Irak: NVA übte Gaskrieg
Die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR hat dem Irak bei den Vorbereitungen für einen chemischen Krieg geholfen.
Vier Offiziere der »Chemischen Dienste« der NVA leiteten bis Anfang der achtziger Jahre den Aufbau eines Manöverfeldes für atomare, chemische und biologische Waffen bei Bagdad. Auf mehreren Quadratkilometern Wüstengelände errichteten irakische Baufirmen nach NVA-Plänen Kommandotürme zum Ausbringen von radioaktiver Gamma-Strahlung, Spezialgebäude und Gleisanlagen für die Entseuchung von Fahrzeugen sowie ein Schießfeld mit Hausattrappen.
Die streng geheim gehaltene irakische Anlage wurde nach dem Vorbild des größten ABC-Waffen-Übungsplatzes im brandenburgischen Storkow, den jüngst eine Delegation der Bundeswehr inspizierte, ausgebaut. In »Konsultationen« haben sich mehrmals irakische Militärs bei der NVA über chemische Kriegführung informiert, wie der Chef der Chemischen Dienste, Oberst Rolf Büttner, im Ost-Berliner Ministerium für Abrüstung und Verteidigung bestätigte.
Die Experten für chemische Kriegführung aus Ost-Berlin, darunter der damalige Leiter der ABC-Abwehr Karl-Heinz Nagler, unterrichteten irakische Soldaten auf dem nahöstlichen Übungsplatz im fachgerechten Umgang mit Spezialgeräten zur Erkennung von chemischen Kampfstoffen oder radioaktiver Strahlung.
Von der baden-württembergischen Firma Rhein-Bayern Fahrzeugbau und dem Maschinenbaukonzern Magirus waren damals mobile toxikologische Labors an den Irak geliefert worden. Zum Einsatz kamen bei simulierten Gasangriffen Aufklärungsfahrzeuge sowjetischer Bauart, automatische Kampfstoffanzeiger sowie ABC-Schutzsysteme für Panzerverbände. Eine »Übergabe von Kampfstoffen« sei im Rahmen der Ausbildung, so Büttner, »nicht erfolgt«.