vize-Gouverneur Blair Lee III., »dieser Ort angemessen schien": »Agnew fiel in Ungnade und verlor seinen Posten. und König Karl fiel in Ungnade und verlor seinen Kopf.« Ursprünglich sollte das 200-Dollar-Bild bereits im Februar vergangenen Jahres aufgestellt werden, doch einen Tag vor der öffentlichen Enthüllung hatten Agnew-Untergebene das Werk abgeholt und den britischen Maler Robert Tollast um Korrekturen gebeten. Grund: Eine »leichte Variation des Hintergrundes« (Tollast), die um Agnews Kopf zu sehen war, wurde von Betrachtern als »Heiligenschein« bewertet.
Olav V., 70 (r.), König von Norwegen, geht seinen mit Sonntagsfahrverbot belegten Untertanen »mit gutem Beispiel voran« (Oslos »Aftenposten"). Um zum Skilaufen ins Holmenkollen-Gebiet zu gelangen, setzte er sich in die Vorort-Bahn und kaufte für insgesamt acht Kronen (etwa vier Mark) sieh, seinem Adjutanten und seiner Hündin »Charme« bei Schaffner Jens Thoresen Fahrkarten. Nach einer guten Stunde kehrte Olav auf demselben Wege nach Oslo zurück -- wiederum unbeachtet von seinem Volk: Als Schaffner Thoresen die Fahrgäste auf den prominenten Mitreisenden aufmerksam machen wollte ("Da sitzt der König"), blickte von ihnen kaum jemand auf. Hans-Dietrich Genscher, 46. favorisierter Vize-Kanzler, FDP-Chef und Bundesaußenminister, hat zum Dreikönigstreffen der Liberalen am vergangenen Wochenende in Stuttgart keine Redeerlaubnis erhalten. Nach dem Wunsch des Parteipräsidiums sollte Genscher anstelle des Rekonvaleszenten Walter Scheel, der sich nach einer Nierenoperation auf das Amt des Bundespräsidenten vorbereitet, die traditionelle Abschlußkundgebung bestreiten. Der baden-württembergische Landesvorstand aber lud statt dessen Bundeswirtschaftsminister Hans Friderichs und den Chef-Denker Werner Maihofer ein, der sich bei dieser Gelegenheit mit einer Grundsatzrede für höhere Aufgaben beim Revirement in Kabinett und Parteispitze profilieren soll.
Gustav Obermair, 38, Physik-Protessor und »linker Sozialist« (Obermair über Obermair), der als bisher einziger linker Rektor Bayerns an der Universität zu Regensburg (von 1971 bis 1973) marxistische Grundkurse einführen wollte, soll aus der SPD ausgeschlossen werden. Grund: Das Mitglied der Hochschulkommission beim Bonner Parteivorstand hatte im Herbst vergangenen Jahres ein von Studenten verfaßtes Chile-Flugblatt ("Helft mit. den Vormarsch der Reaktion aufzuhalten") mitunterschrieben und seine Thesen auch auf Kundgebungen vertreten. Nach Ansicht des SPD-Bezirksvorstands Niederbayern/Oberpfalz hat die Chile-Schrift, die auch von zwei DKP-Mitgliedern unterzeichnet worden war, »deutliche Züge kommunistischer Diktion«. Dem anhängigen Parteiordnungsverfahren gegen Obermair und acht andere Regensburger Genossen griff der Bezirksvorstand nun mit einer »Sofortmaßnahme« -- dem Ruhen der Mitgliedsrechte -- vor, nachdem sich die Chile-Demonstranten mehrfach geweigert hatten, sich nachträglich vom Flugblatt-Text zu distanzieren. »Als der Obermair erklärte, wir stehen solidarisch zu der Aktion«, so erinnert sich ein Teilnehmer an eine erfolglose Vermittlungs-Ladung beim Vorstand. »da ist bei denen die Klappe runtergegangen.«
Abraham Beame, 67, (seit vergangenen Dienstag) Bürgermeister von New York, wurde im neuen Amt mit Spott empfangen. Bei einem Treffen von Beame und seiner Mannschaft mit den engsten Mitarbeitern seines Vorgängers John Lindsay fiel auf, daß die neuen Leute zwischen 59 und 70 Jahre, die Ausscheidenden dagegen zwischen 29 und 36 Jahre alt waren. Ed Hamilton. 36, stellvertretender Bürgermeister unter Lindsay, zitierte daraufhin den ehemaligen Präsidenten Kennedy, der 1961 bei seinem Regierungsantritt erklärt hatte: »Die Fackel ist an eine neue Generation weitergegeben worden.«