ARCHÄOLOGIE »Illegal mitgenommen«
SPIEGEL: Sie sind fest entschlossen, die Nofretete-Büste nach Ägypten zurückzuholen?
Hawas: Den endgültigen Entschluss in dieser Sache habe ich noch nicht gefasst. Ich werde das Thema in diesen Tagen mit den Mitgliedern der Sonderkommission beraten, die mit der Rückführung ägyptischer Altertümer aus dem Ausland beauftragt worden ist.
SPIEGEL: Sie haben aber bereits behauptet, dass die Büste illegal nach Berlin gebracht worden sei, und auch Einzelheiten preisgegeben, warum Sie zu dieser Überzeugung gelangt sind.
Hawas: In der Tat habe ich Dokumente erhalten, aus denen hervorgeht, dass die Büste unserer Königin von deutschen Ausgräbern 1913 illegal aus Ägypten mitgenommen wurde. Die Deutschen haben damals offenbar wider besseres Wissen den ägyptischen Behörden erklärt, es handele sich um die Gipsfigur einer ägyptischen Prinzessin. In Wahrheit war das wohl nur ein Vorwand - unter dem Gips war der Kopf der Pharaonengattin versteckt.
SPIEGEL: Wenn Sie angeblich eindeutige Beweise haben, dann könnte Ägypten doch gleich einen Antrag auf Rückführung stellen?
Hawas: Die Kommission wird jedes Argument, auch die möglichen Einwände der deutschen Seite, genau unter die Lupe nehmen. Vorher wird niemand eine Entscheidung treffen.
SPIEGEL: Es geht nicht nur um eine Rückgabe der Pharaonengemahlin, sondern auch darum, die Büste Kairo für einen bestimmten Zeitraum auszuleihen.
Hawas: Wir werden uns zum Thema Nofretete mit all seinen Aspekten in wenigen Tagen klipp und klar äußern. Hinzufügen möchte ich noch, dass Friederike Seyfried, die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, keinerlei Verfügungsgewalt über die Büste hat und das Thema deswegen auch mit entscheidungsbefugten deutschen Fachleuten erörtert werden muss.