SCHLESWIG-HOLSTEIN Im Hufeisen
Wenn die mal die absolute Mehrheit bekommen«, so sprach Otto Eisenmann« seinerzeit FDP-Landeschef und Sozialminister in der schleswigholsteinischen CDU/FDP-Koalition, 1968 während der Notstandsdebatte über die Christdemokraten, »sitze ich bei denen im KZ.«
Anfang letzter Woche begab sich der 57 Jahre alte Versicherungskaufmann aus Itzehoe im Unterelbe-Landkreis Steinburg freiwillig zur CDU. »Ober Pfingsten hatte sich der »progressive Liberale« -- so Eisenmann noch unlängst über Eisenmann -- zum Christdemokraten gewandelt: weil er sich außerstande sah, »den eindeutigen Linkskurs der FDP länger mitzumachen«.
Nun ist der gebürtige Württemberger, Landes-Speerwurfmeister (62,28 Meter) der 30er Jahre und EK-I-dekorierter Infanterieoffizier, freilich seit langem in privaten politischen Kursänderungen geübt.
Und festlegen mochte sich der »eiserne Otto«, der 1963 die Ehrennadel der »Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS« (Hiag) entgegennahm, andererseits aber auch gute Beziehungen zu amerikanischen Zionisten unterhielt, eigentlich nie.
Zunächst hatte sich Sportler Eisenmann, der nach dem Kriege siebzehnmal das »Goldene Leistungsabzeichen« des Deutschen Leichtathletikverbandes erwarb, zum Landtags- und Bundestagsabgeordneten der nationalen Deutschen Partei (DP) Heinrich Hellweges hochgedient.
Als seine »Kameraden« (Eisenmann-Jargon) 1958 mit der CDU für die atomare Bewaffnung der Bundeswehr
* Als Sieger seiner Altersklasse beim Nordmark-Turnfest in Lübeck.
stimmten, verließ er die DP, um so einer »tödlichen Umarmung durch die CDU« zu entgehen.
Der CDU-Gegner trat zur FDP über, stürzte 1963 den altliberalen Landes-Parteivorsitzenden, Justizminister Dr. Bernhard Leverenz, ließ sich selber zum Parteichef in Schleswig-Holstein küren -- und war Rechten wie Linken unter seinen neuen Parteifreunden gleichermaßen genehm: Vor den Konservativen beschwor er die »nationale Politik aus liberaler Sicht«, aufmüpfige Jungdemokraten wies er auf seine »sozialliberale Grundhaltung« hin, die er aus dem heimatlichen Schwaben ("einem Kernland der Demokratie"> mitgebracht habe.
Seit 1967 Sozialminister im Kabinett des Christdemokraten Dr. Helmut Lemke, blieb Eisenmann ohne Fortüne. Weder im Ministerium noch in der Partei gelang es ihm, geeignete Mitarbeiter an sich zu binden, und so irrte er bisweilen auf der Suche nach Nothelfern umher, denen er freilich -- so ein Eisenmann-Berater -- »auch nicht immer die ganze Wahrheit sagte, so daß man nie wußte, ob man ihm unter den wirklichen Voraussetzungen Ral erteilte«,
Als Eisenmann sich für die Wahl des Sozialdemokraten Heinemann zum Bundespräsidenten einsetzte und nach der Bundestagswahl im September letzten Jahres erklärte, der Abstand der FDP zur SPD sei auch in Schleswig-Holstein nicht größer als zur CDU, verdüsterten sich auch die Beziehungen zwischen Regent Lemke und Mitregent Eisenmann.
Eine günstige Gelegenheit, seinen Sozialminister loszuwerden, bot sich Lemke, als Eisenmann im November 1969 Gebietsreform-Pläne der Regierung öffentlich als »unausgegoren« abtat.
Die Freunde von der FDP reagierten überwiegend ungerührt auf die Entlassung und setzten die Koalition mit der CDU fort. Vergrällt legte Eisenmann den Parteivorsitz nieder und kehrte später nur als Schatzmeister noch einmal in den Landes-Parteivorstand zurück. Es blieben ihm Ämter als Bürgervorsteher im Kreisstädtchen Itzehoe und Abgeordneter im Steinburger Kreistag.
Die Wandlung zum Christdemokraten und der Eintritt in die CDU-Fraktion von Rat und Kreistag fielen denn auch mit dem Zeitpunkt zusammen, da der so Abgehalfterte -- nach den FDP-~ Stimmenverlusten bei den Kommunalwahlen am 26. April -- auch seine bescheidenen lokalen Würden verlieren sollte,
Nachdem er »jahrelang als erster Stadtrat und Bürgervorsteher vorn gesessen« habe, so vertraute Eisenmann alten Kollegen des FDP-Kreisvorstandes an, sei es ihm nun »unerträglich«, am hinteren Ende der Ratstafel »im Hufeisen zu sitzen
Als Christdemokrat will Eisenmann Jetzt in Itzehoe »einige Dinge vollenden« -- darunter den Bau einer »Turnhalle für meinen Sportverein«.