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»IHNEN, O DUCE, STETS TREU GEDIENT«

aus DER SPIEGEL 13/1967

Unter Mussolini förderte Badoglio nicht nur seine eigene Karriere, er unterstützte auch die Diktatur des Duce.

Nach einem erfolglosen Attentat auf Mussolini (durch den Antifaschisten Zaniboni) gab Badoglio sofort die salbungsvolle Erklärung ab:

»In diesen Tagen der überschwenglichen Gefühle und des Frohlockens werden Euer Exzellenz, die Gottes Wille schützt, das Herzklopfen der Ihnen in Liebe ergebenen Nation wie auch aller jener gefühlt haben, die für das Wohl des Vaterlandes unter den Waffen stehen und Ihnen im Namen des Königs gehorsamst ergehen sind.«

Als Belohnung für diese Unterstützung erbat Badoglio von Mussolini den Titel eines Marquis: »Da die Großzügigkeit Euer Exzellenz in der Belohnung treuer Mitarbeiter allbekannt ist, erlaube ich mir, Sie zu bitten, Seiner Majestät dem König vorzuschlagen, daß er mir einen an meine Söhne übertragbaren Adelstitel für meine Taten bei Sabotino (im Ersten Weltkrieg) verleihe.« Badoglio schloß sein Ersuchen mit den Worten: »Euer Exzellenz können stets auf meine vollkommene und absolute Ergebenheit zählen.«

So wurde der erste Marquis von Sabotino kreiert.

Von 1929 bis 1933 war Badoglio Gouverneur von Libyen, und sein Vize war General Graziani. Die beiden brachen Libyens nationalen Widerstand und errichteten ein faschistisches Regime. Badoglio: »Friede für diejenigen, die ihn wollen.« Und: »Ausrottung all jener, die sich widersetzen.«

Dann kam der Krieg gegen Abessinien. Badoglio erwies sich als Versager: Trotz der Luftüberlegenheit der Italiener und der Anwendung von Giftgas konnte er keine Entscheidung herbeiführen; erst als der Geheimdienst zufällig ein Telephonat des Kaisers von Äthiopien abgehört hatte, aus dem Aufmarsch und Pläne der Abessinier hervorgingen, vermochte Badoglio bis nach Addis Abeba vorzustoßen.

Nach dem Sieg in Abessinien im Mai 1936 nahm König Viktor Emanuel den Titel eines Kaisers von Äthiopien an, Graziani wurde zum Marschall ernannt Badoglio erhielt nur den nichtssagenden Titel Vizekönig und fühlte sich vernachlässigt. Also bat er um Verleihung des Titels »Herzog von Addis Abeba«.

Der Titel wurde ihm auch verliehen, doch mit der Einschränkung, daß er nicht vererbt werden dürfe. Badoglio griff zur Feder und wies in einem Brief an den Duce darauf hin, daß andere Marschälle Erbtitel erhalten hätten: Er habe zwei Söhne; dem einen möchte er den Titel »Marquis von Sabotino«, dem anderen den Titel »Herzog von Addis Abeba« vererben.

Und wieder bekam er, worum er gebeten hatte.

So kehrte er als Herzog von Addis Abeba nach Rom zurück und nahm feierlich das Parteibuch der Faschistischen Partei in Empfang -- und einen Scheck über fünf Millionen Lire (976 000 Reichsmark) »für geleistete Dienste«.

In tiefer Dankbarkeit schrieb er an Mussolini: »Der Duce wird uns in der Gestaltung der Zukunft und des Reiches unfehlbar und auf prophetische Weise führen.«

Um sein Einkommen zu erhöhen, bat er, man möge ihm seine Dotation als Vizekönig lebenslänglich ausbezahlen.

Sodann ernannte er sich selbst zum Präsidenten des Nationalen Forschungsrates -- eine Sinekure, die ihm monatlich 100 000 Lire (19 500 Reichsmark) eintrug.

In seiner Antrittsrede sang er schon wieder eine Hymne auf Mussolini: »Wir Italieners haben das große Glück, daß unser ziviles und militärisches Dasein von einem großen Mann gelenkt wird -- vom Duce. Ich, als sein treuester Mitarbeiter, bin glücklich, bei dieser Tagung anwesend zu sein.«

Hierauf ließ er sich eine Villa im Neorenaissancestil, Inmitten eines großen Parks In Piemont, durch öffentliche Subskriptionen vermachen. Um den Unterhalt der Anlage zu decken, wurde Touristen gestattet, die Villa für fünf Lire (98 Pfennig) zu besichtigen.

Von der Stadt Rom ließ er sich einen Baugrund von 10 000 Quadratmetern schenken. Auf ihm wurde eine palastähnliche Villa im Wert von mehreren Millionen Lire errichtet.

Als Badogile bereits wußte, daß Mussolini sich entschlossen hatte, Frankreich in den Rücken zu fallen, schrieb er: »Wenn ich je auf etwas stolz gewesen bin, so darauf, daß ich Ihnen, o Duce, stets treu und in restloser Ergebenheit gedient habe.«

Als Stabschef bereitete Badoglio den Angriff auf Frankreich und auf Griechenland vor.

Als die Katastrophe in Griechenland ein solches Ausmaß erreicht hatte, daß Mussolini einen Sündenbock brauchte, wurde Badoglio vom Duce entlassen.

Voller Verbitterung ließ Badoglio sich in die Verschwörung verwickeln, die am 25. Juli 1943 mit dem Sturz Mussolinis ihren Höhepunkt erreichte.

Peter Tompkins
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