HUNDEMARKE
Recht ausführlich beschäftigen Sie sich anläßlich der Ermordung des südafrikanischen Ministerpräsidenten Dr. Verwoerd nicht nur mit Einzelheiten seines Todes, sondern auch mit den grundsätzlichen Problemen dieses Landes. Dabei sind Ihnen einige Pannen passiert.
Sie erwähnen das gewiß traurige Vorkommnis von Sharpeville und behaupten, daß die Polizisten auf die Schwarzen schossen, die lediglich gegen die »Hundemarke« protestierten und sich wegen »Ausweislosigkeit« verhaften lassen sollten. Die Dinge liegen anders. Ein gleicher Haufen des schwarzen Mobs, aufgeputscht von politischen Agitatoren, hatte ganz kurz vor dem Marsch nach Sharpeville in Cato Manor bei Durban anläßlich eines derartigen angeblichen »Verhaftungsmarsches« neun Polizisten der dortigen Polizeistation viehisch ermordet. Unter den Opfern waren auch vier schwarze Polizisten. Können Sie es den wenigen Polizisten der Station Sharpeville verdenken, daß sie nach erfolglosen Warnsalven dann gezielt schossen, um sich ihr Leben zu erhalten? Warum erwähnen Sie diese Dinge nicht auch?
Und eine letzte Frage: Warum glossieren Sie das »Paß-Gesetz«, das jeden Bantu verpflichtet, seinen Personalausweis bei sich zu tragen? Abgesehen davon, daß jeder Weiße und jeder Inder genau so verpflichtet ist, einen gleichen Paß stets bei sich zu haben, sollten Sie auch erwähnen, daß einer der wesentlichsten Gründe für diesen Ausweiszwang in dem Wunsch der südafrikanischen Regierung zu suchen ist, daß zunächst einmal südafrikanische Bantu die lukrativen Arbeitsplätze in der Republik Südafrika erhalten sollen und nicht die jährlich zu Zehntausenden über die unkontrollierten Grenzen einwandernden Neger aus Ost- und Mittelafrika. Dieser Ausweis, der von Ihnen so glossiert wird, bedeutet für den südafrikanischen Bantu gewissermaßen eine Garantie, daß er in Südafrika arbeiten und recht gutes Geld verdienen kann - und im übrigen muß (oder sollte) auch jeder Bundesbürger seinen Personalausweis mit sich führen und ist auf seinem Einwohnermeldeamt registriert.
Lüdenscheid (Nordrh.-Westf.)
DR. WILHELM EHMER
Verleger der »Lüdenscheider Nachrichten«
Der Friedensnobelpreisträger Albert Luthuli war 1961 sehr wohl in Oslo, um, wie er mir bei meinem Besuch in seiner »Verbannung« stolz bekannte, den Scheck »für alle Schwarzen Südafrikas« entgegenzunehmen. Allerdings sahen weder seine Partei noch alle Schwarzen etwas von diesem Geld, mit dem sich Luthuli im Swaziland eine zweite Farm kaufte. Seine Partei setzte ihn daraufhin als Vorsitzenden ab und schloß ihn aus. Bei der Erwähnung des Mindestlohnes für schwarze Hilfsarbeiter (10,20 Mark pro Tag) hätte darauf hingewiesen werden müssen, daß dieser Lohn freie Arbeitskleidung, Verpflegung, Wohnung und kostenlose ärztliche Betreuung einschließt. Die von Ihnen genannten »Vorstadtkrals« sind neugebaute Vierzimmer-Häuser mit Licht, Wasser, Dusche oder Bad und Garten, für die die Bantu zwischen 20 und 30 Mark Miete zahlen. Schwarze Sekretärinnen und schwarze Baggerführer verdienen jedoch immerhin zirka 600 bis 700 Mark. Ich hätte mir gewünscht, daß Sie dem weißen Südafrika gegenüber, dessen Bürger etwa zu einem Viertel deutscher Abstammung sind, etwas objektiver gewesen wären und die Abscheulichkeit des Mordes - wie es die gesamte Weltpresse tat - betont hätten. Immerhin sind wir Südafrika einigen Dank schuldig. Unser Export in dieses Land hat einiges zu unserem Wohlstand beigetragen, und wir sollten wohl auch nicht einfach darüber hinweggehen, daß die ersten Care-Pakete nach dem Krieg nicht aus den USA, sondern aus Südafrika eintrafen, daß die ersten Luftbrücken-Piloten Südafrikaner waren und die ersten Kriegs-Vollwaisen von Südafrikanern adoptiert würden.
Gartenberg (Bayern) E. G. SCHLEINITZ